Back Nine

Spaun ist der Sieger, aber das „Oakmonster“ beherrschte die 125. US Open

16. Jun. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

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Der amerikanische Golfverband USGA hat pünktlich zur 125. US Open ein Werbefilmchen veröffentlicht. Sinngemäß heißt es darin, man wolle die Spieler nicht demütigen, sondern lediglich den Besten unter ihnen ermitteln. Wer die Übertragungen aus dem Oakmont Country Club gesehen hat, muss daran zweifeln. Ja, Rory McIlroy und der vor allem an seinem Putter verzweifelnde Scottie Scheffler waren diesmal nicht gut genug, um eine Rolle zu spielen. Und der frisch gekürte Champion JJ Spaun, der überdies um 3 Uhr in der Früh noch zur Apotheke gefahren war, weil eine seiner Töchter unter Übelkeit litt, hat in der Finalrunde eine bemerkenswerte Resilienz gezeigt und wurde am amerikanischen Vatertag zu Recht belohnt – während Robert MacIntyre eben den einen Putt zu viel gemacht hat, Viktor Hovland eher über den Platz irrlichterte und Sam Burns zuguterletzt doch noch seines Eisenspiels verlustig ging.

 

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Aber ist es wirklich ein fairer, echter Test für Schlagfertigkeit und Augenmaß, wenn Bälle auf den selbst nach Regenfällen noch spiegelglatten Grüns kaum halten oder handgelenkskrachend aus einem Rough gespielt werden müssen, das eher wie Morast wirkt, weil Monate vor dem Major im Labor eine besonders krautige Nachsaat ermittelt wurde? Die US Open heftet sich das Etikett an die Brust, der härteste Test im Golfsport zu sein – nichts dagegen einzuwänden. Doch manches wirkte in den Tagen von Oakmont verdächtig wie Glücksspiel.

Und ja, es stimmt sicherlich, was Xander Schauffele vor der „Offenen Amerikanischen“ gesagt hat: „Ich denke, dass die Leute sich eine US Open ansehen, um zuzuschauen, wie ein Kerl Acht über Par schießt und auf der Runde richtig leidet.“ Dennoch sollte das Ganze Werbung für die Mannigfaltigkeit des Golfsports sein und nicht eine Promo-Veranstaltung für eine Sado-Maso-Session. Die großen Geister aus dem Pantheon der Golfplatzarchitektur haben ihrer Zunft ins Stammbuch geschrieben, dass eine Golfrunde „18 Inspirationen“ bieten sollte (Albert Warren Tillinghast). Oder: „Es ist eine Kunst, Kurse zu gestalten, die auch Vergnügen bereiten, wenn man schlecht spielt“ (Tom Doak). Im Fall einer US Open zumindest und wenigstens denen, die zuschauen. So gesehen ist das Geläuf im Oakmont Country Club eher der Anti-Platz: Ein Dungeon von 18 Schreckenskammern mit gepimpten Nickeligkeiten und einem Häuflein Protagonisten, das sich durch diese Geisterbahn quälen muss. Und der Zuschauer grübelt: Ist das noch extrem schwierig oder schon Schikane? Das fragt sich übrigens auch Amerikas Basketball-Heroine Caitlin Clark: „Macht Oakmont überhaupt Spaß zu spielen?“

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Dazu passt, dass der baumlose Platz optisch nicht mal schön ist, höchstens schaurig schön. Sein Schöpfer Henry Clay Fownes, der ohnehin partout jedweden Spaß verhindern und genau das Gegenteil vermitteln wollte, hat sich im reichhaltigen Besteckkasten der Golfplatzarchitektur leider bloß aus der unteren Schublade bedient, wo das grobe Werkzug liegt: schiere Länge, superschmale Fairways, urwaldartiges Rough und nach allen Richtungen ondulierte Grüns. Dabei kann Design so schön sein – und dennoch anspruchsvoll. Siehe Merion, wo Justin Rose 2013 gewann und am Ende ebenfalls alle über Par lagen. Oder Shinnecock Hills, das im kommenden Jahr die  US Open ausrichtet. Oakmont ist 2033 wieder dran, dann zum elften Mal – den Autor schaudert es jetzt schon.

 

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Robert MacIntyres faire Geste

Knapp daneben ist auch vorbei: „Noch mal so eine Runde wie heute, und warum soll dann das ganz große Ding nicht möglich sein?“, hat Robert MacIntyre nach der feinen 69er-Runde am Moving Day der US Open gesagt. Gestern ließ der 28-Jährige aus Oban an der schottischen Westküste seinem Spruch Taten folgen, „unterspielte sich“ gar um einen Schlag – und beinahe hätte 100 Jahre nach dem Triumph von Willie Macfarlane im Worcester Country Club endlich wieder mal ein Schotte die US Open gewonnen. Doch JJ Spaun vermied mit seinem 19-Meter-Birdie-Putt jede Aussicht auf ein Stechen, und so blieb dem Clubhaus-Führenden „nur“ die beste Major-Platzierung seiner Karriere und anerkennender Applaus für den neuen Champion, womit  – was für eine Sportsmanship von „Bob-Mac“.

 

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Vorfreude auf Portrush: McIlroy und das anhaltende Motivationsloch

Up and down: Rory McIlroy hat vor der Finalrunde der 125. Open einen sehr entlarvenden Satz gesagt. Was er sich für den Sonntag vorgenommen habe, wurde er gefragt: „Eine Runde in weniger als viereinhalb Stunden und dann nur weg von hier.“ Das hatte nicht unbedingt nur was mit dem Schwierigkeitsgrad von Oakmont zu tun, sondern vor allem mit McIlroys Motivation, die nach wie vor auf einer Talsohle zu sein scheint. Als es gestern für ihn um nichts mehr ging, spielte der Nordire mit einer Drei-unter-Par-67 seine beste Runde bei diesem Major, aber zuvor eine Wettkampfspannung aufzubauen, aufrechtzuerhalten und in akzeptable Ergebnisse umzusetzen, erscheint weiterhin ein Ding der Unmöglichkeit. „Ich habe im April [beim Masters] endlich meinen persönlichen Mount Everest bezwungen. Und danach gehts halt erstmal wieder bergab“, ließ der 36-Jährige prompt eine bestätigende Metapher folgen. „Ich muss mir einfach jetzt einen neuen Berg suchen, der mich herausfordert. Und was könnte dafür besser sein, als eine Open Championship im Juli auf dem heimischen Boden von Portrush.“ Also, nach dem Major ist vor dem Major.

 

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Hatton: Bei einer US Open erlebt jeder, was ich ständig fühle

Epilog: Der Schlusssatz dieser 125. US Open gebührt Tyrrell Hatton. Der Engländer erklärt mit entwaffnendem Schmunzeln: „Ich habe immer einen an der Waffel, egal wo ich spiele. Bei der US Open allerdings dreht jeder durch. Nun haben die Jungs mal eine Woche lang gemerkt, wie ich mich ständig fühle.“ Und damit zu den sonstigen Themen auf dem Golfglobus.

 

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Trotz harscher Kritik: USGA bleibt bei Rollback des Balls

Bekräftigung: Der amerikanische Golfverband USGA hat während der US Open in Oakmont klargestellt, dass man trotz erneut aufflammender Kritik – unter anderem von Derek Sprague, dem neuen Chef der PGA of America – und der generell gespaltenen Szene am geplanten Rollback des Balls festhalten will.

 

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CEO Mike Whan erzählte von einer „überraschenden Flut“ an E-Mails. „Niemand sagt, das sei alles genau richtig“, so Whan. In der einen Hälfte der Nachrichten werde die Entscheidung harsch verurteilt, die Absender der anderen Hälfte wiederum forderten sogar aggressivere Maßnahmen. USGA und die Granden der R&A in St. Andrews argumentieren bekanntlich, das Vorgehen gegen die exzessiven Weiten auf dem Top-Level sei unerlässlich für die Nachhaltigkeit des Golfsports.

 

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Whan betonte, man treibe die geplante Regeländerung mit „voller Kraft voran“, sei hinsichtlich der Umsetzung aber in Gesprächen mit der Industrie, um die Testbedingungen zu überarbeiten. Die Änderungen auf der Elite-Ebene sind für 2028 geplant, 2030 ist auch der Freizeitbereich dran.

PGA Tour hat neuen CEO als Entlastung für Monahan

Personalentscheidung: Die PGA Tour ist bei ihrer Suche nach einem CEO als Entlastung für Commissioner Jay Monahan fündig geworden. Nach einhelligen Berichten von US-Medien wird Brian Rollap das Amt übernehmen, der noch als Executive Vice President der National Football League (NFL) tätig ist. Doch NFL-Commissioner Roger Goodell hat den Abschied seines potenziellen Nachfolgers bereits intern bekanntgegeben. Rolapp war seit 22 Jahren bei der NFL und zuletzt für TV-Verträge, Sponsoring und Medienangelegenheiten zuständig. In diesem Bereich erwirtschaftet die NFL jährlich rund zehn Milliarden Dollar. Heute soll der Verwaltungsrat der PGA Tour die Verpflichtung absegnen, die eine monatelange Suche beendet.

 

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Neue Logos für Old Course und Co.

Überarbeitung: Der St. Andrews Links Trust hat den sieben Kursen in seinem Portfolio überarbeitete Logos spendiert. Der Old Course beispielsweise wird nunmehr durch eine Skizze der Swilcan Bridge stilisiert, das Emblem des New Course ist die charakteristische Kappe von Old Tom Morris. Mit der aktualisierten Markenidentität für das „Home of Golf“ verfolgt der Links Trust das Ziel eines unverwechselbaren und auf Anhieb erkennbaren Erscheinungsbilds für Golfer in aller Welt.

(Foto: Screenshot St. Andrews Links Trust)

McIlroys englische Villa – mit Sir Elton John als Nachbar

Noch ein bisschen Boulevard: Rory McIlroy hat bekanntlich angekündigt, nach der US Open den Lebensmittelpunkt wieder ins Vereinigte Königreich zu verlegen und dafür in der exklusiven Wentworth Estate in Surrey – abgeschiedene 708 Hektar rund um den piekfeinen Wentworth Club und nahe dem Hauptquartier der European Tour Group in Virginia Water – ein neues Heim für Ehefrau Erica Stoll, Tochter Poppy und sich bauen lassen. Angeblich ist Erica Stoll kein Fan des Klimas in Florida und will mehr Zeit in Europa verbringen – die Villa in Jupiter wollen die McIlroys dennoch behalten. Der Nordire kaufte das englische Anwesen bereits 2023 und steckte gut zehn Millionen Euro in den Umbau. In der noblen Gegend im Speckgürtel von London gibt’s eine illustre Nachbarschaft, beispielsweise Sir Elton John, den Sultan von Brunei oder den ukrainischen Fußballstar Andrij Schewtschenko, der unter anderem für den AC Mailand und den FC Chelsea spielte. Jetzt sind die ersten Fotos der neuen McIlroy’schen Heimstatt aufgetaucht:

Vandalismus: „Als sei eine Bombe explodiert“

Zum Schluss: Während das „Oakmonster“ bei der 125. US Open alles andere als zimperlich mit dem Spiel und der Psyche der weltbesten Golfern umging, wurde woanders in Pennsylvania ein Golfplatz zum Opfer von Vandalismus. Unbekannte Täter wüteten in der Nacht von Freitag auf Samstag im Lindenwood Golf Club in Canonsburg und richteten Schäden in Höhe von zigtausend Dollar an – zum Entsetzen von Vorstand und Mitgliedern. Headgreenkeeper Brian Leichliter („Auf dem fünften Grün sieht es aus, als sei eine Bombe explodiert“) muss nun zusehen, den Platz schnellstmöglich wieder in einen bespielbaren Zustand zu versetzen.

 

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