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Caddie-Legenden und ihre Geschichten

21. Jul. 2021 von Benjamin Reeve in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Jeder Golf-Profi hat einen Caddie. Manche sind ebenso berühmt wie ihre Schützlinge. (Foto: Getty)

Jeder Golf-Profi hat einen Caddie. Manche sind ebenso berühmt wie ihre Schützlinge. (Foto: Getty)

Zumeist stehen Caddies nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Allerdings sind Caddies nicht selten länger im Golfgeschäft als die Spieler, für die arbeiten. Manche Caddies werden an der Tasche von Golflegenden selbst zu Legenden. 1999 wurde daher eine amerikanische Caddie Hall of Fame von der Profesional Caddies Association ins Leben gerufen, um diejenigen des Golfsports zu ehren, die nicht so häufig im Licht der Öffentlichkeit stehen.

Allerdings werden in den Beiträgen der Hall of Fame viele Details nicht erwähnt, die die Leben und Karrieren mancher Caddies erst besonders machen. Golf Post möchte daher einige Caddies gesondert vorstellen.

Carl Jackson (*1947) ist so eine Caddie-Legende. Seine Geschichte ist untrennbar mit dem Augusta National Golf Club verbunden. Ausgenommen im Jahr 2000 als er wegen eines Krebsleidens nicht am Turnier teilnehmen konnte, verpasste Jackson zwischen 1961 bis 2015 kein Masters.

54 Mal nahm Carl Jackson an den Masters teil. Die meiste Zeit an der Seite von Ben Crenshaw. (Foto: Getty)

54 Mal nahm Carl Jackson an den Masters teil. Die meiste Zeit an der Seite von Ben Crenshaw. (Foto: Getty)

„Ich hatte keine große Wahl“

Aufgewachsen in einem Armenviertel, das an Augusta National grenzte, hatte der junge Carl Jackson bereits oftmals durch den Zaun an der Weed Street den Golfern bei ihrem Spiel von Loch 16 bis 18 zugeschaut. Es war 1958 als der elfjährige Carl auf der Straße von einem Caddie-Master angesprochen wurde, ob er nicht etwas Geld verdienen wolle. Seine Mutter war auf das zusätzliche Geld angewiesen, konnte dennoch nicht länger die Schuluniform bezahlen und Carl brach die Schule ab, um fortan Vollzeit-Caddie zu sein. „Ich hatte keine große Wahl, aber ich machte es zu einer guten Entscheidung“, erklärt Jackson in einem Interview mit dem Sender News12.

Zunächst begleitete er vor allem die reichen Mitglieder auf der Runde, doch bereits drei Jahre später begleitete der nun 14-Jährige den Profi Billy Burke beim Masters 1961. Obwohl er kurzzeitig für Bruce Devlin und Gary Player arbeitete, ist seine Arbeit mit Ben Crenshaw wohl am bekanntesten. Seit 1976 war er als Caddie an Crenshaws Seite und sie gewannen zweimal gemeinsam das Masters (1984 und 1995). Mit Crenshaw nahm auch Jackson 2015 seinen Hut. Nach 54 Masters-Teilnahmen als Caddie.

Eine anderes soziales Umfeld, eine andere Generation und ein anderer Kontinent sind der Hintergrund eines anderen bekannten Caddies, Steve Williams (*1963). Zu den Arbeitgebern des Neuseeländers zählten viele große Namen. Aber über seine Exzentrik wurde bisher mehr geschrieben als über seinen Werdegang. Wie Carl Jackson begann auch Steve Williams das Caddying sehr früh. Anders als Jackson, wuchs Williams jedoch in guten Verhältnissen auf und konnte die Schule besuchen.

Greg Norman, Tiger Woods und hier Adam Scott sind einige der Profis mit denen Steve Williams arbeitete. (Foto: Getty)

Greg Norman, Tiger Woods und hier Adam Scott sind einige der Profis mit denen Steve Williams arbeitete. (Foto: Getty)

„Ich würde alles dafür tun, Caddie zu werden“

Bereits mit zehn Jahren verbrachte Williams seine Wochenenden auf dem Golfplatz und arbeitete als Caddie in seinem Heimatclub Paraparaumu Beach. Er selbst berichtete auf seinem leider offline-genommenen Blog „KiwiCaddy“, dass er an einem Tag oft erst 36 Loch als Caddie arbeitete und dann selbst bis zur Dunkelheit golfte. Obwohl er als Jugendlicher bereits ein 2er Handicap führte, bereitete ihm das Caddying größere Freude als selbst zu spielen. „1976 arrangierte mein Vater, dass ich für Peter Thomson bei der New Zealand Open im Wellington Golf Club den Caddie machen durfte“, beschreibt Williams sein erstes Profi-Engagement. Steve Williams war 13 Jahre alt und Peter Thomson soll begeistert von den Fähigkeiten des Jungen gewesen sein. Und auch Williams war begeistert: „Danach war mir klar, dass ich alles dafür tun werde, professioneller Caddie zu werden.“ Thomson nahm ihn immer mit, wenn er in Neuseeland spielte und ließ ihn in den Schulferien auch zu Turnieren nach Australien einfliegen. Unter den Tour-Caddies war Williams eine Attraktion. Er wagte sich auf die European Tour und lernte in dieser Zeit Greg Norman kennen. Seit 1982 war er für Norman bei allen australischen und asiatischen sowie einigen europäischen Turnieren an der Tasche. Es folgte Ray Floyd (1989–1999), den Williams als eine Vaterfigur beschreibt, bevor 1999 das Telefon klingelte und Tiger Woods fragte, ob er übernehmen könne. Diese Zusammenarbeit sollte als eine der erfolgreichsten in die Geschichte eingehen.

Mit Steve Williams war Tiger Woods insgesamt erfolgreicher als mit seinem Vorgänger Mike „Fluff“ Cowan (*1948). Dennoch steht der schnauzbärtige Kauz für den Aufstieg des damals neuen Golfstars Tiger Woods. Mit Cowan gewann Tiger 1997 das Masters. Gerüchteweise soll Woods ihn gefeuert haben, weil er in einem Interview seinen Verdienst verriet (1.000 Dollar pro Woche und bis zu zehn Prozent des Preisgelds). Dass Fluff es drauf hat, bewies er nach dem Rausschmiss an Jim Furyks Tasche.

In jüngeren Jahren war

In jüngeren Jahren war "Fluff" an Tiger Woods' Tasche erfolgreich. (Foto: Getty)

„Ich habe in meinem Leben nie etwas geplant“

Cowan wuchs in Maine auf. Seine Vater brachte ihn zum Golfspiel. Nach einem bisschen College-Golf an der William Penn University heuerte er in den 1970ern als Assistant Golf Pro in seinem Heimatclub an. 1976 wird er gefeuert. Warum, ist nicht bekannt aber es sollte sich als großes Glück erweisen, denn er entschied sich als Caddie anzufangen. Er wartete wie viele andere Caddies auf dem Turnierparkplatz auf potentielle Arbeitgeber. Sein erster Caddie-Job auf der PGA Tour war ein Monday Qualifier 1976 bei den Greater Hartford Open (heute Travelers Championship). Den ersten Sommer arbeitete er für 20 Dollar und zwei Prozent des Preisgeldes. Er arbeitete nie zweimal für denselben Profi.

Das änderte sich, als er am Ende der Saison 1976 für Ed Sabo beim Walt Disney World National (mit verschiedenen Namen bis 2012) den Caddie machte und dieser ihn anschließend fragte, was er nächste Saison vorhabe. „Es war nicht meine Intention, fester Caddie von irgendwem zu werden“, sagte Fluff der Golfweek. „Ich habe in meinem Leben nie etwas geplant. Habe mich immer treiben lassen.“ 1978 wechselte er zu Peter Jacobsen, mit dem er 18 Jahre bis 1996 zusammenarbeiten sollte. Erst eine Verletzung Jacobsens 1996 machte möglich, dass Mike Cowan für ein paar Turniere, bis Jacobsen wieder gesund sein sollte, mit Tiger Woods auf die Runde ging. Es wurde drei sehr erfolgreiche Jahre.

Fanny Suneson gewann mit Sir Nick Faldo zwei Masters Titel, 1990 und 1996. (Foto: Getty)

Fanny Suneson gewann mit Sir Nick Faldo zwei Masters Titel, 1990 und 1996. (Foto: Getty)

Die bekannteste Frau im Caddie-Business ist Fanny Suneson (*1967). Die Schwedin ging als erster weiblicher Caddie in die Geschichte ein, die ein Major gewinnen konnte. Suneson wurde in eine golf-verrückte Familie geboren. Sie selbst begann im Alter von sechs Jahren mit dem Golfspiel und war bald eine ambitionierte Amateurin, die den Plan hatte Profi zu werden. Gemeinsam mit ihrer Mutter gewann sie 1986 die schwedische Mutter-Tochter-Meisterschaft.

Die Idee Erfahrungen als Caddie sammeln zu wollen, kam ihr nach einem Treffen mit einer weiteren Caddie-Legende. Sie traf Pete Coleman, der 22 Jahre an der Tasche von Bernhard Langer war, und dieser berichtete ihr von seinem Leben als Caddie. Daraufhin beschloss sie ihr Glück bei den Scandinavian Enterprise Open zu versuchen. "Damals gab es noch viel mehr lokale Caddies und man hatte die Chance einen Profi auf dem Parkplatz anzusprechen", sagte Suneson der Irish Times. Sie war eine von nur drei Frauen, die ihre Dienste als Caddie anboten. Die zwei anderen waren Annika und Charlotta Sörenstam, die in den 1990er und 2000er Jahren auf der LPGA-Tour spielen würden. Suneson und die Sörenstam-Schwestern hatten es schwer. "In Schweden geht alles geordnet der Reihe nach. So standen alle Caddies in einer Schlange und sprachen die Golfer nacheinander an. Als ich an der Reihe war, sagten die Profis, sie hätten bereits einen Caddie. Sie gingen einfach an mir vorbei und fragten den nächsten männlichen Caddie, ob er für sie arbeiten wolle. Ich konnte es nicht fassen."

Die Profis wussten nicht, dass die jungen Damen wahrscheinlich besseres Golf spielten als ihre männlichen Caddie-Kollegen. Der Brasilianer Jaime Gonzalez gab Suneson schließlich eine Chance und sie nutzte diese. Gonzalez war begeistert und nahm sie mit zu den British Open. Suneson selbst war von Caddie-Fieber infiziert. Die arbeitete für verschiedene Profis auf den großen Touren. Dazu zählen Jose Rivero, Anders Forsbrand, Howard Clark, Sergio Garcia, Fred Funk, Notah Begay, Michelle Wie, Ian Poulter, Zach Johnson, Mark Hensby und Henrik Stenson. Aber keine Anstellung ist so bekannt wie die bei Sir Nick Faldo. Dieser hatte sie 1989 engagiert. Gemeinsam gewannen sie in neun Jahren vier Majors. Suneson nahm an fünf Ryder Cups teil.

Seit 2006 ist Terry Mundy der Caddie von Ian Poulter. Sie teilen denselben Heimatclub. (Foto: Getty)

Seit 2006 ist Terry Mundy der Caddie von Ian Poulter. Sie teilen denselben Heimatclub. (Foto: Getty)

Eine der jüngeren Geschichten ist die von Terry Mundy. Er selbst ist ein guter Golfer (Hcp zwischen 3 und 6) und arbeitete lange als Caddie für seine Frau Johanna (geborene Head), die seit 1997 auf der LET und seit 2001 auf der LPGA Tour spielte, und weitere Spielerinnen der Damen-Tour. Bei einem Mixed Tour Event in Marokko 2006 trafen sich Terry Mundy und Ian Poulter zum ersten Mal und fanden heraus, dass sie keine 20 Minuten voneinander entfernt lebten und den Heimatclub, den Woburn Golfclub im Norden Londons, teilten.

Zurück in der Heimat trafen sie sich zufällig auf dem Platz und kamen erneut ins Gespräch. „Einige Zeit später rief Ian mich an und fragte, ob ich ihm für zwei Wochen aushelfen könnte,“ verriet Mundy dem Sender Golfing World. Aushelfen sollte er 2006 aber Mundy ist bis heute Poulters Caddie.

 

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