Back Nine

Kurs-Crasher Dechambeau: Nicklaus fordert Eingreifen der Golf-Instanzen

20. Jul. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Bryson DeChambeau beim Memorial Tournament. (Foto: Getty)

Bryson DeChambeau beim Memorial Tournament. (Foto: Getty)

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Bryson DeChambeau hält die Tour-Szene weiterhin in Atem: Obwohl der texanische „Hulk“ beim Memorial Tournament den Cut um fünf Schläge verpasste, ist er in aller Munde. Zuerst mit einem Drive von sage und schreibe 423 Yard (387 Meter) am Auftakttag:

Dann am Freitag auf Loch 15 mit einer sinnlosen Regeldebatte um einen Eisenzaun und eine Ausgrenze samt Hinzuziehung eines zweiten Schiedsrichters seiner Mitspieler und das Feld hinter sich geschlagene 26 Minuten auf. Was dem eh Ungeliebten erneut wenig Sympathie seiner Kollegen einbrachte und zudem in den sozialen Netzwerken einen Sturm der Entrüstung wegen eines vorteilhaften Drop samt womöglicher Verbesserung der Balllage beim anschließenden Probeschwung verursachte.

Entrüstet war auch der „Goldene Bär“, Turniergastgeber Jack Nicklaus. Angesichts der Monster-Abschläge von DeChambeau forderte der 80-Jährige ein Eingreifen der Golf-Instanzen USGA und R&A: „Sie können vor solchen Entwicklungen nicht länger den Kopf in den Sand stecken, sondern müssen endlich aufwachen und was unternehmen“, sagte Nicklaus im Gespräch bei „CBS“ mit Sir Nick Faldo. „Sie sehen doch, wohin diese Jungs den Ball schlagen. Dafür haben wir auf Dauer einfach nicht genug Land. Und nicht genug Geld, um ständig Plätze zu verlängern. Es wäre so einfach, den Ball etwas zu modifizieren – ich rede mir diesbezüglich seit 43 Jahren den Mund fusselig. Aber höre immer nur: Ok, wir beobachten das. Die sollen nicht beobachten, sondern endlich was unternehmen.“

Es geht Nicklaus dabei gar nicht um das Phänomen DeChambeau. Oder darum, den „verrückten Wissenschaftler“ zu stoppen. Wenn einer die Power und die Präzision habe, lange Bälle sauber ins Fairway zu schlagen, „dann lehne ich mich zurück und applaudiere“, sagt der 18-fache Majorsieger. Zurecht: An dem Vorteil ändert sich nichts, wenn ein modifizierte Turnierball zehn Prozent weniger weit fliegt – nur jede Menge Plätze werden es danken, die durch die Material- und Athletik-Entwicklung zu Pitch&Putt-Parcours degradiert werden.


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Brooks Koepka hat immer noch Knie

Angeschlagen: Was macht eigentlich Brooks Koepka. Um den vierfachen Majorsieger ist es seltsam still, während Jon Rahm mit dem Sieg beim Memorial Tournament auch die Weltranglisten-Führung von Rory McIlroy übernimmt, was Koepka eigentlich sich auf die Fahne geschrieben hatte. Doch der 30-Jährige laboriert weiterhin an der angerissenen Patella-Sehne im linken Knie, die er vergangenen Herbst bereits mit einem Stammzellentherapie zu kurieren versuchte. Und in knapp einem Monat will der mittlerweile Weltranglisten-Sechste bei der PGA Championship das bislang unerreichte Kunststück von drei Titeln in Serie schaffen. Schonung für diese Aufgabe ist freilich keine Option: „Ich fühle mich fit, bloß mein Knie hat so seine Momente. Das drückt auf die Ergebnisse. Aber die werden nicht besser, wenn man zuhause sitzt“, sagte Koepka. „Man muss rausgehen, seinen Weg machen und wieder reinfinden.“

Justin Thomas: Vater springt als Caddie ein

Ersatz am Bag: Erst wurde er vorzeitig als Gewinner beglückwünscht, dann erwies sich Muirfield Village für Justin Thomas doch eher als Schauplatz mit Hindernissen. Nach dem verlorenen Stechen um die Workday Charity Open gegen Collin Morikawa erreichte den 27-Jährigen eine Textnachricht, in der Gastgeber Jack Nicklaus und dessen Frau Barbara zum Birdie-Putt auf dem ersten Extra-Loch gratulierten und Thomas in der Erfolgsspur wähnten und seinen Sieg als Formsache ansahen. In der dritten Runde des Memorial Tournament dann machte Thomas‘ Caddie Jimmy Johnson angesichts von Temperaturen jenseits 35 Grad etwas schlapp, so dass der glücklicherweise mitlaufende Vater Mike Thomas die Tasche übernehmen musste, ohnehin Coach seines Sohns. Am Ende sprang Platz T18 heraus.

Basketball-Star Curry bekommt sein Tour-Turnier

Was lange währt: Seit zwei Jahren diskutieren Basketball-Superstar Steph Curry und die PGA Tour über ein eigenes Turnier des Point Guard von den Golden State Warriors, jetzt ist die Veranstaltung endlich in trockenen Tüchern. Im Herbst 2021 steigt es im öffentlichen TPC Harding Park von Currys sportlicher Heimat San Francisco. Zum Ausgleich gibt die Anlage, die nächsten Monat auch die PGa Championship ausrichten soll, allerdings die für 2026 angesetzte Ausrichtung des Presidents Cup wieder ab. Darauf haben sich Stadt und Tour geeinigt, der das neue Event wegen der durch Corona womöglich gefährdeten künftigen Gastspiele in Asien sehr gelegen kommt.

Jack Nicklaus und sein 19. Major

Champion aller Altersklassen: Wenn Jack Nicklaus auf dem Sofa von Jack Nicklaus an der Wand dabei beobachtet wird, wie er Jack Nicklaus auf dem Old Course zu St. Andrews zuschaut … Jedenfalls hat der „dreifache Goldene Bär“ gestern „The Open for the Ages“ gewonnen, das mit geschickter Video-Montage vom R&A anlässlich der ausgefallenen Open Championship in Royal St. Georges erzeugte Wettspiel aller Champion Golfer of the Year. Und nun fragt er sich zurecht, ob er seinen Majorrekord damit auf 19. erhöht hat? Einen weiteren Sieg hat Nicklaus übrigens schon im März verbucht. Der 80-Jährige und Ehefrau Barbara überstanden eine Infektion mit dem Corona-Virus und eine SARS-CoV-2-Erkrankung unbeschadet.

Schottischer Amateur mit 59er Runde

Besondere Verbesserung: Der schottische Amateur Darren Howie, jüngerer Bruder des European-Tour-Professionals Craig Howie, hat beim Mittwochs-Herrennachmittag im Peebles Golf Club seinen eigenen Platzrekord von 61 Schlägen aus dem Jahr 2016 pulverisiert. Der 20-Jährige mit Handicap +4 unterbot auf dem Par-70-Kurs die magische Grenze und spielte eine 59 mit neun Birdies und einem Eagle.

Derweil haben Erhebungen in 125 britischen Golfclubs ergeben, dass die Zahl der gespielten Runden im Juni 2020 nach dem Corona-Restart um 70 Prozent höher war als im Vergleichszeitraum 2019. Es ist die größte, jemals ermittelte Steigerung.

US Open mit, LPGA ohne Zuschauer

Mit oder ohne: Nach Ansicht von PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan könnte die für den 17. bis 20. September angesetzte US Open im Winged Foot Golf Club das erste Golfturnier der Corona-Saison sein, bei dem wieder Zuschauer zugelassen sind. „Ich weiß, dass die USGA mit dem Bundesstaat New York intensiv an entsprechenden Plänen arbeitet“, sagte Monahan. Die LPGA hingegen hat ihr Vorhaben aufgegeben, schon bei Turnier Nummer zwei nach dem Restart, der Marathon Classic vom 6. bis 9. August in Toledo/Ohio, wieder Pro-Ams zu veranstalten und vor Fans zu spielen. Grund ist der Anstieg der Corona-Fallzahlen in der Region. Zuvor wird die Drive On Championship ebenfalls in Toledo gespielt.

Furyk kreiert Preis für englische Akademie-Jugend

Überraschung: Da hat Jensen Berridge nicht schlecht gestaunt, als der 14-jährige Engländer Post vom US-Ryder-Cup-Kapitän Jim Furyk bekam. Berridge ist der erste Träger des neugeschaffenen „Jim Furyk Award, der künftig jedes Jahr an einen jungen Golfer verliehen wird, der in „The 3 Hammers Golf Complex“ in Wolverhampton aktiv ist. Die Initiative kam vom Engländer Malcolm Read, der ziemlich beeindruckt war von Furyks Umgang mit der Niederlage 2018 im Pariser Kontinentalduell und den US-Open-Champion von xxxx schriftlich um einen Gefallen bat, nämlich die Arbeit der Akademie zu würdigen. Jensen Berridge wurde als erster Preisträger ausgewählt, weil er sich in seiner Freizeit als Mentor für die jüngeren Golfer engagiert hat.

Zuviel Formel 1 geschaut?

Das Letzte: Die Formel 1 hat am Wochenende mit dem Grand Prix von Ungarn ihr drittes Saisonrennen bestritten, und dieser Sportkamerad am Lenkrad seines Cart hat wohl zuviel Lewis Hamilton und Co. geschaut. Oder ist er tatsächlich einfach in Sachen Startzeit extrem spät dran, wie die Video-Unterzeile nahelegt. So oder so: Zu schnell ist er definitiv, auch auf dem Golfplatz gehört Rasern die Kelle gezeigt.

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