Back Nine

Ohne Wettspiele: Stars wie McIlroy und Schauffele vergeht Lust am Golf

06. Apr. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Rory McIlroy: Die Nummer eins der Welt .(Foto: Getty)

Rory McIlroy: Die Nummer eins der Welt .(Foto: Getty)

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Der Kick fehlt: Die Golfstars sitzen zuhause, wie alle anderen Sportler auch und halten sich irgendwie fit – für den derzeit kaum absehbaren Zeitpunkt, an dem das Turniergeschehen wieder losgeht. Doch einige haben mit der Abstinenz so ihre Probleme, Rory McIlroy und Xander Schauffele beispielsweise. Der Weltranglistenerste aus Nordirland hat zwar einen komfortabel ausgestatteten Fitnessraum und vertreibt sich die Zeit mit Tennis, bekannte indes, dass ihm der Wettbewerb mehr fehle als das Golfspiel selbst. „Ich liebe Golf und das Spiel hat mir viele großartige Dinge ermöglicht gegeben“, sagte „Rors“ in einem Interview mit Sky Sports. „Aber ohne die Aussicht auf ,Competition‘ habe ich kein wirkliches Ziel. Ich möchte gern wissen, wofür ich arbeite. Ich liebe den Wettbewerb wohl mehr als das Golfspiel selbst.“

Xander Schauffele stößt ins selbe Horn. Der US-Pro hat seit dem Abbruch der Players Championship und dem Turnier-Shutdown, mithin seit drei Wochen, keinen Golfschläger angefasst, hockt mit seiner Freundin im Appartement in San Diego, vertreibt sich die Zeit mit Brettspielen, hält sich im kleinen Gym des Wohnkomplexes leidlich fit und leidet unter dem Shutdown der Golfanlagen in Kalifornien. „Ich versuche derzeit vor allem ein braver Bürger zu sein“, sagte Schauffele, dem seine Turnier-Routinen fehlen und dem die mentalen Aspekte der erzwungenen Untätigkeit zu schaffen machen. „In den ersten Tagen kam die Pause noch ganz gelegen, weil er vorher viel unterwegs gewesen sei: „Doch nach einer Woche fühlte sich das schon an, als sei ich seit zwei Monaten zuhause. Und inzwischen fehlt mir etwas der Antrieb, wenn man so unbeschäftigt ist und vorläufig kein ,Come back‘ in Aussicht hat. Aber wir sitzen alle im selben Boot und müssen zusehen, wie wir uns ablenken und mental fit bleiben.“

Woods vs Mickelson mit Star-Quarterbacks?

Verstärkung: Die Spekulationen verdichten sich, dass es trotz der weitgehenden Corona-Auszeit im Mai zu einer Neuauflage des Millionen-Duells von 2018 zwischen Tiger Woods und Phil Mickelson kommen soll. Mehr noch: Die beiden Golf-Superstars erhalten bei „The Match II“ womöglich nicht minder prominente Unterstützung. Angeblich sollen die American-Football-Heroen Peyton Manning und Tom Brady bereitstehen, um aus dem Show-Match einen Vierer zu machen. Quarterback-GOAT Brady, der gerade von den New England Patriots zu den Tampa Bay Buccaneers wechselte, soll dabei mit Mickelson spielen, Ruheständler Manning folglich mit Woods. Der TV-Sender CNBC kolportierte Gerüchte, das noch weite Golf- und Sportstars aus der Football- und Basketball-Szene an dem Event teilnehmen.

Catriona Matthew: Club-Ausschluss für Regelbrecher

Harte Gangart: Catriona Matthew, Teamchefin des 2019 erfolgreichen europäischen Solheim-Cupper, macht sich dafür stark, dass Golfern die Mitgliedschaft ausgesetzt oder gekündigt wird, wenn sie die Schließung ihrer Clubs missachten. Die Schottin bezog sich dabei speziell auf den Gullane Golf Club, wo sie Mitglied ist und dessen Manager dieser Tage „diverse Verstöße“ gegen die Platzsperre-Auflagen bekanntgegeben und die „Ignoranz einer Minderheit“ beklagt hatte. Gullane beispielsweise habe eine lange Aufnahme-Warteliste, notierte Matthew in den sozialen Medien: „Da kann man Regelbrecher problemlos rauswerfen oder suspendieren.“ Schrieb‘s und fügte den Hashtag #idiots an.

Garcia und Pinehurst: Sechsstellige Hilfsgelder

Geldsegen: Sergio Garcia hat laut einer Mitteilung der European Tour 240.000 Euro für den Kampf gegen das Corona-Virus im von der Pandemie besonders gebeutelten Spanien gestiftet. Das Geld geht an das nationale Rote Kreuz.

Derweil ist auch die Auktion des Pinehurst-Resorts zu Ende gegangen, wo man zugunsten der von den Hotel- und Restaurant-Schließungen betroffenen Mitarbeiter allerlei Aufenthalts- und Spielpakete mit einmaligem Charakter ausgelobt hatte. Es kamen insgesamt 222.680 Dollar zusammen.

Golfer und die Platzsperren

Sanktionen: In weiten Teilen der Welt gibt es auch für das Golfspiel Einschränkungen, doch manche „Besserwisser“ scheren sich kein Deut darum. ImUS-Bundesstaat Rhode Island müssen sich demnächst drei Männer vor Gericht verantworten, die trotz eines Einreiseverbot aus dem benachbarten Massachusetts herüber gekommen waren, um auf dem Meadowbrook Golf Course zu spielen. Sie waren allerdings dabei beobachtet worden, wie sie auf einen McDonald‘s Parkplatz ihre Bags aus zwei Auto mit Massachusetts-Kennzeichen ins eins mit Rhode-Island-Plakette umgeladen hatten, um auf dem Golfanlagen-Parkplatz nicht aufzufallen.

In Ontario/Kanada drohen drei Männern insgesamt 750 kanadische Dollar Geldbuße, weil sie trotz Platzsperre beim Spiel auf dem Chedoke Golf Course erwischt worden waren.

Und die Stadt Brantford, ebenfalls in der Provinz Ontario, hat für Verstöße gegen die Schließung ihrer beiden kommunalen Plätze Arrowdale und Northridge für den Golfbetrieb sogar Bußgelder von bis zu 100.000 kanadischen Dollar angedroht, das sind rund 65.500 Euro.

Victor Perez auf dem Old Course – mit Hund

Auslauf: So ruhig ist es selten auf dem Old Course in St. Andrews wie in diesen Tagen. Kein Wunder bei über 40.000 Runden pro Jahr, zahlreichen Turnieren und dem Sightseeing-Betrieb an den spielfreien Sonntag. Und jetzt? Kaum eine Menschenseele zu sehen. Doch: Ein einsamer Spaziergänger mit Hund outet sich via soziale Medien als Victor Perez. Der in Schottland lebende Franzose feierte mit der Alfred Dunhill Links Championship 2019 seinen ersten Titel auf der European Tour und kehrte jetzt an die (verwaiste) Stätte des Triumphs zurück, nur mit einem Birdiebook und einer Scorekarte bewaffnet. „Wir können nicht spielen, aber wir können uns darauf vorbereiten“, schrieb Perez. „Ich habe es genossen, meinem Sieg noch mal nachzuspüren.“ Den Fotos nach zu urteilen hatte sein Hund nicht minder viel Spaß.

Sandy Lyle: Major-Saison 2020 komplett absagen

Reiner Tisch: Sandy Lyle ist mit zwei Majorssiegen eine Ikone des schottischen Golfsports, heute wäre der 62-Jährige zu seinem 40. Masters angetreten, das er 1988 gewonnen hat. Doch daraus wird bekanntlich nichts, und Lyle mag sich auch gar nicht mit irgendwelchen Ausweichterminen befassen. „Die ganze Welt ist schwer angeschlagen, und wir sollten die Major-Saison dieses Jahr einfach ausfallen lassen“, sagte Lyle, der angesichts all der Verschiebungen und Neuansetzungen einen organisatorischen Albtraum befürchtet. „Eigentlich gehört 2020 fast komplett abgeschrieben, denn die Krise wird in ein paar Monaten nicht einfach sang und klanglos zu Ende gehen. Wir werden lange brauchen, um wieder zu Normalität zurückzukehren, und sollten erst mal sicherstellen, dass alle gesund bleiben und die sonstigen Konsequenzen ausgebügelt werden.“

Augusta National: Zwei Millionen Dollar gegen Corona

Corporate Citizenship: Der Augusta National Golf Club, in dessen Sanktuarium heute das 84. Masters beginnen würde, hilft in der Krise. Zwei Millionen Dollar spenden die Granden in Grün zugunsten des städtischen Kampfs gegen Corona. Eine Million geht an die Augusta University, damit die Corona-Tests in der Region ausgeweitet werden, die zweite Million geht an einen Covid-19-Fonds, der besonders Hilfsbedürftige unterstützt. „Wir hoffen, dass diese Spende dazu beiträgt, die zahlreichen Herausforderungen durch das Corona-Virus anzugehen. Augusta National empfindet eine große Verantwortung, die hiesige Gemeinschaft zu unterstützen – so wie sie das auch für uns immer getan hat“, sagte Clubchef Fred Ridley.

Wenn der Vater mit dem Sohne …

Zum Schluss: Schon Lagerkoller? Vom Golfentzug geschüttelt? Jedenfalls treibt die Abschlag-Abstinenz allmählich seltsame Blüten – wenn jetzt Väter schon auf den Fahrradhelmen ihrer Söhne einlochen. Es hat was von Wilhelm Tell und dem Apfel auf dem Kopf des Juniors … Wenigstens löst der Erfolg bei beiden größte Freude aus, ist ja auch schon was in diesen Zeiten:

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