Profisport Damen

LPGA Tour und Golf Saudi: Eine Partnerschaft mit Schattenseiten

06. Nov. 2025 von Laura Gailus in München, Deutschland

Die LPGA Tour kooperiert 2026 mit Golf Saudi und richtet erstmals ein PIF Global Series Event in den USA aus. (Fotos: Getty)

Die LPGA Tour kooperiert 2026 mit Golf Saudi und richtet erstmals ein PIF Global Series Event in den USA aus. (Fotos: Getty)

Ein neuer Name an vertrauter Adresse: Die LPGA Tour kehrt 2026 nach Shadow Creek zurück, aber nicht wie bisher. Statt des Matchplay-Formats erwartet die Spielerinnen ein klassisches Strokeplay-Event und allem voran einen neuen Partner. Mit der Aramco Championship, angesetzt für Ende März im Shadow Creek Golf Club in Las Vegas, wird erstmals ein Event der von Saudi-Arabiens Staatsfonds finanzierten PIF Global Series offiziell von der LPGA Tour sanktioniert. Gemeinsam mit der Ladies European Tour (LET) bringt die LPGA ein Turnier auf US-Boden, das mit vier Millionen US-Dollar Preisgeld zu den bestdotiertesten der LPGA Tour außerhalb der Majors gehört.

Ein früher Akzent vom neuen Chef der LPGA Tour

Seit Juli 2025 steht Craig Kessler an der Spitze der LPGA Tour und präsentiert mit der Aramco Championship gleich eines seiner ersten großen Projekte. Das Turnier sei ein „perfektes Paket“, so Kessler, das den sportlichen und wirtschaftlichen Kurs der Tour widerspiegele. Schon vor seiner offiziellen Amtsübernahme reiste er zu Events der PIF Global Series, etwa nach London und Riyadh – alles deutet also darauf hin, dass die Aramco Championship nicht spontan in den Kalender gerutscht ist. Nun folgt der Schritt auf heimischem Terrain. Kessler spricht vom „globalen Ausbau“ der Tour und davon, dass das neue Turnier alle Erwartungen erfülle – von Routing über Preisgeld bis zum Austragungsort.

Dass dieser Ausbau ausgerechnet durch eine enge Partnerschaft mit Saudi-Arabien erfolgt, wird jedoch auch innerhalb der Golfszene kritisch gesehen. Einerseits entstehen neue Chancen für Athletinnen – mit höherem Preisgeld, globaler Sichtbarkeit und neuen Turnierstandorten. Andererseits geht mit der Saudi-Kooperation eine politische Dimension einher, die in der öffentlichen Darstellung kaum thematisiert wird. Kessler betont, das Feedback der Spielerinnen sei überwiegend positiv gewesen. Doch wie viel Zustimmung tatsächlich hinter verschlossenen Türen gegeben wurde, oder ob es Alternativen gab, bleibt offen.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Zusammenarbeit mit staatlich kontrollierten Institutionen aus Saudi-Arabien seit Jahren. Die saudische Regierung ist international bekannt für restriktive Frauenpolitik, mangelnde rechtliche Gleichstellung und Repression gegen Aktivistinnen. In diesem Kontext wirkt die Zusammenarbeit mit Golf Saudi, einer Einrichtung unter staatlicher Kontrolle, für viele Beobachtende widersprüchlich zur öffentlichen Haltung der LPGA Tour, sich für die Förderung von Frauen weltweit einzusetzen. Dass nun auch die LPGA Tour offiziell Teil dieses Geflechts wird, wird von Stimmen wie der ehemaligen Spielerin Lisa Cornwell deutlich hinterfragt.

Golf Saudi ist längst fest in der Ladies European Tour verankert. Ohne die Millionen aus Riad wäre die LET durch die Pandemie wohl kaum wirtschaftlich stabil geblieben. Die Aramco-Serie hat sich dort etabliert – mit teils umstrittenen Austragungsorten, aber stabilen Preisgeldern. Doch die Ausgangslage der LET war eine andere: eine Tour mit begrenzten Ressourcen, die in der Pandemie dringend Finanzspritzen brauchte. Dass die LPGA Tour nun ebenfalls mit Golf Saudi zusammenarbeitet, ist ein nächster, folgenreicher Schritt. Es ist nicht nur das erste gemeinsame Event mit saudischer Beteiligung auf US-Boden, sondern potenziell auch eine strukturelle Öffnung für weitere wirtschaftliche Verflechtungen.


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