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Kommentar zum Deutschen Golf Verband: Luft verschafft, um langfristige Lösung zu finden

29. Apr. 2024 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Foto: DGV)

(Foto: DGV)

Der Deutsche Golf Verband hat seinen Kopf noch einmal aus der Schlinge gezogen. Angesichts eines Haushaltsloches von rund 800.000 Euro in diesem Jahr wäre die Finanzierung des achtgrößten Sportverbandes in Deutschland in spätestens zwei, drei Jahren nicht mehr gesichert gewesen. Die Rücklagen sind fast aufgebraucht, sie reichen bei den derzeitigen Ausgaben noch etwa bis 2026. Die einzige verbliebene Möglichkeit, die das Präsidium noch sah, war eine Beitragserhöhung für seine Mitglieder.

Die fällt in absoluten Zahlen gesprochen moderat aus, denn 4,50 Euro mehr je Mitglied im Golfclub bedeuten im Durchschnitt (ca. 700 Golfclubs mit ca. 680.000 Mitgliedern) keine 5.000 Euro pro Verbandsmitglied (Golfanlagen). Und dennoch gab es auf dem 102. Verbandstag des DGV in Frankfurt auch Widerspruch und das Votum fiel mit 60 Prozent Zustimmung deutlich knapper aus, als es sich der Antragsteller, das Präsidium, gewünscht hatte.

Deutscher Golf Verband hat Rücklagen planmäßig aufgebraucht

Dabei war es eine Situation, die sich seit Jahren angekündigt hatte. Schon 2018 hatte die Riege um Präsident Claus Kobold beantragt, die Gebühren zu erhöhen. Nun, in seiner dritten Amtszeit, räumte Kobold auch offen Fehler ein, die man damals gemacht habe. Statt höherer Beiträge beschloss das Plenum vor sechs Jahren, die Rücklagen aufzubrauchen, ehe mehr Geld verlangt wird. Gesagt, getan. Nun war es zum zweiten Mal Zeit, die Verbandsfinanzierung neu zu sortieren.

Und zum zweiten Mal hat man nur eine kurz- bis mittelfristige Lösung für ein langfristiges Problem. Denn die Haushaltsplanung des DGV sieht derzeit vor, dass schon 2027, zum Ende der Amtszeit der derzeitigen Präsidenten Kobold und Achim Battermann (Vize), der Überschuss nur noch bei 170.000 Euro liegen soll. Da wird sich die Frage nach der Finanzierung wieder stellen.

Und dann muss wieder neues Geld her, oder das Leistungsangebot des Verbandes muss zurückgefahren werden. Schon jetzt sind einige Einschnitte vorgenommen wurden, doch das ist kein Vergleich zu dem, was hätte gespart werden müssen, wäre der Antrag abgelehnt wurden. Rund drei Millionen Euro soll die Beitragserhöhung schon 2025 bringen. Und dennoch hatten die Präsidenten keinen Plan B in der Tasche, der den Delegierten der Golfanlagen vor Augen geführt hätte, wo der Rotstift angesetzt würde, wäre anders entschieden wurden.

Was will der Deutsche Golf Verband sein?

Zwar wurde deutliche Kritik auf dem Verbandstag hervorgebracht, doch letztlich blieb es relativ ruhig während der Aussprache. Im Kern betrifft die Frage nach der Finanzierung weniger die Geldbeutel der Golfclubs, sondern mehr die Identität des Verbandes. Denn es stellt sich ja für die Zahlenden zu allererst die Frage, was der Verband eigentlich mit dem Geld will. Soll der DGV ein Sportverband sein, der den Leistungs- und Spitzensport fördert oder seinen Mitgliedern bei Marketing- und Rechtsfragen hilft? Vielleicht auch beides? Was soll der Deutsche Golf Verband sein? Wie wollen ihn seine Mitglieder haben? Das sollten sich die DGV-Mitglieder und das Präsidium nun fragen.

Zeit dazu haben sie sich erst einmal verschafft. Aber momentan bietet niemand eine langfristige Lösung an. Dem Verband jetzt die Finanzierung zu entziehen, hätte für Chaos und radikale Einschnitte gesorgt. Nun hat man sich drei weitere Jahre Bedenkzeit gegeben. Entweder man entscheidet sich bis dahin für die notwendigen Einschnitte, oder man klärt, wie der Verband langfristig finanziert werden soll. Dabei können die Präsidenten Kobold und Battermann, der 2027 sein Amt definitiv abgeben wird, ihren möglichen Nachfolgern eine Lösung vorgeben, sie in die Entscheidungsfindung einbeziehen, oder sie ihnen überlassen. Sollte Kobold eine vierte Amtszeit anstreben, wird er die Suppe selbst auslöffeln müssen.

Eine mögliche Lösung für das Problem könnte ein prozentualer Anstieg der Mitgliedsbeiträge in einem regelmäßigen Zeitraum sein, der zumindest die Inflation ausgleicht und einen stabilen Haushalt ermöglicht. Wobei das satzungsrechtlich nicht so einfach sei, schränkte das Präsidium auf der Pressekonferenz nach dem Verbandstag ein. Auch hierfür sollte sich in drei Jahren eine Lösung finden lassen.

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