Back Nine

Die Leiden des Jason Day: „Spielen tut weh, aufhören tut aber genauso weh“

31. Jan. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Jason Day mit einem starken Auftritt bei der Farmers Insurance Open auf der PGA Tour. (Foto: Getty)

Jason Day mit einem starken Auftritt bei der Farmers Insurance Open auf der PGA Tour. (Foto: Getty)

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen


Am Ende hieß der Überraschungsgewinner Luke List, aber nicht minder überraschend war der famose Auftritt von Jason Day bei der Farmers Insurance Championship. Phasenweise lag der Australier, Turniersieger 2015 und 2018, sogar in Führung und wurde schließlich geteilter Dritter – dabei sah es vor ein paar Monaten noch so aus, als könne und wolle er gar nicht mehr Golf spielen, „nicht unter diesen Umständen“ hat Day noch 2021 gesagt. Seit Jahren plagt sich der heute 34-Jährige mit einer maladen Rückenmuskulatur und anderen Verletzungen in Serie, kollabierte zwischendurch vor lauter Krämpfen und Atemnot sogar auf den Fairways und hat seit der Wells Fargo Championship 2018 nicht mehr auf der Tour gewonnen. „Du kommst von der Spitze der Weltrangliste und fällst in ein tiefes Loch“, sagte der einstige Primus und PGA Champion von 2015, der damals mit Rory McIlroy und Jordan Spieth als Nachfolger von Jack Nicklaus, Arnold Palmer sowie Gary Player zu den neuen „Big Three“ des Golfsports erklärt worden war. „Das war ein Riesenball an Stress, den ich gewälzt habe. Egal, was du machst, es ist schmerzhaft: Golf spielen tut weh, aufhören zu spielen tut genauso weh.“

Doch mit ausgeklügelten Atemtechniken zur Erhöhung des Lungendrucks und zur Stärkung des Rückens konnte Day das eigentlich Unvermeidliche bisher verhindern. „Ich bin sicher noch nicht ganz über den Berg“, weiß der Mann aus Queensland. „Aber ich bin froh, dass ich mir wenigstens die Chance gegeben habe, es zu schaffen. Und momentan sieht es ja so aus, als könnte ich mich immerhin wieder in eine gute Ausgangsposition bringen, um zu gewinnen.“

Top 3 der Welt bloß 129 Monate im Profigolf

Interessante Weltranglisten-Statistik: Die Spitze der Weltrangliste wird immer jünger. Nachdem Viktor Hovland (24) durch seinen Sieg bei der Dubai Desert Classic den FedEx-Cup-Champion Patrick Cantlay (29) auf Platz vier verdrängt hat, bringt es das Spitzentrio mit Jon Rahm (27) und Collin Morikawa (24) auf ein Gesamtalter von nur 75 Jahren.


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von DP World Tour (@dpworldtour)

Mehr noch: Die Drei sind zusammen gerade mal 129 Monate im Profigolf: Rahm seit 2016, Morikawa und Hovland seit 2019.

„Einweiser“ DeChambeau: Saudis bauen ihm einen Zaun

Fragezeichen: Spielt er oder spielt er nicht. Nach Bryson DeChambeaus schmerzgeplagtem vorzeitigem Abgang bei der Farmers Insurance Open muss sich erweisen, ob der Texaner seiner Handgelenks- und Rückenprobleme soweit auskuriert hat, dass er diese Woche beim umstrittenen Saudi International auf der Asian Tour antreten kann. Angesichts von BDC’s Driver-Längen haben die Veranstalter jedenfalls schon mal die originär 300 Yards (275 Meter) lange und auch leicht aufwärts verlaufende Driving Range des Royal Greens Golf & Country Club erweitert und einen zusätzlichen Schutzzaun eingezogen, um die Geschosse des „Hulk mit dem Holz“ abzufangen, die vergangenes Jahr teils auf dem hinter der Range liegenden zwölften Abschlag gelandet sind. Oder wie Turnierdirektor Mike Oliver das „Bryson-Proofing“ beschrieb: „Um Spieler und Zuschauer zu schützen, wenn er sein Warm-up absolviert.“

Zu welch skurrilen Situationen DeChambeaus Distanzen und die damit verbundenen Spiellinien führen könnten, zeigt sich am ersten Tag von Torrey Pines, als sich der US-Open-Sieger von 2020 wie ein Einweiser auf dem Flughafen betätigen musste, um einen Turnierhelfer aus der Schusslinie zu beordern:


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Skratch (@skratch)

Pebble Beach: „Trotzdem ein normales Turnier“

Kontrastprogramm: Die Pebble Beach Golf Links gehören zu den besonderen Landmarken auf der Golfweltkarte, und das AT&T Pebble Beach Pro-Am ist eine Ikone der PGA Tour. Heuer freilich steht das Traditionsturnier, das nunmehr zum 76 Mal ausgetragen wird, im Schatten des Saudi International – allein, weil sich 25 Stars vom „blutigen Geld aus Riad“ („Washington Post“) in die Wüste haben locken lassen.

Aber obwohl Dustin Johnson, Phil Mickelson und Co. fehlen – zweifacher bzw. fünffacher Sieger übrigens –, „werden wir dennoch ein ganz normales Turnier haben“, bekräftigt Turnierdirektor Steve John vor dem Event auf den Pebble Beach Golf Links, in Spyglass Hill und über den Shore Course im Monterey Peninsula Country Club. 13 der weltweiten Top-50 sind am Start, beginnend mit dem Weltranglisten-Vierten Patrick Cantlay, Titelverteidiger Daniel Berger, dem dreifachen Majorsieger Jordan Spieth etc. pp. Mit den finanziellen Möglichkeiten des neuen Asian-Tour-Flaggschiffs könne man zwar in Pebble Beach nicht mithalten, sagten John zu den Antrittsgeldern, mit denen die Saudis um sich werfen („Das ist weit jenseits meines Budgets und daher bin ich machtlos“), aber: „Wir empfangen all die mit größter Herzlichkeit, die bei uns spielen wollen, und werden ihnen ein schönes Erlebnis bieten, damit sie auch in Zukunft wiederkommen.“ Dafür gibt’s allerlei neue Annehmlichkeiten wie eine vergrößerte Spielerlounge und insgesamt sieben Celebrity-Turniere vor dem eigentlichen Wettbewerb, die unter anderem auf dem von Tiger Woods gestalteten Kurzplatz The Hay stattfinden. Auf diese Weise sollen die Einnahmen zugunsten wohltätiger Zwecke in diesem Jahr deutlich über die Marke von 200 Millionen Dollar klettern.

Jon Rahm verlor mal wieder den Kopf

Wutnickel: Alle Welt redet gern von Tyrrell Hattons Kontrollverlusten, und die DP World Tour macht sich sogar einen Spaß draus und den untersetzten Engländer zum Hauptdarsteller von Anti-Aggressions-Sessions im Kollegenkreis. So was wäre Jon Rahm auch mal zu empfehlen, denn der spanische Weltranglisten-Erste neigt ebenfalls zu frustriertem Furor, wie dieses Beispiel vom zweiten Tag der Farmers Insurance Open zeigt, als er an Loch zwei seinen Abschlag ins Rough gejagt hatte:

Anschließend musste der 27-Jährige sogar den Boden des Abschlags ausbessern, nachdem er ihn mit seinem Driver derart malträtiert hatte. Im Netz wurde er darob als „bockiges Kleinkind“ bezeichnet und der „Respektlosigkeit gegenüber den hart für einen guten Platz arbeitenden Menschen“ bezichtigt. Während der ersten Runde hatte der Baske bereits den Platzreporter der PGA Tour angeraunzt: „Halt gefälligst die Klappe.“

Beim American Express in La Quinta in der Vorwoche war noch das Set-up des Platzes Anlass für unflätige Äußerungen: „Fucking Putting Contest“). Letzteres veranlasste übrigens Sir Nick Faldo während der Übertragung aus Torrey Pines („Rahm verliert hier gerade völlig den Kopf“) zu der Bemerkung, dass sich der US-Open-Champion seltsamerweise nicht beschwert habe, als er beim Tournament of Champions 33 unter Par lag und um den Sieg mitspielte. „Was war denn auf Hawaii?“, lautete die rhetorische Frage des sechsfachen englischen Majorsiegers: „Da haben sie jeden Putt gelocht; das war wirklich bloß ein reiner Putting-Wettbewerb.“ Rahm belegte in Torrey Pines zuguterletzt übrigens den geteilten dritten Platz.

Zalatoris: „Spargeltarzan“ hat acht Kilo zugelegt

Entwicklung: Beinahe hätte es bei der Farmers Insurance Open zum ersten Sieg auf der PGA Tour gereicht, aber den holte sich dann Luke List. Doch Will Zalatoris, der in der vergangenen Saison so erfrischend und unbekümmert auf dem US-Circuit reüssierte, ist reif für den Premieren-Titel. 2021 noch erinnerte der 25-Jährige aus San Francisco viele an den flachsblonden schmächtigen Caddie aus „Happy Gilmore“, nicht zuletzt Hauptdarsteller Adam Sandler. Doch „Spargeltarzan“ Zalatoris hat über Winter zugelegt, seinen vormals 72 Kilo Körpergewicht bei 1,88 Metern Größe ordentlich was angefuttert, bringt aktuell fast acht Kilo mehr auf die Waage. „Ich musste das machen, denn ich war Ende des vergangenen Jahres regelrecht ausgebrannt“, erzählte Zalatoris in Torrey Pines. „Mein Körper hat der Belastung von 25 und mehr Turnierwochen nicht standgehalten.“ Also verleibte er sich morgens ein Mordsfrühstück und spätabends ein üppiges Dinner ein, „um stärker und ausdauernder zu werden“. Als netten Nebeneffekt brachte ihm das auch gut elf Meter mehr mit dem Driver vom Tee ein, „so dass ich nun ebenfalls viele Bunker einfach überspielen kann“.

Bridgestones autonomer Ball-Fitter

Gestatten, OTTO: Bridgestone hat einen autonomen Ball-Fitter entwickelt. Das mobile Gerät analysiert die individuelle Schlagfertigkeit und empfiehlt anschließend den dazu passenden Ball aus dem Bridgestone-Sortiment – einfach bisher verwendetes Ballmodell an Ottos Touchscreen eingeben, drei Bälle schlagen und, schwups, kommt der Maschinenkerl mit Schlaganalyse und Ball-Angebot. „Als Marktführer in Sachen Ball-Fitting wollen wir Golfern aller Spielstärken dabei helfen, den richtigen Ball für ihr Spiel zu finden“, sagte der zuständige Manager Adam Rehberg. Und Bridgestone-Golf-CEO Dan Murphy ergänzt: „Mit dem innovativen Design von OTTO haben wir dafür eine großartige Möglichkeit entwickelt.“

Marschall markiert falschen Ball, Pro fällt drauf rein

Wer sich auf andere verlässt: Kuriose Situation um Mackenzie Hughes am ersten Tag der Farmers Insurance Open. Der Kanadier spielte auf der Par-5-Neun des North Course von Torrey Pines seinen dritten Schlag, einen Chip vom Rough außerhalb des Grüns, versehentlich mit einem falschen Ball. Dass bei Profiturnieren verlorene Bälle im Gelände herumliegen ist schon selten, Hughes’ vermeintlicher Ball war von einem Marschall sogar mit einen roten Flagge markiert worden, sein tatsächlicher lag etwas entfernt. Als Hughes beim Markieren der Kugel den Fehler feststellt, ist es schon zu spät: Er muss zwei Strafschläge zu seinem Par addieren. Merke: Erst gucken, dann schlagen.

„Pustefix“ fürs Golfbag

Das Letzte: Es gibt ja nun wahrlich Equipment-Gimmicks zuhauf im Golf. Nützlichkeiten und Absurdes, erlaubte und verbotene Helferlein. Der letzte Schrei aus der Abteilung „Dinge, die die Golfwelt nicht braucht“ ist ein Laubbläser fürs Bag, der auf der PGA Merchandise Show gezeigt wurde. Wie heißt es doch so schön: „Der Laubbläser ist das perfekte Symbol unserer Zeit – er produziert heiße Luft mit Riesenlärm und verlagert das Problem dennoch nur an eine andere Stelle.“ Da macht auch dieser „Pustefix“ zur  Grün-Reinigung keine Ausnahme:

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen
Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Feedback