Golf in Deutschland

Die VcG ist tot, es lebe die flexgolfCard?

31. Okt. 2014 von Juliane Bender in Köln, Deutschland

DGV-Präsident Nothelfer beim letzten Verbandstag im April 2014. Die nächste Vollversammlung folgt am 29. November. (Foto: DGV)

Neben der geplanten Veränderungen beim Handicapsystem ist die flexgolfCard der Aufreger unter den DGV-Vorhaben. Zuvor hatte diese Position immer die Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) inne, die bei den Clubs überaus unbeliebt ist, weil sie Golf-Mitgliedschaften für nur 195 Euro jährlich anbietet. Das Brisante an der VcG: Sie gehört zu hundert Prozent dem DGV, d.h. der Verband macht seinen Clubs direkte Konkurrenz um Golf-Mitgliedschaften. Auch wenn Teile des Gewinnes der VcG in "förderwürdige Projekte" wie "Abschlag Schule" fließen, den Clubs ist dieses "Billigangebot" vom Golfverband, wie sie es nennen, ein Dorn im Auge.

Nach mehreren Vorstößen, die VcG abzuschaffen, ist es nun soweit: Der DGV bietet an, seine Vereinigung clubfreier Golfspieler abzuwickeln, jedoch in Verbindung mit einem neuen, fragwürdigen Projekt: der flexgolfCard.

VcG auflösen - zugunsten einer "flexgolfCard"

Die flexgolfCard ist erneut ein Angebot, dass sich vor allem an Wenigspieler richtet, die eine Vollmitgliedschaft nicht bezahlen wollen oder können. Das Konzept der flexgolfCard sieht vor, dass sowohl der DGV im zentralen als auch die Clubs im lokalen Vertrieb diese Karte unter die Golfer bringen, allerdings mit einer flexibleren Preis-Leistungs-Gestaltung.
So würde der DGV die flexgolfCard "ab Werk" für 195 Euro vertreiben; inkludiert sind das Basisangebot mit Handicapverwaltung und Versicherung. Soweit kennt man das Prinzip von der VcG.

Neu an der flexgolfCard: Die Golfclubs können das Basisangebot mit einem eigenen Angebot 'aufpimpen' und selbst daran verdienen, wenn sie es in ihr Clubangebot aufnehmen. Beispiel: Das Basisangebot vom DGV kostet 195 Euro. Der vertreibende Golfplatz kann an die Karte nun z.B. zwei Greenfees und uneingeschränktes Spielrecht auf seinem Kurzplatz koppeln und das Ganze für beispielsweise 300 Euro verkaufen. Den Großteil Preises kann der Club dann selbst behalten und gleichzeitig ein clubeigenes Angebot für seine Wenigspieler schaffen.

Die flexgolfCard soll sich optisch klar vom DGV-Ausweis unterscheiden. Da ist so gewollt, "um den DGV-Ausweis aufzuwerten." Letzter bekommt neue Features, bspw. optional das Logo des jeweiligen Heimatclubs.

Zugunsten der neuen flexgolfCard soll dann die vom DGV betriebene und von den Clubs ungeliebte Vereinigung clubfreier Golfer (VcG) entweder aufgelöst werden oder den Vertrieb der flexgolfCard übernehmen. Darüber sollen die Clubs beim Verbandstag entscheiden. Der DGV wirbt bereits dafür, die geschaffenen Strukturen der VcG und das erworbene Knowhow für die flexgolfCard zu nutzen, also ist eine Umwandlung der VcG in die neue flexgolfCard-Zentrale wahrscheinlich.

Rückmeldung der Clubs

Unter den Clubs kam erstmal ein ordentlicher Gegenwind auf: Man habe der VcG nur einen neuen Namen gegeben und den Vertrieb sollen nun auch noch die Clubs übernehmen. Wenn die Mitgliedschaften künftig durch flexgolfCard-Inhaber dominiert würden, lasse sich der Golfclub nicht finanzieren und so weiter. Golfmanager Dr. Velte aus dem Großraum Köln sagte dazu: "Solange wir uns nicht mit neuen Modellen auseinandersetzen, sind VcG und all das Teufelszeug. Ja, die flexgolfCard wird den Wettbewerb unter den Golfclubs verschärfen - vielleicht zugunsten der Golferzahl."

Was sich für den Golfer ändern würde

Und da sind wir auch bei dem, was sich durch die flexgolfCard im Idealfall für den Golfer ändern würde: das Golf-Angebot. Viele Golfclubs sind zwar bereits unabhängig von den neuen DGV-Überlegungen schon einfallsreich, was Mitgliedschaftsmodelle und Einsteigerangebote angeht. Die flexgolfCard würde den Wettbewerb um Golfeinsteiger aber noch verschärfen, da Golfclubs in einer Region dann miteinander direkt vergleichbar werden.

Ein Golfer-freundliches Angebot; er kann sich die für ihn beste Option aussuchen. Und wem diese Angebote nichts sind, der kann noch immer auf das alte Modell à la VcG zurückgreifen: flexgolfCard für 195 Euro direkt vom Verband kaufen. An der Konkurrenzsituation zwischen DGV und Clubs hat dich dann freilich nichts geändert, wohl aber an der Angebotspalette für den Golfer.

Leider kann die flexgolfCard durch die Hintertür wieder zur Zwei-Klassengesellschaft im Golf führen. Denn mit diesem optisch andersartigen Ausweis 'outet' sich jeder flexgolfCard-Vorzeiger wiederum als "Billiggolfer".

 


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