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„Gesundheitsreport“ des R&A: Ein tolles Tool für die Golf-Lobby-Arbeit

28. Jan. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Golf spielen ist Balsam für Herz und Kreislauf (Foto: Getty)

Golf spielen ist Balsam für Herz und Kreislauf (Foto: Getty)

Corona beherrscht das Leben. Weltweit. Covid-19 überlagert alles. Selbst andere Pandemien. Ja, gibt‘s – sie werden im allgemeinen Bewusstsein bloß selten als ebensolche wahrgenommen. Bewegungsmangel beispielsweise, von der Weltgesundheitsorganisation WHO längst als schleichende, gleichwohl umfassende Volkskrankheit gebrandmarkt. Oder anders: Sitzen ist das neue Rauchen. Höchst schädlich! Zumal in einer digitalisierten Gesellschaft, die Stunden in fast kauernder Position vor Computerbildschirmen verbringt. So addieren sich Haltungsschäden wie eine verkürzte Schulter- und obere Brustmuskulatur zu den generellen Auswirkungen der Bewegungslosigkeit.

Jeder Zehnte bewegt sich nicht mal zehn Minuten

Laut WHO sind jährlich weltweit drei Millionen Todesfälle auf Krankheiten infolge physischer Inaktivität zurückzuführen, dauerhafte Diagnosen und die daraus resultierende Belastung für das Gesundheitssystem in Zahlen gar nicht mehr zu erfassen. Sehr folgerichtig rufen die globalen Gesundheitshüter in Genf in schöner Regelmäßig zu sportlicher Betätigung auf. Schon 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche reichen. Zügiges Gehen etwa. Oder 75 Minuten mit mehr Intensität, Joggen beispielsweise. Doch jede/r Zehnte ist nicht mal zehn Minuten pro Tag körperlich aktiv.

Gesundheit und Ökologie als probate „Werbemittel“

Als Golfer hingegen könnte „sie/er“ bereits mit einer einzigen 18-Loch-Runde diese Minimalforderung übererfüllen. Moderate Bewegung an der frischen Luft, Balsam für Herz und Kreislauf sowie fürs Immunsystem, bisschen Denksport mit Hirn-Durchlüftung inklusive: Die gesundheitlichen Benefits des Spiels sind hinlänglich und immer wieder beschrieben. Golf sollte es eigentlich als Prävention auf Rezept geben.

Das ist alles nicht neu, und jedem bekannt, der sich ein wenig mit dem Spiel beschäftigt. Man kann es dennoch nicht oft genug und nicht plakativ genug propagieren. Zumal die gesundheitlichen Aspekte – nebst den ökologischen – das probateste Mittel sind, um Golf ins Bewusstsein einer Gesamtgesellschaft zu „pflanzen“, der sich die komplexe Faszination des Spiels ansonsten in der Theorie nur schwierig vermitteln lässt.

Veritables Instrument für Überzeugungsarbeit

Wenn das dann noch höchstinstanzlich geschieht – umso besser! Womit jetzt der R&A ins Spiel kommt. Die Lordsiegelbewahrer in St. Andrews beweisen jenseits des Etiketts britischer Steifigkeit immer wieder enorme Wendigkeit und viel Bewusstsein für innovatives Denken. Mit dem vor einiger Zeit veröffentlichten „Golf and Health Report“ beispielsweise haben sie ein veritables Instrument für die Überzeugungsarbeit im Köcher, um politische Entscheidungsträger in Regierungen wie Gesundheitsverwaltungen, Golfgremien, Golfer und Nichtgolfer über die physischen und psychischen Vorzüge des Spiels zu informieren.

DGV mit Mediziner Grönemeyer

Auf 28 Seiten bietet der Bericht einen komprimierten Überblick der generellen gesundheitsförderlichen Wirkung, fasst mit Daten, Grafiken und Fotos die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung, aber auch Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und Aspekte des allgemeinen Interesses zusammen. Mit so was lässt sich prima Lobby-Arbeit für Golf betreiben! Wer das jetzt als Wink mit dem Zaunpfahl in hiesige Gefilde versteht, liegt nicht verkehrt.

Hierzulande hat der Deutsche Golf Verband (DGV) mit dem „Projekt Golf&Gesundheit“ ebenfalls die entsprechenden Weichen gestellt, unterstützt die Basis beispielsweise bei Golf-Gesundheitstagen und hat den renommierten Mediziner Professor Dr. Dietrich Grönemeyer sowie seinen Bekanntheitsgrad vor den Karren der Öffentlichkeits- und Lobby-Arbeit gespannt, für den Golf ebenfalls „der Sport der Zukunft“ ist. Das ist mal ein Anfang. „Gern mehr, viel mehr!“, möchte man nach Wiesbaden rufen.

„Für Befürwortung unseres Sports plädieren“

„Wir müssen Golf als Freizeitbeschäftigung positionieren, auf die jeder zugreifen und die jeder genießen kann“, betonte R&A-Chef Martin Slumbers bei der Vorstellung des „Golf and Health Report“: „Und wir müssen bei Regierungsbehörden, öffentlichen Gesundheitsbehörden und Angehörigen der Gesundheitsberufe für eine Befürwortung unseres Sports als mäßig intensive körperliche Aktivität plädieren.“

Seit 2016 haben sich der R&A und Partner wie die World Golf Foundation (WGF), die USGA oder die European Tour verstärkt auf die Fahne geschrieben, das Bewusstsein für die gesundheitlichen Vorteile des Golfsports zu schärfen, öffentliches Interesse zu wecken, in Politik und Verwaltung zu werben und das Image des Sports zu verbessern.

Sörenstam engagiert sich bei „Golf and Health“

Dafür wurde die Internet-Präsenz „golfandhealth.org“ eingerichtet, bei der sich u. a. die gerade zur Präsidentin des Weltverbands IGF gewählte Heroine Annika Sörenstam engagiert. Und genau dafür wurde das „Golf & Health Project“ ins Leben gerufen und beispielsweise die Forschungsarbeit von Dr. Andrew Murray an der Universität von Edinburgh finanziell unterstützt. Murray hat seine Erkenntnisse zum Gesundheitssport Golf mehrfach veröffentlicht, unter anderem im „British Journal of Sports Medicine“. Überdies engagiert sich der R&A als Geldgeber für eine Studie zum Thema Kraft und Balance oder sponserte 2018 beispielsweise den „Internationalen Kongress Golf und Gesundheit“.


Golf sei eine phantastische Möglichkeit für Menschen jeden Alters und jeden sportlichen Vermögens, „Spaß zu haben, fit zu werden, mit der Familie und Freunden aktiv zu interagieren, soziale Kontakte aufzubauen und zu pflegen“. Laut Slumbers „sämtlichst Dinge, die in der heutigen Gesellschaftsstruktur von enormer Bedeutung“ sind.

Den Schub durch Corona nutzen

Erst recht, seit Corona alles im Würgegriff hat. „Ich  glaube, dass wir einen ganz guten Job gemacht und Golf als perfekten Sport dargestellt haben“, bilanziert Slumbers. „Jetzt gilt es, das nachhaltig zu gestalten. Die Leute haben das Produkt Golf ,gekauft‘, weil es ihnen in diesen Zeiten sehr gelegen kam. Wir müssen diese Bedürfnisse weiter bedienen, müssen uns weiterhin als modern und gesellschaftlich relevant positionieren.“

Der Engländer geht davon aus, „dass künftig noch stärker über das Bedürfnis nach Gesundheit und ausgeglichener Psyche debattiert“ werde: „Unser Spiel kann dabei ganz vorn stehen. Und wir sollten alles daran setzen, in diesen Debatten seinen Wert zu unterstreichen.“ Kurz: Golf muss jetzt nachlegen und den Schub durch das Virus nutzen, den neu gewonnenen Stellenwert verteidigen. Es sollte keiner akuten Pandemie bedürfen, um die Menschen auf die Plätze zu treiben …

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