Golf Post Premium Panorama

Das Match der Krawallbrüder Koepka und DeChambeau: Bloß absurdes (Golf-)Theater

26. Nov. 2021 - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Hereinspaziert, wertes Publikum, nur hereinspaziert!  Treten Sie ein und staunen Sie: In ein paar Stunden heißt es „Manege frei“ für die absurdeste Theateraufführung in der Golf-Geschichte. Die Krawallbrüder Bryson DeChambeau und Brooks Koepka – vereint in „gegenseitiger Verachtung“ (BDC) – treten zum „End Game an. Die Rollen sind verteilt, die Texte gelernt, der Showdown namens „The Match V“ ist inszeniert. Heute ist D-Day.

Good Cop vs. bad Cop

Das bewährte Muster lautet „Good Cop vs. bad Cop“; feinnervig und in der Opferrolle der eine, dickfellig und prollig der andere. „Ich will doch nur die Kids dazu animieren, das Spiel auf einzigartige Weise zu interpretieren, und anscheinend mag er das nicht. Ständig macht er mich nieder“, lamentiert Duellant DeChambeau. „Ich hab’s sicher schon mindestens zehn Mal zu unterschiedlichen Anlässen gesagt: Ich kann ihn einfach nicht leiden“, poltert Kombattant Koepka.

Klassiker aus dem Grundkurs Drehbuchschreiben

Also trifft man sich zum Archetyp des Duells: Konflikte, Kräche, Dissonanzen und Dispute, Beleidigungen, sogar Schuld oder Unschuld, Sühne oder Freispruch werden per Waffengang entschieden: Jeder mittelmäßige Regisseur lernt diesen Klassiker bereits im Grundkurs Drehbuchschreiben. Und der Bruderzwist gehört ohnehin zu den ältesten Motiven der Literatur. Die Spin-Doctors und PR-Promoter haben ihre Hausaufgaben gemacht.


„Ich weiß nicht, was er gegen mich hat. Dafür ist im Golfsport eigentlich kein Platz, aber vielleicht ist er ja neidisch auf mich oder spekuliert auf Geld aus dem Player Impact Program.“

Bryson DeChambeau


Nur ist’s allmählich des Guten wie des Schlechten zuviel, die Brooks-Bryson-Bambule überstrapaziert, das stete Sticheln der beiden Narzissten mittlerweile zum Gähnen langweilig. Absurdes Theater halt, das ad definitionem die Sinnfreiheit des Lebens vorführen will. Mission erfüllt.

Was für ein Zirkus – braucht kein Mensch!

Das Bühnenbild für den finalen Gang über zwölf Runden, sprich Loch, könnte passender nicht sein: die glitzernde Scheinwelt von Las Vegas, wo sich alles nur um den schnöden Mammon dreht, im Wortsinn; ein komplett künstlicher Casino-Kurs aus Tom Fazios Feder vor der Hotel-Kulisse von The Wynn, von dessen Hochhausdach DeChambeau dieser Tage schon Bälle haute, natürlich auf Koepkas Konterfei als Ziel. Dazu die Idealbesetzung des großen Showmasters Phil Mickelson als Kommentator, das vom Boxen sattsam bekannte Ballyhoo und Medien, die in der Saure-Gurken-Zeit der Off-Season jede Facette der Fehde noch mal genüsslich wiederkäuen … Was für ein Zirkus! Braucht eigentlich kein Mensch.

Das Gentlemen-Genre der früheren Schau-Spiele

Wie schön war’s da dunnemals, als „Shells Wonderful World of Golf“ noch der Inbegriff von Schau-Spielen und eine Art Gentlemen-Genre war, in dem Stars wie Ben Hogan, Sam Snead, Jack Nicklaus, Gary Player etc. pp. und aufeinander trafen, oder sich die verstorbene BBC-Legende Peter Alliss auf den Bermudas über 18 Loch mit „Champagne Tony“ Lema maß. Tempus fugit, die Zeit flieht.

Heuer geht’s darum, „ihn richtig in den Hintern zu treten“. So jedenfalls hat es sich DeChambeau für den nach deutscher Zeit in der Nacht zum Samstag ausgetragenen Schlagabtausch vorgenommen. Und Koepka freute sich im Vorabgespräch mit Conférencier Mickelson schon „auf diesen anderen Golf-Modus, bei dem ,Trash Talk’ geradezu erwünscht ist und ich ihn richtig aufs Korn nehmen kann, ohne ein schlechtes Gewissen wegen störender Nebengeräusche zu bekommen“.

Auf Koepkas Wunsch nur zwölf Loch

Übrigens: Dem Vernehmen nach soll der vierfache Majorsieger höchstselbst auf die Zwölf-Loch-Runde bestanden haben. „Alles ist besser, als 18 Loch mit Bryson zu spielen. Zwölf Loch sind eine akzeptable Distanz, um ihn zu ertragen“, sagte Koepka. „Je weniger Zeit ich mit ihm verbringen muss, desto besser.“ Bleibt die Frage, warum er sich dann überhaupt drauf eingelassen hat?

Eklatante Koinzidenz zum Player Impact Program

Ach ja, das liebe Geld. Zeit, daran zu erinnern, dass die ganze Chose mit Koepkas Kritik an DeChambeaus Slow Play und dessen Beschwerde bei Caddie Rickie Elliot begonnen und erst mit der Einführung des Player Impact Program wirklich Fahrt aufgenommen hat. Zuvor war’s ein Allerwelts-Disput, wie er tagtäglich vorkommen mag; dank PIP wurde das Zerwürfnis zum polemischen Popanz. Beweisen lässt sich diese eklatante Koinzidenz nicht, die Verdachtsmomente indes wiegen schwer.


„Warum soll ich neidisch sein? Ich hab’ vier Majors und er eins, das er während Covid-19 gewonnen hat, als ich nicht mal dabei war. Hätte er es in meinem Beisein gewonnen, wär’s sicher deutlich mehr wert.“

Brooks Koepka


Dazu passt, dass auch die Umarmung beim Ryder Cup nach dem Kantersieg von Whistling Straits „ein bisschen erzwungen war“, wie DeChambeau „Golf Digest“ erzählt hat: „Das Team wollte, dass wir das machen; und ehrlich gesagt, war ich überrascht, dass er [Koepka] mitgespielt hat.“ Mit der Anmerkung soll’s dann an Protokoll genug sein.

Vorhang bitte!

Es bleibt zu hoffen, dass der stilisierte Zoff nun mit dem heutigen Tag auf Nimmerwiedersehen im Sand von Nevada verweht. Die feindselige Fixiertheit mag vielleicht authentisch sein und bleiben, andererseits hat der „Mohr namens öffentlich ausgetragenem Missklang“ seine Schuldigkeit getan: Am Ende von „The Match V“ gehen die Protagonisten dieser Jahrmarkts-Keilerei mit dem Hut herum und sammeln ihren Obolus ein. Für DeChambeau und Koepka sind’s Millionen, die Quote wird gewiss stimmen. Sei’s drum. Aber dann: Vorhang bitte!

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