Golf in Deutschland

DGV beschließt Werbekampagne und Handicapreform

29. Nov. 2014 von Juliane Bender in Frankfurt/Main, Deutschland

Das DGV-Präsidium vor den Golfclubs und Landesverbänden beim außerordentlichen Verbandstag 2014. (Foto: Golf Post)

Über 500 DGV-Stimmberechtigte sind am Samstag in Frankfurt am Main zum letzten Verbandstag des Jahres 2014 zusammengekommen um über 900 Stimmen abzugeben - eine Rekordbeteiligung. "Das zeigt, dass wir die richtigen Themen angehen", interpretierte DGV-Kommunikationsleiter Jörg Schlockermann die Nachfrage.

Nicht nur rege Beteiligung zeigten die Mitglieder, es war auch ein beschlussfreudiges Treffen: Bei allen Hauptanträgen rund um die Werbekampagne, die flexGolfCard mit der VcG sowie beim Hologramm und nicht zuletzt beim Handicapsystem gab es richtungsweisende, in einem Fall ein fast einstimmiges Ergebnis.

1) Zustimmung zur Werbekampagne für 4,9 Mio. Euro

Einige haben sie in den letzten Wochen als Aktionismus verteufelt, bei den meisten deutschen Golfclubs hingegen ist sie voll und ganz eingeschlagen: Die Idee, eine deutschlandweite, crossmediale Werbekampagne für den Golfsport zu schalten. Zwar sind die Zielgruppen, die der DGV in Kooperation mit einer Werbeagentur identifiziert hat, die ohnehin schon im Golfsport vertretenen (überwiegend männliche Gutverdienende im Alter von 45 Jahren und älter), aber dem DGV geht es laut eigener Aussage nicht so sehr um das Erschließen neuer Zielgruppen. Vielmehr sollen "Nichtgolfer mit bereits positiver Einstellung zum Golf" (Nothelfer) aktiviert und "zu Golfern gemacht werden". Laut der Marktforschungsagentur Repucom handele es sich bei dieser Gruppe um rund 7,3 Millionen Menschen in Deutschland.

Damit man diese Menschen erreiche, haben sich die deutschen Golfclubs beim DGV-Verbandstag in Frankfurt nun auf eine Werbekampagne mit überregionalen und regionalen Elementen geeinigt: 77 Prozent der Anwesenden stimmten dafür. Golf wird also ab 2015 in verschiedenen Medien - Fernsehen, Online und Außenwerbung - zu sehen sein. Wenn sich 40 Prozent der Clubs an der Kampagne beteiligen, gehts schon im Frühjahr 2015 los.

2) Clubmanagementberatung vor Ort

Passend zu den Werbevorhaben ist der DGV-Vorschlag angenommen worden, für die Golfclubs eine Art freiwillige Unternehmensberatung aufzubauen, mit deren "Hilfe zur Selbsthilfe" (Dunkerbeck) die Clubs sich bei den Themen Management, Golfergewinnung und -haltung weiterbilden können.

Geplant ist eine Pilotphase im ersten Halbjahr 2015, die vom DGV mit 100.000 Euro gestützt wird. Danach werde jedes DGV-Mitglied Berater in Anspruch nehmen können, stets nach dem Schema: Das Initialgespräch zahlt der Verband, eine eventuelle weitere Beratung übernimmt der Club selbst. Der Tagessatz eines Beraters liegt laut Dunkerbeck bei etwa 800 bis 1.000 Euro.

3) flexGolfCard und Vereinigung clubfreier Golfer (VcG)

Abgeschmettert haben Clubs und Landesvertreter den Vorschlag der flexGolfCard. Was als Wenigspielerangebot und als Alternative zur Vereinigung clubfreier Golfer (VcG) gedacht war, ist mit satten 92 Prozent am Plenum zerschellt. Das DGV-Präsidium dazu: "Uns ist ein deutliches Votum lieber, als wenn es mit knapper Mehrheit eingeführt würde und die Hälfte der Clubs eigentlich dagegen ist." Nachvollziehbar. Trotzdem: Was als Zwei-Fliegen-mit-einer-Klappe-Lösung angedacht war, darüber wird bald keiner mehr reden. Stattdessen werden bereits wieder Forderungen laut, man müssen "das Problem mit der VcG" anders klären.

Für den DGV heißt das jetzt: den Vorschlag mit der flexGolfCard möglichst schnell abhaken und sich an eine neue Lösung für die VcG setzen. Die ist nämlich jetzt, da die flexGolfCard Vergangenheit ist, bei den Clubs wegen ihres "Billiggolfangebots", wie es einige Golfclubbetreiber bezeichnen, wieder ganz oben auf der Unbeliebtheitsliste. Die ersten Vorschläge der Clubs liegen dem DGV bereits vor. Bis zum nächsten Verbandstag wird sich eine Expertengruppe mit dem Thema befassen und mögliche Maßnahmen vorschlagen.

4) Hologramme auf dem DGV-Ausweis

Es ist bereits das fünfte Mal, dass die Abschaffung des 2009 eingeführten Hologramms nach 2010, 2011, 2012 und März 2014 zur Abstimmung stand und erneut abgelehnt wurde. Das Hologramm, das die Golfer in zwei Kategorien aufteilt, wird es weiterhin geben.

Aber es war knapp: 54 Prozent sind nur ein paar Stimmen. Bei so einer knappen Mehrheit wäre es nicht verwunderlich, wenn es in einem halben Jahr wieder, zum sechsten Mal, auf der Tagesordnung landet.

5) Die neue Handicapgrenze bei -18,5

Die größte Neuigkeit gab's zum Schluss: Wie der DGV verkündete, hat die European Golf Association (EGA) die Handicapreform durchgewunken. Ab 2016 wird es also, so DGV-Präsident Nothelfer, in Deutschland für die Handicapklassen -54 bis -18,5 keine Verschlechterung und keine Pufferzonenanpassung (CBA) mehr geben. Wer sich also noch einmal ordentlich verschlechtern möchte, der möge dies bitte in 2015 so gut es geht auskosten. Danach geht's bis -18,5 erstmal nur nach oben.

Bewerbung für Ryder Cup 2022 unter dem Radar

Werbekampagne, Clubmanagementberatung und ein neues Handicapsystem - das sind die Mitbringsel des außerordentlichen DGV-Verbandstages 2014. Schon im kommenden Frühjahr werden einige Beschlüsse (Beratung, Werbekampagne) in die Umsetzung gehen.

Dann steht auch bald schon der nächste Verbandstag auf dem Plan, mit der VcG, der Ausweiskontingentierung, aber vor allem: mit der Bewerbung um den Ryder Cup 2022. Die wurde dieses Mal erst ganz zum Schluss angesprochen. Als schon die Hälfte des Plenums den Weg nach Hause angetreten hatte, kam unter dem nichtssagenden Programmpunkt "Verschiedenes" zum Vorschein.

Am 30. April 2015 muss die Bewerbung um den Ryder Cup 2022 inklusive gastgebendem Golfplatz abgegeben werden. Ob die Golfclubs eine Bewerbung denn unterstützten, fragte der DGV seine Mitglieder. Immerhin sei das Vorhaben ja auch mit Kosten verbunden. Viele der noch anwesenden Clubvertreter reckten daraufhin ihre Hände in die Höhe. Die allgemeine Zustimmung der Clubs zur Bewerbung um den Ryder Cup 2022 war damit vorerst informell bestätigt.

Als nächstes wird es um die Finanzierung einer möglichen Ryder-Cup-Austragung gehen. Für die Kosten im sechsstelligen Bereich muss der DGV nun Partner aus der Wirtschaft gewinnen. BMW? Mercedes? Marriott? Es gibt viele Möglichkeiten. Und es gibt mehr zu tun denn je.

Der DGV-Präsident zu den Beschlüssen des Verbandstages

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