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„Commish“ der PGA Tour kommt heute zurück, aber: Sind Monahans Tage gezählt?

16. Jul. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

Vertrautheit war gestern: Rory McIlroy mit "Commish" Jay Monahan und Unternehmer Arthur Blank, u. a. Eigner des Football-Teams Atlanta Falcons, der auch in Tiger Woods' und McIlroys Indoor-Liga TGL investiert hat. (Foto: Getty)

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Der Schreibtisch ist vermutlich picke-packe und das Mailpostfach zum Bersten voll, die Rückrufliste dürfte ellenlang sein und der Kasten für die Meckerzettel fast überlaufen: Heute nimmt Jay Monahan, der Commissioner der PGA Tour, nach krankheitsbedingter Auszeit seine Amtsgeschäfte wieder auf. Vier Wochen war er weg. Und – sorry für die unempathische Unterstellung – es wirkte ein wenig, als habe sich der 53-Jährige Mitte Juni erstmal verkrümelt, nachdem die Verkündung des Pakts mit dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF einer Menge Leute mehr als sauer aufgestoßen ist. Inklusive des US-Senats.

Schon zuvor hinter McIlroy versteckt

So, wie er sich vorher seit über einem Jahr hinter Rory McIlroy versteckt hat, der an der Medienfront die Stimme des Systems gab, während Monahan hinter den Kulissen markige Worte sprach und sich in einer sturen, unnachgiebigen Haltung gegenüber dem Klassenfeind übte, die selbst in Ponte Vedra Beach nicht jedem gefiel. Oder vielleicht war seine Unpässlichkeit zuvorderst der Wucht des Sturms geschuldet, den die überraschende Volte der vorher als Moralapostel auftretenden PGA Tour ausgelöst hatte.

      I think they’re calling you more than a hypocrite, Jay…
by      u/basic_cinephile in      golf

Wie auch immer: Die Wogen schlagen nach wie vor hoch. Monahan stehen ungemütliche Wochen bevor. Der Deal aka die Rahmenvereinbarung mit PIF-Direktor Yasir Al-Rumayyan ist kaum noch das Papier wert, seitdem die Klausel übers Stillhalteabkommen gestrichen wurde, mit der dem Abwerben von Tour-Spielern durch die LIV-Liga und Greg Norman ein Ende gemacht werden sollte. Tour-Vorstandsmitglied Randall Stephenson ist wegen moralischer Bedenken zurückgetreten. Der US-Senat wird garantiert den „Commish“ selbst noch einvernehmen wollen.

Bei den Spielern unten durch

Und am schlimmsten: Monahan ist bei den Spielern unten durch, die sich bei alldem undurchsichtigen Geschacher einiger weniger im stillen Kämmerlein außen vor gelassen, uninformiert und schlecht vertreten fühlen. „Sie sind eine Mitgliederorganisation. Ihre Mitglieder sind die Spieler. Sie existieren nicht ohne die Spieler. Aber Sie haben nicht einen einzigen der Spieler über die Verhandlungen, geschweige denn über das Ergebnis informiert, bevor sie es öffentlich bekannt gegeben haben?“, brachte es der Richard Blumenthal, der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses bei der ersten Anhörung auf den Punkt.

„Jay wird seine Gründe gehabt haben“

Selbst Rory McIlroy als erster Paladin der PGA Tour erfuhr kurz vor dem Fernsehauftritt von Monahan und Al-Rumayyan am 6. Juni beim Sender CNBC durch ein Telefonat mit Jimmy Dunne von dem Friedenschluss. Es spricht für die Loyalität des Nordiren, dass er sich zwar „wie ein Opferlamm“ fühlte, dennoch beschönigende Worte fand: „Jay wird seine Gründe [für die Heimlichtuerei] gehabt haben. Ich denke, er hat alles zum Wohl der PGA Tour gemacht.“ Indes, McIlroy verlangt gleichermaßen Aufklärung über das weitere Vorgehen.

„Eine Menge von meinem Vertrauen verspielt“

Etliche seiner Kollegen sind da deutlich systemkritischer. „Ich denke, er [Monahan] ist sich bewusst, dass es ein Vertrauensproblem gibt. Das habe ich jedenfalls aus Gesprächen mit vielen Spielern herausgehört. Ich denke allerdings, dass er sich was überlegt hat, um das Vertrauen wiederherzustellen“, sagte beispielsweise Jordan Spieth. Xander Schauffele wiederum stellte direkt die Glaubensfrage. „Während einer der schwierigsten Phasen in der Geschichte der Tour war der Mann nicht präsent, der eigentlich für uns da sein soll. Ich vertraue Menschen nicht schnell. Und ihm habe ich vertraut, doch er hat eine Menge von meinem Vertrauen verspielt“, erklärte der Olympiasieger. „Ich bin froh, dass es ihm offenbar wieder besser geht. Dennoch: Ja, er wird bei seiner Rückkehr eine Menge unangenehmer Fragen zu beantworten haben.“

 

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Derartiges lockte sogar den seit Jahren sportlich verhaltensunauffälligen Hunter Mahan ins Social-Media-Rampenlicht. „Für die Spieler ist er [Monahan] erledigt“, äußerte sich der mittlerweile 41-jährige sechsfache Tour-Sieger via Twitter. „Obwoh ich den notwendigen Prozess nicht kenne, um ihn zu entfernen: Es ist höchste Zeit, einen echten Repräsentanten der Spieler zu finden.“

Kurzum: Monahan ist schwer angezählt. Spätestens beim nächsten Designated Event, der FedEx St. Jude Championship in der zweiten Augustwoche wird er sich der geballten Front seiner Star-Protagonisten stellen müssen. Und womöglich sind seine Tage als Commissioner tatsächlich gezählt.

Dunne und Herlihy als neue starke Männer der Tour

Wenn die PGA Tour bei ihren Verhandlungen mit Al-Rumayyan als Bauernopfer den Rausschmiss des allseits unbeliebten LIV-Impresario Greg Norman und seiner Berateragentur Performance54 verlangt haben soll, dann ist durchaus vorstellbar, dass der Saudi-Grande im Gegenzug Jay Monahan zur Disposition gestellt sehen will. Der ist ja wahrlich nicht durch Sympathie und Wohlwollen für die Saudis aufgefallen, bevor Tour-Emissär Jimmy „Dealmaker“ Dunne und der Verwaltungsratsvorsitzende Ed Herlihy ihn zu Al-Rumayyan an den Verhandlungstisch beorderten. Dunne und Herlihy bringen sich übrigens bereits für Aufgaben in der zu gründenden profitorientierten „NewCo“ in Stellung. Sie scheinen die neuen starken Männer bei der PGA Tour zu sein. Das freilich ist eine andere Geschichte. Fortsetzung folgt.

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