Er hat es angekündigt, und er macht Ernst: Rory McIlroy hat nach allerlei Enttäuschungen auf und vor allem mit der PGA Tour sein Augenmerk wieder mehr auf die alte Welt ausgerichtet. Das bezieht sich aufs verschlankte Turnierprogramm des Weltranglistenzweiten und fünffachen Majorsiegers in den USA ebenso wie auf den privaten Lebensmittelpunkt. Seit der Karriere-Grand-Slam mit dem Masters-Triumph endlich unter Dach und Fach ist und die neue Heimstatt in den exklusiven Wentworth Estates nahe London fertig sowie eingewohnt ist, scheint der 36-Jährige nur noch sehr bedingt Lust auf US-Auftritte zu haben. Da wundert es nicht, dass McIlroy den Auftakt der Play-offs um den FedEx Cup diese Woche im TPC Southwind in Memphis einfach schwänzt. Als Zweiter der Wertung braucht er die Teilnahme bei der FedEx St. Jude Championship eh nicht, die dadurch nur ein 69er-Feld hat, und könnte durch den neuen Modus sogar die BMW Championship auslassen und direkt die Tour Championship im East Lake Golf Club zu Atlanta anpeilen. Das wird McIlroy indes mit Rücksicht auf Europas langjährigen Ryder-Cup-Partner BMW wohl denn doch nicht tun.
Charley Hull und die Kunst des Golfspiels
Bella Figura: Die Aufholjagd von Charley Hull blieb unbelohnt, am Ende fehlten der Engländerin zwei Schläge auf Miyu Yamashita, die Japan erneut jubeln lässt, während Hull weiterhin auf das erste Major warten muss. So stark wie die letzten beiden Runden auf den Links von Royal Porthcawl sind auch die Aussagen der 29-jährigen, die schon mal schlagzeilenträchtig um die Zigaretten-Enthaltsamkeit zockt und ihr exzessives Fitnessprogramm weniger dem sportlichen Erfolg, sondern vielmehr der Gesundheit und dem guten Aussehen widmet. In Wales überraschte Hull mit dem Hinweis, dass moderner Golfsport sie eigentlich gar nicht interessiert. Zumindest als Zuschauerin nicht. Sie würde sich eher eine Folge von „Shell’s Wonderful World of Golf“ ansehen – die berühmte Show-Matches von Golfgrößen zwischen 1960 und 2003 – als die Übertragung eines aktuellen Turniers zu verfolgen, erzählte die sechsfache Tour-Siegerin. „Damals hatten Golf und die dazu notwendigen Schlag-Fertigkeiten noch viel mehr was von Kunst als heute“, so Hull.
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Korda als Weltranglistenerste entthront – Thitikul übernimmt
Bella Figura, die Zweite: Nelly Korda hat den Platz an der Sonne verloren. Durch den geteilten 36. Rang bei der AIG Women’s Championship – wo übrigens auch die als Titelverteidigerin gestartete Lydia Ko landete – ist die gerade 27 Jahre alt gewordene (28. Juli) zweifache Majorsiegern als Weltranglistenerste entthront worden. Neue Nummer eins ist Atthaya „Jeeno“ Thitikul (Thailand), die allerdings auch nur geteilte 30. wurde. Dafür machte Korda in den Tagen von Royal Porthcawl anderweitig Bella Figura, als sie sich dem Trend zu eher unkonventionellen Golf-Outfits anschloss, Jason Day lässt grüßen:
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Cam Young: Tausendster Erstsieger auf der PGA Tour
Na endlich: Auf den ersten Sieg von Cameron Young auf der PGA Tour hat man schon lange gewartet. Und unvergesslich ist sicherlich, dass der US-Profi 2022 bei der Jubiläums-Open-Championship auf dem Old Course im Terzett mit Cam Smith und Rory McIlroy lange um den Sieg mitgespielt hat, der dann letztlich an den fusselhaarigen Australier ging. Nun hat es der Sohn eines Golflehrers bei der Wyndham Championship endlich den ersehnten Premierentitel in der Tasche. Dazu gehört der Fun Fact, dass Young damit exakt der tausendste Erstsieger auf der PGA Tour ist.
Sport-Rat: DeChambeau lässt sich von Trump einspannen
Beförderung: Dass Bryson DeChambeau eine gewisse Nähe zu US-Präsident Donald Trump pflegt, ist etwas verstörend, aber keine Neuigkeit. Der zweifache US-Open-Sieger hatte The Donald in seiner YouTube-Serie „Break 80“, stand bei diversen Politauftritten von The Donald mit auf der Bühne und durfte auch schon auf dem Putting-Grün des Weißen Hauses einlochen. Jetzt hat der „Commander in Cheat“ dem Golfprofi weiteres Lametta angehängt: DeChambeau wird Vorstand im Sport Council des US-Präsidenten, zu dessen Mitgliedern bereits Tiger Woods oder etwa Nelly Korda gehören. „Anlässlich des 70-jährigen Bestehens dieses Gremiums zur Förderung von Sport, Fitness und gesunder Ernährung haben wir die Gelegenheit, das Leben von Kindern grundlegend zu verändern. Unsere erste Initiative ist es, den Präsidenten-Fitnesstest neu zu beleben“, sagte DeChambeau in seiner Antrittsrede und bezog sich auf das Comeback eines eher umstrittenen Instruments der sportlichen Ertüchtigung aus den 1960er-Jahren.
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Letztlich lässt sich BDC damit einmal mehr vor Trumps Karren spannen, der sich halt gern mit Golfgrößen umgibt, um in deren Glanz zu baden, sein Image zu polieren und eigene Geschäfstinteressen zu pushen. Um Sport und das Wohlbefinden seiner „Untertanen“ und besonders des Nachwuchses geht es dem Disruptor dabei am allerwenigstens, wenn ansonsten Fördergelder gekürzt, Mitarbeiten in den zuständigen Institutionen gefeuert oder etwa Programm für sozial benachteiligte Schichten wie Medicaid gänzlich abgeschafft werden. Das US-Magazin Forbes hat nach dem Schottland-Trip des US-Präsidenten übrigens errechnet, dass Trump bislang ein Drittel seiner Amtszeit aufgewendet hat, um seine eigenen Anlagen und Unternehmungen zu besuchen und dort Hof zu halten. Und dabei geht es selten allein um US-Politik. Zuvor hatte Forbes bereits einen Artikel mit dem bezeichnenden Titel veröffentlicht: „Wir würden das Korruption nennen – Wie Trump die Präsidentschaft nutzt, um sein weltweites Firmenimperium zu erweitern“.
Happy Gilmore 2 beschert Netflix eine Rekordquote
Kassenknüller: Die Fortsetzung der Golfgaudi um Happy Gilmore ist für Produzent Netflix und Hauptdarsteller Adam Sandler ein gutes Geschäft. Der Klamauk hatte am Premieren-Wochenende mit 46,7 Millionen Zuschauern binnen drei Tagen die stärkste Wochenend-Quote der Unternehmensgeschichte des Netzwerks. Großen Anteil daran hat der clevere Schachzug, jede Menge Golfer und andere Promis aus Sport und Show-Biz als Sidekicks in der Handlung unterzubringen.
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Seit Februar: Stillstand zwischen PGA Tour und PIF
Da war doch noch was … Wie steht es eigentlich um die Verhandlungen zwischen der PGA Tour und dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF hinsichtlich einer Teilhabe der Saudis als Investor bei PGA Tour Enterprises? Die Kurzversion: Es herrscht Stillstand. Seit dem Treffen von Noch-Commissioner Jay Monahan, Tiger Woods, Adam Scott und PIF-Boss Yasir Al-Rumayyan bei US-Präsident Donald Trump im Februar im Weißen Haus ist nichts mehr passiert. Das hat Adam Scott am Rande der Wyndham Champinship bestätigt. Die Gespräche stecken in einer Sackgasse, seit die Tour ein Angebot des PIF in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar abgelehnt hat, was vor allem den Meinungsverschiedenheiten beim Thema LIV Golf geschuldet sein soll. Auch der neue PGA-Tour-Commissioner Brian Rolapp konnte daran bislang nichts ändern, da er laut Scott noch Zeit braucht, um sich einzuarbeiten. „ Aber ich denke, sein ruhiges Auftreten wird der Sache gut tun“, sagte Scott und verteilte damit indirekt eine Watsche an Monahan. Derweil hat die LIV Golf League unter ihrem neuen CEO Scott O’Neil ohnehin die Weichen für die Saison 2026 gestellt, allerlei Neuerungen beziehungsweise Änderungen eingeführt, und O’Neil spricht überdies von einer Verzehnfachung der Umsätze – was immer das in Summe heißen mag. Nach wie vor jedenfalls hängt der Konkurrenz-Circuit am Tropf des PIF und ist ohne Alimentierung aus Riad nicht überlebensfähig. Andererseits haben die Saudis – Umverteilung der Preisgelder hin oder her – den Hahn deutlich zugedreht. Man darf gespannt sein, wie die anstehenden Vertragsverhandlungen verlaufen, vor allem mit Bryson DeChambeau.
Tolle Bühnen für Damen-Majors
Herausragende, durch Herrenturniere schon bekannte Wettbewerbsstätten gehören zu den unabdingbaren Voraussetzungen, um das in der Öffentlichkeit und in den Medien unterrepräsentierte Damengolf sichtbarer zu machen. So ist der allgemeine Tenor bei der LPGA und bei der Ladies European Tour (LET), die eben nicht nur auf die Strahlkraft und den It-Faktor einer Nelly Korda oder Charley Hull bauen wollen. So gesehen haben die Major-Macher für 2026 insgesamt einen großen Wurf gelandet und mit Riviera (US Women’s Open), Hazeltine National (KPMG Women’s PGA Championshio) und Royal Lytham & St Annes (AIG Women’s Open) tolle Bühnen für die Grand-Slam-Turniere der Damen organisiert:
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Auch für 2027 kündigt sich ein Knüller an. Wie gerade das walisische Royal Porthcawl ist dann Royal St George’s erstmals Schauplatz einer Women’s Open (28. Juli bis 1. August). Das Geläuf in Sandwich in der englischen Grafschaft Kent und der dann 140 Jahre alte Club gehört zu den Perlen auf der Rota der R&A und stand letztmals im Fokus, als Collin Morikawa 2021 sein zweites Major gewann.
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Bücken am Tee wird völlig überbewertet
Das Letzte: … aus der Abteilung „Gedöns, das die Welt nicht braucht“, außer vielleicht irgendwelche Bewegungsmuffel, die es ja auch beim Golf geben soll und die finden, das Bücken am Tee völlig überbewertet ist. Solche „Sportkameraden“ haben wahrscheinlich auch einen Gummi-Saugnapf am Puttergriff, um den Ball aus dem Fahnen-Cup zu „pömpeln“. Und für das Dazwischen gibt es ebenso jede Menge Gimmicks, die das Vorurteil nähren, dass Golf tatsächlich kein Sport ist.
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