Ich habe Glück gehabt und darf für die Golf Post einen Produkttest durchführen.
Geld bekomme ich für meine literarisch wertvollen Beiträge allerdings nicht und ich muss den Trolley am Ende des Testzeitraums wieder zurückgeben. Der Vollständigkeit muss ich aber erwähnen, das ich den Trolley unabhängig von meinem Eindruck für einen vorher festgelegten Preis erwerben kann.
Unpacking
Der Trolley inkl. Zubehör wurde, wie angekündigt Freitag mittag durch GLS geliefert, allerdings zu spät um ihn schon beim Mercedes Benz Afterwork einzusetzen. Samstag waren wir mit der Mannschaft in Hainmühlen, zum letzten Ligaspiel des Jahres und auch hier musste das gute Stück zu Hause bleiben.
Die Bedienung ist etwas anders als bei meinem aktuellen Jucad Trolley und die Mannschaft würde es wohl nicht gutheißen, wenn ich das Hantieren an einem neuen Gerät für eine schlechte Leistung vorschieben würde.
Aber am Sonntag morgen, folgte schon das nächste Turnier, unser SommerCup auf dem Public Course in Adendorf. Ich musste ja vorher den Trolley erstmal ins Auto laden und zum Club fahren, deswegen zeige ich euch mal ein paar Bilder, wie der Trolley in den Kofferraum passt und ein Größenvergleich mit einem Jucad ist für Interessenten auch ganz interessant. Im Kofferraum benötigt der Jucad etwas weniger Platz, dafür passt der Zorro etwas besser in meine Caddie-Box.
Die Bedienung auf der kurzen 9 Lochrunde hat aufgrund des anderen Bedienkonzeptes etwas mehr Aufmerksamkeit verlangt, mein Spiel hat nicht darunter gelitten obwohl ich nur ein PAR gespielt habe. Vielleicht lag mein Bruttosieg an den drei Birdies
Die ersten Runden
Nach dem erfolgreichen Turnierstart setze ich den Trolley nun auf jeder Runde, egal ob Privat- oder Turnierrunde ein. Ein erster Kapazitätstest des Akkus. In Privatrunden kann man mit den Bedienelementen des Trolley rumspielen.
Das Bedienkonzept meines JuCad unterscheidet sich doch ein wenig vom Zorro. Es verhält sich so ein wenig, wie der Wechsel vom iPhone zu einem hochwertigen Android Smartphone. Beide Trolleys verfügen über einen automatischen Vorlauf von 10, 20 oder 30 Metern. Diese Funktion finde ich ganz praktisch, um den Trolley z.B. vor dem Putten schon mal in Richtung des nächsten Abschlages zu schicken. Für beide Systeme gibt es auch eine Fernbedienung, mit der ich mich zumindest in Variante für den JuCad nicht anfreunden konnte. Den Vorlauf nutze ich allerdings häufiger, dass sich nun die 10 Meter des Zorro von den 10 Metern des JuCad unterscheiden, nehme ich nur am Rande wahr.
Wenn ich schon mal bei den Bedienelementen bin, beide System haben eine Akku-Anzeige. Beim Zorro ist es als Restlaufanzeige ausgeprägt. Solange die Anzeige „Blau“ leuchtet ist alles okay, ich wollte erst schreiben, ist im grünen Bereich, mindestens 18 Loch Kapazität (100%-50%), dann gibt es noch drei weitere Anzeigen blau, rot/Violett, rot und rot blinkend. Gemerkt habe ich mit rot für max. 9 Loch und rot blinkend ist ähnlich wie die Reserveanzeige des Tanks im Auto, max. 3 Loch. Etwas schlüssiger finde ich hier das Jucad-Konzept. In der Neutral-Stellung des Antriebsrings blinkt die Anzeige, jedes Blinken entspricht 20%, das System habe ich sofort begriffen. Nach den ersten 35 Loch wechselte nun die blaue Anzeige in den violetten Ton, mal schauen, welche Kapazität ich auf unseren eher flachen Kurs erreichen kann.
Später konnte ich dann den Akku komplett leer fahren:
- Loch 35, die Anzeige springt von blau auf violett
- Loch 50, die Anzeige springt von violett auf rot
- Loch 52, die Anzeige springt von rot auf rot blinkend
- Loch 53, nur das halbe Loch geschafft.
Normalerweise würde ich jetzt über die Akku-Reichweite von 52 Loch auf unserem Platz nicht meckern, aber die Akku-Anzeige taugt nicht viel. An Loch 49 ist die Anzeige noch Violett (mindestens 9 Loch Rest) und 4 Löcher später muss man den Trolley schon schieben. Danach musste ich also die ganze Fuhre schieben, nicht leicht aber noch okay.
Die Optimierungspotentiale
Wo wir denn schon bei den Optimierungspotentialen wären. Klar, die Akku-Anzeige sollte nicht so schnell auf den sudden death zu steuern, einfach die rote Anzeige früher bringen.
Die fehlende Möglichkeit den an sich praktischen Klappmechanismus zu arretieren, wurde ja schon schon von dem einen oder anderen Mittester angesprochen. Ich fände eine Arretierung auch im zusammengeklappten Zustand hilfreich, denn aktuell fällt mir die Deichsel mit dem Vorderrad wenn ich meinen Caddieschrank öffne, sofort entgegen. Natürlich könnte ich den Mechanismus mit einem Spanngurt oder ähnlichem blockieren, aber ehrlich, bei einem hochpreisigen Produkt Flickschustern?
Auch nach mehr als 15 Testrunden mit dem Zorro passiert es mir immer noch, das falschen Bedienknöpfe erwische, bzw. der Druck nicht wie gewollt von der Steuer-Elektronik wahrgenommen wird. Ich habe mein Berufsleben mal als technischer Programmierer begonnen, bin also komplexe Steuerungen gewohnt, damals waren ergonomische Bedienelemente die Ausnahme. Zum Glück hat die Erkenntnis, das durch eine gute Ergonomie den Human Factor als Fehlerquelle minimiert wird, mehr und mehr durchgesetzt und hat Einzug in die Bedienung technischer Geräte gehalten. Hier sehe ich beim Zorro noch das größte Potential.
Die Stärken
Zum Schluss noch ein paar Highlights. Die elektronische Feststellbremse ist echt der Hammer, der Trolley kippt durch die Schräglage eher um, anstatt zurück zu laufen, das ist echt klasse. Selbst auf der Treppe unseres Caddieraums bleibt er auf der Schräge mit 100% Steigung stehen, da rührt sich nichts. Auch der recht gerade Lauf entlang von Schräglagen erfordert nur wenig gegensteuern. Der Rahmen ist massiv gefertigt und der Edelstahl verträgt sicher viele hundert Runden ohne zu schwächeln,
Ich persönlich finde übrigens auch den Schirmhalter Klasse, stabil und man ist nicht auf einen Spezialschirm wie bei JuCad angewiesen. Apropos JuCad, ich habe die beiden Trolleys mal gegenübergestellt und verglichen.

Mein Fazit
Für den Elektro-Trolley inkl. Schirmhalter, Scorekartenhalter, Tragetasche, Schirm und Versand werden stolze 3.419,90 Euro ausgerufen, eine Menge Geld. Klar, der Straßenpreis wird geringer sein, nichtsdestotrotz spielt dieser Trolley in der hochpreisigen Liga auch wenn man für die Top-Modelle bei den Mitbewerbern JuCad und TiCad auch gerne noch 2.000 Euro mehr ausgeben kann.
Am anderen Ende des Preisskala bewegen sich verchromte Stahl-Trolleys bzw. Edelstahl-Trolles aus China deren Qualität durchaus in den letzten Jahren gewonnen hat. Über Designfragen kann man streiten, aber inzwischen sieht man die preiswerten China-Trolleys immer häufiger auf dem Platz. Ein großes Pfund der hochpreisigen Trolleys ist natürlich der Service und die Kulanz der Firmen, die natürlich im Preis enthalten ist.
Hier können Punkte gesammelt und Stress minimiert werden. Aber auch hier ist nicht immer eitel Sonnenschein, wenn man sich die Rückmeldungen der Besitzer unabhängig vom Hersteller anhört.
Als Vielspieler nutze ich seit über 15 Jahren schon einen Elektro-Trolley und möchte so ein Teil nicht mehr missen. Ich habe in der Wintersaison kein Problem mit halbem Besteck ein Tragebag nutzen, das finde ich in Summe weniger anstrengend als einen Schiebe- oder gar Ziehtrolley über die Runde zu bewegen. Auf der anderen Seite, für den Preis eines guten Elektro-Trolley kann man viele Runden mit dem Cart fahren, ob das dem persönlichen Anspruch an das Spiel noch gerecht wird, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ach ja, ehe ich es vergesse, ich habe gerade den Test-Trolley eingepackt und zurückgeschickt. Den Ausschlag hat für mich die Bedienung gegeben. Aber die Priorisierung der Schwerpunkte in der Bewertung hängt eben von den persönlichen Vorlieben ab.