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Die Neuordnung der Golfwelt: PGA Tour und LIV Golf – für immer beste Feinde

27. Aug. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Foto: Getty)

Dreh- und Angelpunkte auf dem Golfglobus: LIV-Chef Scott O'Neil, PGA-Tour-CEO Brian Rolapp, Tausendsassa Bryson DeChambeau und die grauen Eminenz Tiger Woods. (Foto: Getty)

Irgendwie komisch, Ende August vom Abschluss eines Golfjahrs zu schreiben – gut, dass die DP World Tour bis Mitte November durchzieht. Und dann ist da ja noch dieses sehr besondere Event in vier Wochen im Bethpage State Park vor den Toren von New York, das jetzt endgültig alles sonstige Golfgeschehen überlagert. Aber auf der PGA Tour ist Schluss, und die Fall Series drängt sich allenfalls in den Vordergrund, wenn die nahezu vollständige US-Ryder-Cup-Equipe Mitte September bei der Procore Championship aufteet.

Die Saisonfinals hinterlassen ein bisschen Geschmäckle

Auch die LIV Golf League hat die vierte Spielzeit in den Büchern, und ab jetzt interessiert vor allem, wie sich Bryson DeChambeau für das Kontinentalduell fit hält. Die Finals der beiden Circuits hinterlassen gemischte Gefühle. Beim Saudi-Homunkulus ist Jon Rahm bester Spieler der Saison, obwohl Joaquín Niemann fünf Events gewonnen hat. Wie Scottie Scheffler auf der PGA Tour, inklusive zwei Majors. Dennoch darf sich Tommy Fleetwood als FedEx-Cup-Gesamtsieger feiern lassen. Bei allem Respekt vor dem Engländer und der Freude über den endlich ersten Sieg im 164. Versuch auf der PGA Tour: ein bisschen Geschmäckle bleibt ebenso wie bei der Causa Rahm-Niemann. Im alten Finalformat mit den Schlagvorgaben wäre Scheffler übrigens am Ende um zwei Schläge besser gewesen als Fleetwood.

Tour Championship mit TV-Rekord

Sei’s drum, wenigstens hat die PGA Tour ihr Jahr mit einem Paukenschlag in punkto TV-Quoten abgeschlossen. 4,491 Millionen Menschen saßen am Sonntag vor den Fernseher, um das Geschehen im East Lake Country Club in Atlanta zu verfolgen, 34 Prozent mehr als bei Schefflers Erfolg 2024. Von solchen Quoten kann die LIV-Liga nur träumen. Der Konkurrenzcircuit dümpelt auch mit dem „Haussender“ Fox im unteren sechsstelligen Bereich, bloß beim Event in Miama kratzte man mal an der Marke von einer halben Million (484.000). Trotzdem wird Scott O’Neil, der neue Impresario der Operettenliga, nicht müde, das Lied vom wirtschaftlichen Aufschwung zu singen.

„Einnahmen gegenüber dem Vorjahr ums Zehnfache gestiegen“

„Die Einnahmen der Liga durch Sponsoringverträge sind gegenüber dem Vorjahr um das Zehnfache gestiegen“, verweist der Nachfolger von Greg Norman auf die Partnerschaften mit HSBC, Ping und etlichen Unternehmen aus dem Saudi-Kosmos, die zwischengeschaltet wurden, damit der Staatsfonds PIF als LIV-Eigentümer nicht mehr die ganze Rechnung aus der eigenen Kasse begleichen muss. Immerhin, wenngleich das Peanuts im Vergleich zur PGA Tour sind: Mit dem unbeliebten Ränkeschmied Norman wollte eh kaum jemand verhandeln.

Fünf Milliarden Dollar haben die Saudis nach Expertenrechnungen seit 2022 in das Unterfangen investiert, sich als Global Player im Golfsport zu etablieren, Wirkmacht zu gewinnen und die golfpolitischen Ambitionen von PIF-Chef und Multimanager Yasir Al-Rumayyan zu befriedigen – bislang mit eher mäßigem Erfolg, vom Gegenwert oder einen Return of Investment gar nicht zu reden.

Anspruch als „Anlaufstelle für den globalen Golfsport“

Smart ist immerhin die Philosophie von der Aufteilung des Golfglobus, die O’Neil konsequent fortsetzt. Kluge Köpfe wie Ex-Europa-Chef Keith Pelley oder Rory McIlroy haben der PGA Tour und deren seinerzeit amtierenden CEO Jay Monahan immer wieder vorgehalten, das Märkte wie Indien, Australien, Asien nicht bespielt werden. Genau diese Lücke macht LIV sich zunutze und hat den Kalender für kommendes Jahr gar um ein Südafrika-Gastspiel ergänzt. „Die USA werden immer die Hochburg der PGA Tour sein, dort hat sie ihre Dominanz“, sagt O’Neil. „Dafür werden wir der bestimmende Faktor im Rest der Welt und die Anlaufstelle für den globalen Golfsport sein.“ Wahrscheinlich ist es diese Perspektive, die den Zahlmeister aus Riad noch ein paar weitere Jahre bei Laune hält.

Das Schisma wird zum Dauerszustand

Und weil ein Zusammenwirken im neuen Geschäftsfeld PGA Tour Enterprises nicht zustanden kommen wird, wo man dank der Strategic Sports Group finanziell auf Rosen gebettet ist und keinen Minderheitsinvestor mit hohen Gegenforderungen und Anprüchen braucht, wird das Schisma im Weltgolf trotz des guten Kontakts zwischenO’Neil und Monahan-Nachfolger Brian Rolapp wohl zum Dauerzustand. Es ist die normative Kraft des Faktischen. Oder anders: PGA Tour und LIV – für immer beste Feinde.

Und irgendwann kommt eh die World Tour

Ohnehin bleibt abzuwarten, was Tiger Woods und Co. im neuen Future Competition Committee zusammenbasteln. Vermutlich kommt am Ende dabei die schon so oft angesprochene und beispielsweise von McIlroy immer wieder geforderte World Tour heraus, die mit Stars gespickt ist und um die Welt tingelt – wie die LIV-Liga, nur noch mal ein paar Nummern größer. Man wird Tausendsassa Bryson DeChambeau als einzig zugkräftigem und noch nicht abgehalftertem LIV’ler ein entsprechendes Teilnahme-Angebot machen. Vielleicht noch Jon Rahm und Brooks Koepka. Da gilt dann Normans Mantra vom selbständigen Golf-Unternehmer, der frei aufspielen können sollte, solange es keine Überschneidungen gibt. Brave new Golf world.


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