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Deutschlands Destinationen im Corona-Sommer 2020: Die Fairways sind voll

17. Jul. 2020 von Michael F. Basche in Budersand/Wittenbeck, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

"Deutsche Riviera": Das Ostsee Golf Resort Wittenbeck oberhalb von Kühlungsborn an der Mecklenburger Bucht. Foto: Ostsee Golf Resort Wittenbeck

Die Sommerferien-Saison ist in vollem Gang, und Deutschlands Urlaubsziele sind rappelvoll. An den Stränden von Nord- und Ostsee herrscht das Prinzip Sardinenbüchse – unter Abstandswahrung selbstverständlich –, Bayern erlebt eine Völkerwanderung, dazwischen erfreuen sich bislang eher dezentrale Destinationen unerwarteter Beliebtheit. Allein schon, weil alle Medien nicht müde werden, jeden Winkel des Inlands auf seine Tourismus-Tauglichkeit auszuleuchten.

Wenngleich bislang keine Statistiken allein für die Golfszene erhoben werden: die generellen Zahlen sprechen für sich. 51 Prozent der Deutschen machen im Corona-Sommer 2020 Urlaub auf Balkonien, bleiben also zuhause; 35 Prozent verreisen allenfalls innerhalb von Deutschland, gerade mal 17 Prozent wollen ins europäischen Ausland und bloß zwei Prozent den Kontinent verlassen. So meldet es das Online-Statistik-Portal „de.statista.com“, und das lässt sich gewiss mühelos auf Golfer übertragen. Zumal die ohnehin ein Faible für Kurzreisen haben.

Kurztrips und Mehrfachspieler

So beobachtet es gleichermaßen Werner Gallas, Geschäftsführer des Ostsee Golf Resort Wittenbeck oberhalb der Mecklenburger Bucht, seit der Wiedereröffnung im Mai. „Die Menschen machen mehrere Kurztrips statt ihres normalerweise längere Auslandsurlaubs“, berichtet Gallas, als Golf Post zur Situation der touristisch orientierten Anlagen nachfragt. Seine Green-Fee-Gäste kommen für ein paar Tage oder für eine Woche in die Region (Eintagesausflüge nach Mecklenburg-Vorpommern sind noch nicht gestattet), buchen ein Arrangement und gehen öfters auf die Runde. Gallas: „Wir haben derzeit zu 40 Prozent Mehrfachspieler. Die Reisemöglichkeiten ins Ausland fehlen halt.“ Derweil platzt unten das Ostseebad Kühlungsborn aus allen Nähten, mit seinem charmanten Jachthafen eh ein Hot Spot der „deutschen Riviera“.
Auf den hiesigen Golf-Inseln von Norderney bis Usedom sieht es kaum anders aus. Abschlagzeiten sind in diesen Wochen landesweit ein rares Gut, die Sportkameraden der grünen Zunft entdecken ihre Liebe zum heimischen Club ebenso neu wie das Bekenntnis: Warum in die Ferne schweifen, liegt gutes Golf doch so nah.

Gute Monate seit dem Restart

„Wir hatten in Sachen Tee Times einen guten halben Mai und einen sehr guten Juni“, berichtet Florian Gneist, seit vergangenem Sommer Manager des Linkskurses von Budersand auf Sylt. „Wir starten von 8 bis 18 Uhr im Zwölf-Minuten-Takt, viele Zeiten sind weg.“

Sylter Sahnestück: Der Linkskurs des GC Budersand in Hörnum. Foto: GC Budersand

Sylter Sahnestück: Der Linkskurs des GC Budersand in Hörnum. Foto: GC Budersand

So was klingt wie gute Nachrichten nach dem vom SARS-CoV-2-Erreger erzwungenen Geschäftsstillstand. „Das ist schön, ja,“ sagt Gneist, „allerdings kein Grund zum uneingeschränkten Halleluja, weil wir zweieinhalb Monate lang keinerlei Einnahmen hatten.“ Und fügt an: „Dennoch haben wir sechs Greenkeeper durchgängig beschäftigt und generell niemanden entlassen.“ Knapp 240 Kilometer Luftlinie weiter östlich macht sich auch Gallas keine Illusionen, der während der Zwangspause sogar noch mal kräftig in den Pflegezustand des 18-Loch-Kurses Eikhof und des 9-Loch-Kompaktplatzes Höstingen investiert hat. „Wir haben seit der Wiederöffnung konstant täglich 80 Gäste-Spieler und werden sicher ein gutes Greenfee-Jahr haben, aber die Ausfälle holen wir nicht wieder auf.“

Bloß kein Regen

Über Zahlen redet keiner gern, vor einiger Zeit indes hat Horst Schubert, Vorstand der Golf- und Country Club Seddiner See AG nahe Potsdam, im Gespräch mit Golf Post zum Beispiel verraten: „Wir verlieren operativ 100.000 Euro im Monat.“ Anderen Anlagen wird es kaum anders ergangen sein. Die Erlöse durch Turnieren und an der Theke insbesondere fehlen, wie in der Gastronomie und Hotellerie generell sind einmal entgangene Einnahmen nicht zu kompensieren: Tischbelegungen, Übernachtungen oder eben Greenfees lassen sich nicht in beliebiger Stückzahl produzieren, sei die Nachfrage noch so groß.
„Wenn es ein schöner Sommer wird, dann holen wir gut auf und werden unsere zum Jahresanfang geplanten Budgetzahlen eventuell erreichen“, verdeutlicht Budersand-Manager Gneist. „Dafür darf es jedoch nicht allzu oft regnen.“

Erstes 2020er Fazit im Oktober

Falls also der vielzitierte Wettergott mitspielt, kämen zumal so attraktive Ensembles wie Budersand und Wittenbeck mit einem blauen Auge davon. „Das wird ein doofes Jahr für jede BWA“, hat Dr. Reinhard Koss (Stuhr bei Bremen) unlängst prophezeit, der sich als vereidigter Sachverständiger mit der Wirtschaftlichkeitsbewertung von Golfanlagen beschäftigt; aber für gut gemanagte Kurse in erlesener Lage, mit exquisitem Design und exzellentem Service wohl kein allzu schwarzes Jahr der roten Zahlen. „Im Oktober,“ sagt Florian Gneist, „können wir das erste Fazit für 2020 ziehen.“

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