Die diesjährige Porsche European Open hätte an Drama schwerlich übertroffen werden können.
Fiel sie im letzten Jahr Pandemie bedingt komplett aus, stand sie auch dieses Jahr urplötzlich nur eine Woche vor der ersten Tee Time erneut vor dem Aus.
Aber der Reihe nach:
In der zweiten Hälfte 2020 fingen die Green Eagle Golf Courses an, Umbauarbeiten und Modifikationen am Porsche Nord Courses durchzuführen. Neben der komplett neu gestalteten Bahn 14 wurden riesige Naturtribünen rund um Tee 13, Bahn 14, Abschlag 15 und Tee 16 sowie der Bahn 18 geschaffen. Etliche Bahnen erhielten zudem optische, aber vor allen Dingen golfstrategische Neuerungen. Der Aufwand war enorm.
So wurden insgesamt allein über 80.000 (!) Tonnen (!!) Erdreich aufgeschüttet. Neue Grüns wurden geschaffen, Bäume gepflanzt, neue Fairways und Roughs gesät.
Dann kam der Frühling.
Besser gesagt: Dann kam der Frühling irgendwie nicht - zu kalt, zu trocken. Dann zu nass.
Doch rechtzeitig - gerade mal 3 Wochen vor Turnierbeginn - hatte Petrus ein Einsehen und belohnte den immensen Aufwand des Greenkeepings mit Sonne und Wärme.
Der Platz war bereit. Die Pandemie nicht.
Gerade einmal 2 Wochen vor Turnierstart zwang eine neue Mutante Großbritannien zu neuen Quarantänebestimmungen und damit Reisebeschränkungen. Große Teile der European Tour, Helfer, Broadcaster, Spieler, Caddies hätten nicht rechtzeitig einreisen können.
Als wäre der Siegputt ausgelippt.
Tour, Sponsor, Vermarkter und Club fanden dann die glorreiche Lösung mit der Verkürzung auf 3 Tage und Verschiebung des Finales auf Montag. Und als wäre der ausgelippte Siegputt doch noch als Horseshoe wieder eingelippt, waren plötzlich auch noch 2.000 Zuschauer am Tag zugelassen.
Dass die miesen Wetterprognosen bis auf den Eröffnungsnachmittag dann auch nicht zutrafen machte es dann umso versöhnlicher.
Dramatisch wurde es dann aber natürlich auch noch auf dem Platz:
Martin Kaymer ging nach einem sehr guten Start mit Zwei unter in die Regenunterbrechung am ersten Tag und kam danach mit Einem über wieder ins Clubhouse. Sein zweiter Tag begann auf der Bahn 10 gleich mit einem Double Bogey, so dass er letztendlich den Cut für den Finaltag verpasste.
Sehr schade, erfuhr er doch großer Beliebtheit bei den Zuschauern, die ihn in großer Anzahl auf seinen Runden begleiteten und anfeuerten. Die Stimmung war wirklich hervorragend.
Und auch der diesjährige Sieger Marcus Armitage kennt sich mit der Materie Drama selbst bestens aus.
Mit 13 die Mutter verloren, daraufhin auch die Orientierung im Leben. Noch letztes Jahr musste sich der Engländer Geld für den Flug zu den South African Open leihen, die er dann allerdings als Dritter beendete. Dem bis dato besten Ergebnis seiner Karriere.
Und jetzt die Krönung: Mit 33 Jahren und 71 European Tour Teilnahmen der erste Sieg.
Mit einer sagenhaften -7 auf der letzten Runde.
Nachdem sein größter Verfolger Matthew Southgate im letzten Flight (!) auf der letzten Bahn (!!) den Abschlag im Wasser (!!!) versenkte.
Was ein Drama. Was für ein großartiges Event.

Ganz besonderen Dank an die Golf Post, die unter ihren Lesern VIP-Tickets mit Zugang zur Garden Lounge am Grün der Bahn 18 verloste. Besser kann man den Überblick im Golf nicht behalten ;)
