TEST DRIVE

Golf Kicks - mach aus deinem Lieblingsschuh einen Golfschuh

am 13. Jun 2021 um 20:09 Uhr von stefan batsch

TEST DRIVE

So, ich hab’s jetzt mal getan: Nachdem ich schon ewig auf der Suche nach einem einfachen, schönen, leichten und einzigartigen Golfschuh bin und bei den großen bekannten Marken nur ein paar sehr wenige Modelle von Adidas und Nike infrage kamen, allenfalls noch was mit viel Augen zukneifen von Footjoy und G/Fore in die Tüte kämen, wird danach die Luft sehr schnell dünn. Irgendwas mit Troddeln dran oder der sogenannten traditionellen „Kiltie“ Lasche sieht mir zu rückwärtsgewandt aus. Ich bin nicht Fred Astaire, gehe auf keinen Maskenball mit Thema spätes 19. Jahrhundert und spiele auch nicht in einem Club, der von 120-Jährigen geführt wird. Ich lebe im 21. Jahrhundert, möchte Schuhe, deren Look im Hier und Jetzt stehen. Aber auch ohne Kiltie-Lasche sehen viele zu sehr nach Golfschuh aus (was ja tatsächlich nicht sein muss, denn: warum?) oder sind auf der anderen Seite wiederum zu übertrieben technisch und einem aktuellen Trend folgend. Manch Modell von Nike, Puma oder Adidas hat so viel Schnickschnack dran, schräges Design und Farbgebung, dass sie manchmal schon kurz vorm sogenannten Dad Shoe stehen und optisch eher zum Besuch eines Nachtclubs passen als zum Golfclub. 

Und so habe ich mich mal wieder bei den nahezu komplett unbekannten Marken umgeschaut und ein wenig Research betrieben. Und siehe da: es gibt sie. Ich landete bei Tomo, True Linkswear, Goatlane, Cuater, Straight Down, Back 9, Jack Grace, aber auch bei für Europäer sehr schwer zu beziehenden Marken wie Admiral oder Daily Grass (beide aus Fernost, wo allein schon die Größen, in meinem Fall eine 46,5/ US 13 ein Problem darstellten - von der Sprachbarriere und dem somit komplett unverständlichen Bestellvorgang mal ganz abgesehen). Alle haben Modelle im Angebot, die mich ansprechen, die meist einen recht reduzierten bis minimalistischen Eindruck machen. Also ran da! Schuhe von Goatlane, True, Back 9 und Jack Grace brachte mir der Postbote im Laufe der folgenden Wochen und ich nahm sie mit auf meine Runden (dazu später an anderer Stelle mehr). 

Doch von einem Hersteller war ich besonders begeistert: Golf Kicks. 

Das bemerkenswerte: Golf Kicks stellen gar keine Golfschuhe her. Vielmehr sorgt Golf Kicks dafür, dass aus deinem Lieblingsschuh ein Golfschuh wird. Und dazu musst du deine Lieblingsschuhe noch nicht mal irgendwo hinschicken, um sie umständlich und teuer umbauen zu lassen, sondern der Umbau kommt zu dir. Ganz einfach. Das Start-Up aus Denver sammelte per Kickstarter und Shark Tank Geld, um seine geniale wie ebenso simple Idee produzieren zu lassen und an die Konsumenten zu bringen: 20 Soft Spikes, jeweils mit einer „Metallicore“ Schraube versehen, kommen zusammen mit einem passenden Schraubendreher, einem entsprechendem Aufsatz für den Akkuschrauber, einem Marker, um die entsprechenden Punkte auf der Sohle zu markieren, seit neuestem auch mit etwas Shoe Goo (speziellem Sohlenkleber) und ein paar Ballmarkern als nützliches Give Away in einer kleinen Box für weniger als 30 $ zu euch. Eine Anleitung dazu, ausführlichere How-Tos für diverse Schuhmodelle und alle etwaig aufkommenden FAQs gibt es dazu auf der Website (https://golfkicks.com).

Eine wirklich tolle Idee. Und so einfach.

Denn eigentlich ist’s doch so: Ein Schuh sollte erst mal gefallen. Und da gibt es durchaus einige (nur eben wenige Golfschuhe). Ein Golfschuh im speziellen muss etwas mehr können: Sie müssen leicht und bequem sein, mich über 18 oder noch mehr Löcher bringen, ohne Blasen, ohne wunde Stellen an Ballen, Ferse, Zehen. Bestenfalls sogar so, dass ich nach meiner Runde nicht sofort das Verlangen habe, sie ausziehen zu müssen. Sie müssen leicht sein, keine klobigen schweren Klumpen, die mir Energie rauben und mich nach vier Löchern ein Cart oder eine Sänfte herbeisehnen lassen. Und sie müssen Grip haben, festen Stand in jedweder Lage garantieren.

Mit Golf Kicks kann man sich also jeden Schuh nehmen, der alle Attribute vereint, nur die Frage des Grips offen lässt. Die klärt man dann einfach mit Golf Kicks. 

Also, los, ran an die Arbeit!

Mein Lieblingsschuh: Der Vans Era. Ich weiss, er trägt mich weit, ist luftig und bequem. Dieses Jahr mal in hellblau.

Mein Lieblingsschuh: Der Vans Era. Ich weiss, er trägt mich weit, ist luftig und bequem. Dieses Jahr mal in hellblau.

Mein absoluter Lieblingsschuh, den ich bereits in dutzenden Farbvarianten habe, dessen seit den 70ern unveränderte Schlichtheit mir schon seit vielen Dekaden gefällt und der bequem zu tragen ist und eine sommerliche Luftigkeit hat: Vans. Authenic, Era oder Old School heissen die mir liebsten Modelle, der Era, eigentlich baugleich mit dem Authentic, hat jedoch einen gepolsterten Hacken, ist also bequemer und scheuert nicht. Man kann ihn nahezu überall tragen, passt in den Urlaub genauso wie ins Büro, in die Bar genauso wie ins Vorstellungsgespräch (ok, noch immer ein wenig jobabhängig), auf eine Segelyacht genauso wie auf eine Hochzeit (ok, auch ein wenig von der Gesellschaft abhängig). Warum also nicht auch auf einen Golfplatz? Unzählige Inselwanderungen in diversen Urlauben, die in Geländeanspruch und zurückgelegtem Weg eine Golfrunde bei weitem übertrafen, liessen mich wissen, dass er das kann, selbst wenn er erst mal gar nicht so aussieht. Ich entschied mich für ein hellblaues Modell, öffnete das Golf Kicks Conversion Kit auf und los ging’s. Bange Frage: ist die Sohle dick genug? Kommen die Schrauben der Soft Spikes vielleicht sogar durch? Dazu kurz die Webpage bemüht, das entsprechende Video angeklickt, in welchem konkret der Verbau an Vans besprochen und gezeigt wird (kein Problem) und tatsächlich keine 20 Minuten später hatte ich meinen Lieblingsschuh als Golfschuh.

Das Procedere:

Alles, was man braucht, wird mitgeliefert. Inzwischen sogar eine Tube Schuhkleber, um bei Gummisohlen wie dieser noch besseren Halt der eingeschraubten Spikes zu garantieren.

Alles, was man braucht, wird mitgeliefert. Inzwischen sogar eine Tube Schuhkleber, um bei Gummisohlen wie dieser noch besseren Halt der eingeschraubten Spikes zu garantieren.

Man markiert die Stellen, wo man die Spikes setzen möchte (nutzt hier eher die tieferliegenden Teile des Profils) mit dem mitgelieferten Marker, bohrt mit einem spitzen Gegenstand an den Stellen ein klein wenig vor (nicht zu tief - nur, dass die Schraube einen Ansatzpunkt hat und auf Anhieb gut greift) und nutzt dann den mitgelieferten Schraubendreher zum reindrehen und festziehen. Im speziellen Fall der Vans Gummisohle wird ein kleiner Klecks des Shoe Goo-Klebers auf den Schrauben empfohlen, so verbindet sich das Gummi der Sohle und die Schrauben der Spikes besser miteinander. Man sollte sich vorher aber sicher sein, wo die Spikes am meisten Sinn machen - ich hätte z.B. lieber den einzelstehenden Spike im Fersenbereich besser ganz nach hinten gestellt und nicht vor die beiden abschliessenden (siehe Foto). Letztendlich aber egal, wie mein baldiger Test zeigte. 

Im Test:

Fertig. Keine 20 Minuten Arbeit. Jetzt ab auf den Platz!

Fertig. Keine 20 Minuten Arbeit. Jetzt ab auf den Platz!

Freudig und neugierig mit meinen Golfschuhen, die eben noch keine waren, also auf die Runde. 18 Löcher, kein Problem. Sie haben absoluten Grip und meine Bedenken, ob die Spikes überhaupt halten, lösten sich in der Praxis in Luft auf. Kein Spike hat sich gelockert oder ist gar abgefallen, alle sitzen noch fest an Ort und Stelle. Auf dem Cart Path oder auf der Clubterrasse merkt man natürlich die Spikes beim laufen, aber das gilt eben auch für andere Schuhe mit verbauten (Soft)Spikes. Völlig normales Laufempfinden verschaffen eben nur Schuhe mit Traction-Noppensohle, mit denen man sogar lässig Auto fahren, kuppeln und bremsen kann. Die Befürchtung, die Schrauben zu merken, war ebenfalls unbegründet. Nichts, gar nichts. Diese sind eher breit und kurz, einzig bei noch dünneren Sohlen, wie Converse Chucks oder gar Barfussschuhen sollte man vom Gebrauch dieses Kits absehen. Ebenso bei Schuhen, die eine Luftpolsterung oder ähnliches in der Sohle haben. Flip Flops eher auch nicht, aber das ist ohnehin der allergrößte Blödsinn, an einen für Golf komplett labbrigen und ungeeigneten Schuh, Spikes zu installieren. Schockierend genug, dass es sowas tatsächlich gibt.

Ich jedenfalls freue mich über so viel Erfindergeist, über solch eine einfache Idee, bei der man sich fragt, warum da noch nie vorher jemand drauf gekommen ist und besonders über einen Schuh, der aus leichtem Canvas besteht, mich also das Turnier, welches nächste Woche bei prognostizierten 34°C ansteht, ohne völlig schweissdurchnässte Schuhe überstehen lässt. Tolles Ding und schwer zu empfehlen!

Und übrigens: sollte man dann doch die Schuhe lieber in Büro, Urlaub oder Hochzeit anziehen wollen, so lassen sich die Spikes auch wieder rausdrehen und die entstandenen Löcher mit dem Shoe Goo wieder verschliessen.

Die oben erwähnten Schuhe von Goatlane, True Linkswear, Back 9 und Jack Grace werden demnächst in meiner Kolumne ausführlich besprochen.

stefan batsch

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golf, please loosen up!

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