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Golf und Klima – Das Spiel als Faktor für den Kampf um einen grünen Globus

23. Feb. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Bio-Diversität und Sauerstoffproduktion sind nur zwei Stichworte des Umwelt-Nutzens von Golfplätzen. (Foto: Getty)

Bio-Diversität und Sauerstoffproduktion sind nur zwei Stichworte des Umwelt-Nutzens von Golfplätzen. (Foto: Getty)

Suzann Pettersen gewann Majors und prägte Solheim Cups, seit August 2018 ist die Norwegerin Mutter und hat ihrer sportlichen Leidenschaft einen neuen Aspekt verliehen: „Golf ist ein globaler Sport, der mit Menschen und Landschaften auf der ganzen Welt verbunden ist – die vom Klimawandel betroffen sind und ihn beeinflussen.“ Daraus, betont die 40-Jährige in ihrer Rolle als Botschafterin der Golf Environment Organization (GEO), einer gemeinnützigen Stiftung für Nachhaltigkeit im Golf aus Schottland, ergebe sich eine Verantwortung, „der wir gerecht werden müssen“.

„Nicht Teil des Problems, sondern der Lösung“

Jahrzehntelang wurde auf den Parcours weltweit gedüngt, gespritzt und gewässert, was die Halme aushielten (manchmal auch nicht) und was Chemiekonzerne sowie Wasserhähne hergaben. Das Spiel geriet vielerorts zur ökologischen Katastrophe – und ist es heute noch in Gegenden, wo genuin eigentlich gar kein Platz für Golf sein dürfte – im doppelten Wortsinn. Oder wo Macht und Moneten sich über Gesetze und Naturschutz hinweg setzen.

Doch die Reputation hat sich generell und grundlegend gewandelt: Nur noch komplett betonköpfige Klima-Aktivisten wollen nicht wahrhaben, dass „Golfanlagen nicht Teil des Problems, sondern der Lösung“ sind, wie es Umweltberater und Rasenexperte Dr. Gunther Hardt mal formuliert hat, der als Auditor das Programm „Golf&Natur“ des Deutschen Golf Verbands begleitet.

Rückzugsorte der Artenvielfalt

Das liegt nicht zuletzt am ökologischen Geist, der in der Branche Einzug gehalten hat. Golf ist kein Umweltschmarotzer mehr, der Flächen frisst, Naturlandschaften verschandelt, kostbares Nass verplempert und mit Chemiekeulen Boden und Grundwasser kontaminiert. Im Gegenteil: Golfanlagen sind Rückzugsorte der Artenvielfalt – Stichwort Bio-Diversität – und Refugien für Flora und Fauna; sie renaturieren ausgeräumte Landschaften, Industrie- und Ackerbrachen oder militärische Konversionsflächen, wo der öffentlichen Hand vielfach das Geld fehlt.

Hierzulande mögen die Green Eagle Golf Courses exemplarisch gelten, auf denen Miteigentümer Michael Blesch im Zug seiner Um- und Ausbauarbeiten die originäre Heide-Landschaft wieder zurück bringt. Oder der Mainzer Golfclub über einer vormaligen Mülldeponie und Budersand auf Sylt, das sich auf dem Areal der einstigen Pidder-Lüng-Kaserne in Hörnum erstreckt und zudem die Dünen schützt.

Jeder Tropfen Wasser wird gezielt eingesetzt

Solche Beispiele lassen sich weltweit fortsetzen, siehe Streamsong in Florida auf dem Gelände einer Phosphat-Mine oder Chambers Bay, der ehemaligen Abraumhalde für Sand und Kies, in deren Kessel ein grandioses Golfgeläuf entstanden ist, das 2015 Schauplatz der US Open war.

Golfanlagen haushalten inzwischen signifikant mit dem Wasserverbrauch, dank des Einsatzes genügsamer Gräser und indigener Vegetation sowie ausgeklügelter Beregnungs- und Dränage-Technik. Wo landauf landab grobe Wasserwerfer die rar gewordene Ressource über Rüben- oder sonstige Felder schleudern, wird auf Abschlägen, Fairways und Grüns jeder Tropfen bewusst und gezielt eingesetzt.

Sauerstoffproduktion und Staubbindung

Golfanlagen produzieren Sauerstoff und binden Staub. In Deutschland belegen die über 700 Ensembles eine Fläche von etwa 48.000 Hektar. Grasnarbe und Flora reduzieren die Erosion des Bodens auf nicht mal ein Prozent, binden jährlich ca. 500.000 Tonnen Staub und produzieren statistisch gesehen pro 18-Loch-Platz Sauerstoff für bis zu 7.000 Menschen. Weltweit geben rund 2,6 Millionen Hektar dem Spiel Raum und die Möglichkeit, zugunsten des Klimas zu wirken.

Das sind zwar lediglich knapp 0,02 Prozent der globalen Landmasse, denen vergleichsweise fünf Milliarden Hektar an landwirtschaftlicher Fläche gegenüber stehen: Aber dennoch ist Golf bei sinnvollem und nachhaltigem Engagement aller handelnden Personen ein Faktor im Kampf gegen den Klimawandel. Weltweit fördern Verbände, Institutionen und Non-Profit-Organisationen wie die GEO diese Entwicklung mit Handlungsempfehlungen, Anleitungen, Studien, Best-Practice-Beispielen.

Insektenhotels nicht mehr State of the Art

Klimawandel und Klimaschutz stehen auf der Agenda des Golfsports ganz oben, Ökologie sowieso. Und Insektenhotels oder Streuobstwiesen allein sind längst nicht mehr State of the Art. Da passt es perfekt, dass die GEO Foundation for Sustainable Golf bei der Klimakonferenz der Vereinten Nationen im vergangenen Oktober/November angedockt und während der „COP 26“ in Glasgow ein eigenes virtuelles Meeting veranstaltet hat, um in Gesprächen mit Experten der unterschiedlichsten Fachrichtung herauszuarbeiten, welche Rolle Golf im Sinne eines effektiven Klimaschutzes spielen kann.

„Diese Veranstaltung war wichtig und wertvoll, um darüber zu diskutieren, wie wir unseren Möglichkeiten schneller gerecht werden können“, sagt Suzann Pettersen: „Nicht nur für Golfer, nicht nur für die heutige Gesellschaft, sondern auch für kommende Generationen.“

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