Golfreisen

Bermuda: Sehnsuchtsort mit größter Golfplatzdichte der Welt

23. Apr. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Mid Ocean Golf Club: Etliche Bahnen verlaufen entlang des Atlantiks. (Foto: www.world-travel.net)

Mid Ocean Golf Club: Etliche Bahnen verlaufen entlang des Atlantiks. (Foto: www.world-travel.net)

„Hi, ich bin John“, sagt der ältere Typ, der da am ersten Abschlag im Cart lümmelt. Drahtig, mit dem borstigen Kurzhaarschnitt, den die Amerikaner „Crew Cut“ nennen, einen Torpedo von Zigarre im Mundwinkel. Oder hieß er Jim? Lang ist‘s her, so genau weiß ich das nicht mehr. Unvergessen jedoch bleibt der schier meilenweite leichte Draw, den er zum Auftakt unserer gemeinsamen Runde das Fairway hinunter schickt. Und seine völlig entspannte Art gegenüber diesem „Rabbit“, den ihm der Zufall namens Golfrezeption aufgebürdet hat. „Drei“, knurrt mein Flightpartner mit wegwerfender Handbewegung, als ich mich in eilfertiger deutscher Manier nach seinem Handicap erkundige: „Das ist nicht wichtig.“

Korallen-Eilande mit drei Hauptinseln

Es war meine erste Begegnung mit der „freien Golf-Welt“. Vor vielen, vielen Jahren. Keine Fragen nach Vorgabe, Platzreife oder Clubausweis. Oder wie John-Jim es nennt: „Relax‘ und genieß‘ den Tag. Hauptsache, wir haben Spaß!“ So kann ein Golfurlaub anfangen. Knapp drei Stunden später stehe ich am Rand des 16. Grüns vom Port Royal Golf Club und schaue aufs Wasser hinunter. Der Atlantik rund um Bermuda ist nicht nur an dieser Stelle wahrhaft türkisblau. Ich bin tatsächlich völlig entspannt. Nicht allein der Aussicht wegen. Die Runde war bis hierher zwar „so lala“, aber wen schert‘s. Der Platz ist herrlich, zwischendrin gab‘s vom Mitspieler – pensionierter Armeeoffizier, wie ich erfahren habe – auch noch ein bisschen Schwung-Nachhilfe. „Drinks on me!“

MidOcean_1Falls es untergegangen sein sollte: Ich schwärme hier von den Bermudas. Shorts fallen einem ein, und das berüchtigte Dreieck. Als tolle Golfdestination hat man die Korallen-Eilande mit ihren drei durch Brücken verbundenen Hauptinseln indes nicht zwingend auf dem Radar. Zu unrecht. Tatsächlich sind die insgesamt 53,1 Quadratkilometer irgendwie ein riesiges Golfresort, britisches Überseegebiet übrigens, rund 1.000 Kilometer vor der US-Ostküste auf geographischer Breite von South Carolina und Georgia gelegen, mit Queen Elizabeth II. als Staatsoberhaupt.

Martin Kaymer gewann schon auf Bermuda

Vor allem aber mit sieben derzeit aktiven Golfanlagen, jede für sich auf individuelle Art großartig und anspruchsvoll, dazu eine achte, die seit geraumer Zeit umfassend renoviert wird. Diese Parcours-Dichte ist einmalig auf der Welt, ein Paradies für jeden, der beim Golftrip Abwechslung schätzt, und selbst bei einem Linksgolf-Aficionado wie mir als persönlicher Sehnsuchtsort ganz weit vorne, wenn vor dem Fenster das nächste Tiefdruckgebiet heran schwappt.

In der Welt der Golfstars ist das Archipel ohnehin eine feste Größe. Von 2007 bis 2014 fand der PGA Grand Slam of Golf auf Bermuda statt. Erst für zwei Jahre im Mid Ocean Club, dann in Port Royal, wo sich US-Open-Champion Martin Kaymer vor zwei Jahren gegen Bubba Watson, Rory McIlroy und Jim Furyk durchsetzte. Beide Kurse sind wahre Designschmuckstücke. Mid Ocean wurde 1921 vom großen Charles Blair Macdonald gebaut, hier golften schon Sir Winston Churchill und US-Baseball-Ikone Babe Ruth, bevor Robert Trent Jones 1953 das Layout renovierte. „RTJ“ konzipiert auch Port Royal mit seinen tollen Bahnen vor hinreißender Kulisse.

Erkundungstour per Motorroller

Überhaupt: die Landschaft! Nicht nur auf Port Royal und Mid Ocean wird‘s ab und an ziemlich schwierig, das Golfspielen zu fokussieren. Bei Tucker‘s Point geht‘s auf und ab, der Platz hat Terrassen und steile Lagen. Das Clubhaus überdies ist ein Prunkstück der typischen Bermuda-Architektur. Dafür verschlägt einem im Belmont Hills Golf Club wieder die atlantische Fernsicht den Atem. Und Riddell‘s Bay, eigentlich ein privater Golf & Country Club, der Gäste dennoch mit großer Liebenswürdigkeit willkommen heißt, schmiegt sich förmlich um eine kleine tropische Halbinsel, die an ihrer breitesten Stelle bloß 550 Meter misst.

Bei alledem wäre es schade, sich auf Bermuda ausschließlich dem Golfspiel zu widmen. Die Inselgruppe mit ihren Traumstränden aus leicht rosafarbenem Sand, der dichten tropischen Vegetation und den charakteristischen bunten Häusern bietet jede Menge Sehens- und Entdeckenswertes. Idealerweise mietet man sich einen der allerorten angebotenen Motorroller und „cruist“ durch die Gegend. Ein Muss ist der Bummel durch die pittoreske Hauptstadt Hamilton, in deren Hafen manch gigantischer Kreuzfahrt-„Pott“ größer ist als die Gebäude.

Bermuda-Golf mit Michael Douglas?

Noch ein Tipp zum Schluss: Die perfekte Einstimmung wäre eine Stippvisite in New York. Während British Airways via London direkt den „L.F. Wade International Airport“ von Bermuda anfliegt, haben viele US-Gesellschaften den „Big Apple“ als Zwischenstopp im Flugplan. Erst 5th Avenue und Broadway, dann die Fairways von Riddell‘s Bay – wie klingt das?

Auf der Terrasse treffen Sie hernach womöglich sogar Michael Douglas, durch seine Mutter eh halber Bermuda-Bürger, und Ehefrau Catherine Zeta-Jones. Die Filmstars sind nämlich Mitglied und hüpfen von ihrem Wohnsitz in New York gerne mal auf die Inseln. „Drinks on you?“


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