Now on the tee: Nick Bachem

Wir sollten beim Golf alle einfach mal mehr Spaß haben, sagt Nick Bachem. Das findet er für sich persönlich sehr wichtig, und so wird er sein erstes Turnier mit voller Spielberechtigung auf der Challenge Tour auch in vollen Zügen genießen. Gleichzeitig sei das ein guter Ansatz, um den Golfsport in Deutschland insgesamt weiter nach vorne zu bringen.

am 21. Jan 2022 um 08:44 Uhr von Claudia Salowski

Now on the tee: Nick Bachem

Nick Bachems Grundvoraussetzungen für sein erstes Jahr mit voller Spielberechtigung auf der Challenge Tour sind ebenso schnell abgehandelt, wie sie beeindruckend sind: Er verzeichnete als Amateur das beste Handicap, das in Deutschland registriert ist (+6,1), seine Schlägerkopfgeschwindigkeit muss sich nicht mal hinter der von Bryson DeChambeau verstecken, und bei den Europameisterschaften musste er sich lediglich Matti Schmid geschlagen geben. Dennoch überfordert er sich nicht mit seiner Zielsetzung für diese erste Saison auf der Challenge Tour: ein Platz in den Top 20 wäre ideal, Hauptsache ist aber, dass der Körper hält und dass es Spaß macht!

Für Nick ist es keine Überraschung, dass in dieser Saison eine so breite Basis an deutschen Spielerinnen und Spielern mit voller oder eingeschränkter Spielberechtigung auf den großen Touren unterwegs sein wird. Es war lediglich eine Frage der Zeit, sagt er, bis sich die hervorragende Arbeit, die seit langem in Deutschland gerade auch im Jugendbereich geleistet wird, auszahlt. Was uns allerdings noch von ausgewiesen begeisterten Golfnationen wie beispielsweise den USA unterscheidet, ist die Begeisterung in der breiten Masse der Bevölkerung. Golf ist in Deutschland immer noch Nischensportart.

„2020 haben wir im Amateurbereich in Europa alles gewonnen, was man gewinnen konnte. Es hat sich so angefühlt, als fehlte nur mal dieser Durchbruch zu den Touren hin, und den haben wir jetzt. 2021 war ein Durchbruchjahr, in dem es jetzt extrem viele Spieler geschafft haben, auf die Touren zu kommen.“

Dass es jetzt so viele Spielerinnen und Spieler gleichzeitig geschafft haben, (wieder) mit voller oder eingeschränkter Spielberechtigung auf die Touren zu kommen, ist auch deswegen eine ganz besondere Situation, weil jetzt sehr viele deutsche Golfprofis miteinander auf den Touren unterwegs sind. Das birgt auch neue Chancen: Von anderen Nationen, beispielsweise den Dänen, den Briten oder auch den Franzosen, kennt man die gegenseitige Unterstützung, das Sich-unter-die-Fittiche-nehmen im Profigolf. Hier bietet sich in der bald startenden Saison eine wunderbare Gelegenheit, es diesen Nationen gleich zu tun. Als einzelnem Spieler, der neu auf der Tour ist, falle es einem möglicherweise nicht so leicht, Fragen zu stellen. In der Gruppe, in der man sich auch schon lange kennt, sei das doch gleich viel leichter, hofft Nick und findet, dass das ja auch ein ganz zentraler Faktor sei, um eine gute Leistung zu bringen.

„Um Spaß zu haben, muss man sich auf jeden Fall erst mal wohl fühlen. Und da ist es immer cool, wenn die Älteren auf dich zukommen, mit dir Essen gehen oder auf die Proberunde. Das macht es schon sehr viel einfacher.“

Ein bisschen mehr Spaß würde dem deutschen Golf deutlich mehr Attraktivität verleihen, stellen Nick und ich im Gespräch fest. Zum einen wird es bisher schon schwierig, wenn man im deutschen Golfsport ähnliche Identifikationsfiguren sucht, wie das beispielsweise in den USA Tiger Woods, aber auch Brooks Koepka oder Bryson DeChambeau sind. Hier könnte, findet Nick, das Longdriving eine ganz neue Ebene ermöglichen. Bei Longdrive-Wettbewerben, beispielsweise bei den European Longdrive Games, die 2021 in Köln-Puhlheim stattgefunden haben, herrscht eine ganz andere Atmosphäre als das, was dem Golf schon noch häufig negativ anhaftet, nämlich Spießigkeit und ein eher elitäres Umfeld. Nick zieht einen Vergleich, der mich an mein Interview mit Thomas Rosenmüller erinnert:

„In Amerika gibt es ganz andere Systeme, wie du Golf erleben kannst, beispielsweise Topgolf. Da gehst du hin in deinen Straßenklamotten, haust ein paar Bälle, und das findet jeder cool. Ich habe das Gefühl, Deutschland wehrt sich noch dagegen, Golf attraktiv für die breite Masse zu machen. Ich kenne niemanden, der das nicht cool findet, mit Golf anzufangen. Aber bei vielen kommt irgendwann ein Punkt, wo sie sagen, sie haben keinen Lust auf eine Mitgliedschaft in einem Club, wo sie sich vielleicht auf bestimmte Art und Weise kleiden und verhalten müssen. Ist doch schade, wenn es daran dann scheitert.“

Erfolgreiche Profis haben mehr Einfluss auch auf das Image der Sportart, und Social Media und die Präsenz, die einige der Athlet*innen dort haben und sukzessive weiter ausbauen, kann hier einen großen Unterschied machen. Das gilt auch für Longdrive-Größen wie beispielsweise Martin Borgmeier, der in den letzten zwei Jahren eine deutlich andere Reichweite bekommen hat. Wenn man jemanden mit einem Schläger einen Ball um die vierhundert Meter weit schlagen sieht, dann ist das schon etwas richtig Cooles, findet Nick, und das würde es gerade Jugendlichen auch einfacher machen, innerhalb ihres Freundeskreises mit dem Golfsport anschlussfähig zu sein.

„Das Schlimmste, was passieren kann, ist doch: Man findet Golf super und hat auch Talent, und dann finden das in der Schule alle doof, und man verliert deshalb selber auch die Lust. Deshalb ist es so wichtig, dass wir Wege finden, Jugendliche für den Sport zu begeistern – und das ist eher nicht das klassische Golfspiel. Wenn man Jugendlichen, die zuvor noch nie mit dem Golfsport in Berührung gekommen sind, das Video einer Runde von Tiger Woods zeigt, ist das alleine kaum etwas, womit man sie für den Sport begeistern kann.“

Möglicherweise ist das eine Einstellung, die auch den Umgang mit Druck im Leistungssport einfacher macht. Aus seinem Umfeld, berichtet Nick, hat er bisher keinen so intensiven Druck erlebt, er werde ja nicht deswegen gemocht, weil er so gut Golf spielt, schmunzelt er. Nick Bachem freut sich über das, was jetzt vor ihm liegt, und zwar auch und gerade deshalb, weil ihm sein Sport einfach extrem viel Spaß macht. Für den Saisonauftakt steht Spaß bei Nick auch an erster Stelle, denn bei allen Saisonzielen ist das ein Moment, den er besonders zelebrieren möchte. Denn dieser Moment ist einmalig und kommt nie wieder. Daher haben sein Trainer, Peer Sengelhoff, und Nick vereinbart, dass sie diesen Moment gemeinsam erleben wollen. Peer wird Nick als Caddie in Südafrika unterstützen, und für beide ist das Ziel, jeden Augenblick dort zu genießen. Ein Grund mehr auch für uns Golfbegeisterte, uns auf die neue Saison zu freuen.

(Foto: Golfpunk)

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Golf-Park Winnerod

Hallo, ich bin Claudia Salowski, Beraterin, Trainerin und Coach in der freien Wirtschaft, Autorin diverser Fachbücher sowie Mentaltrainerin im Leistun...

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