Sprezzatura – was für ein Begriff. Einer, der unbedingt den italienischen Zungenschlag braucht. Vor rund 500 Jahren hat der lombardische Schriftsteller Baldassare Castiglione (1478 bis 1529) diese besondere Form der Lässigkeit in seinem „Buch vom Hofmann“ über die Lebensart in der Renaissance definiert: „Eine Art, die Künstelei vermeidet und bezeigt, daß anscheinend mühelos und fast ohne Nachdenken zustande gekommen ist, was man tut oder sagt.“ Wikipedia wiederum erklärt Sprezzatura als „die Fähigkeit, selbst anstrengende Tätigkeiten und Aktivitäten oder solche, die langes Lernen und Üben voraussetzen, leicht und mühelos erscheinen zu lassen“.
„Italienische Genießermentalität, deutsche Gründlichkeit“
Wer das in ziemlicher Perfektion erleben will, dem sei ein Besuch in Südtirol empfohlen. Alto Adige (Hoch- oder Oberetsch), so der italienische Name für die nördlichste Provinz der Stiefelrepublik, ist ein Eldorado für Sport und SPA, eine Blaupause für Gastronomie und Gastlichkeit. „Das ist das Tolle an Südtirol: Wir haben die italienische Genießermentalität und gleichzeitig die deutsche Genauigkeit und Gründlichkeit. Diese Mischung macht uns aus“, beschreibt es Daniel Fink. Der Juniorchef der Andreus Resorts im Passeier Tal steht mit seiner Familie für eine besondere Erfolgsgeschichte des Südtiroler Gastgewerbes.
Auf den Küstenkursen in Schottland und Irland
Und er ist ein exzellenter Golfer, begann im Alter von fünf Jahren mit dem Spiel, war auf Colleges in den USA, eroberte die Küstenkurse in Schottland und Irland und erzählt noch heute mit glänzenden Augen vom Trip 2012 auf die schottische Hebrideninsel Islay: vom Besuch des gerade sanierten Hotels The Machrie und von der Runde über den dazu gehörenden Linksplatz. Der war seinerzeit ein 120 Jahre altes schrulliges Ensemble, das der englische Golfprofi David J. Russell 2018 in einen zeitgemäßen und resorttauglichen Parcours mit Reminiszenzen an die Devise „Golf as it was meant to be played“ verwandelte.
Hotelfachschule statt Tour-Tingelei
Eigentlich wollte Daniel Fink natürlich Golfprofi werden. Doch statt über die Touren zu tingeln, wurde es die Hotelfachschule in Meran und 2009 der Einstieg ins elterliche Hotelgeschäft. Damals hatten sich Helga und Richard Fink – sie Spross einer Gastgewerbe-Dynastie und mehrfache Südtiroler Golf-Landesmeisterin, er Hotelfachmann von hohen Graden – den Traum eines eigenen Hauses erfüllt und direkt neben dem Golf Club Passeier.Meran das Fünf-Sterne-Haus Andreus Golf & Spa Resort eröffnet. 2010 kam das Vier-Sterne-Hotel Sonnenalm hinzu, danach die Golf Lodge – im Gegensatz zum lebhaften und für Familien idealen Andreus ein Hideaway mit nur 30 Zimmern, dessen Konzept auf Adults Only ausgerichtet ist.
„Mama und Papa sind noch voller Feuer“
Die Finkis, wie man sich gern nennt und nennen lässt, sind in ihren Häusern omnipräsent. Da bleibt kaum Zeit für eigenen Urlaub. Ab und an „flüchten“ sie ins schweizerische Bad Ragaz oder an den Indischen Ozean, verbinden Genuss und Golf im Grand Resort Bad Ragaz mit einem Besuch bei Dreisterne-Koch Sven Wassmer oder im Beachcomber Paradis Golf Hotel auf Mauritius. „Wir sind halt ein echter Familienbetrieb, jeder hat seinen Aufgabenbereich“, erzählt Fink, der sich trotz der ausgefüllten Tage im Hotel und der geteilten Rolle des Juniorchefs mit Bruder Michael ein Einser-Handicap bewahrt hat. Auch beider Ehefrauen sind im Betrieb. Und: „Mama und Papa sind noch voller Feuer. Sie lieben ihren Beruf, haben das Hotel ja nun mal aufgebaut und wollen weiterhin mitgestalten.“
Es gibt Finki-Dies und Finki-Das
So sind gute Gastgeber. Haben auf alles ein Auge und für jeden ein gutes Wort, sind sich für keine Arbeit zu schade und stets Visionäre auf der Basis des Machbaren. Nahezu jedes Element in den Andreus Resorts ist mit dem Spitznamen gebrandet: Es gibt Finki-Dies und Finki-Das, weil die Familie permanent in die Qualität, in das Angebot und in den Service investiert. Das ist gemeint, wenn es heißt: Jeder Raum atmet den Geist seines Bewohners.
Nachhaltige Philosophie und feine Palette eigener Produkte
Die Andreus-Maxime ist nicht bloß Methode, sondern Anliegen; die Nachhaltigkeit der Häuser entspringt vor allem der Haltung. Pellets sorgen für Wärme, die Wasserkraft im Passeiertal liefert die Energie. Die Finkis beziehen sämtliches Obst und Gemüse von Erzeugern aus dem Tal, unterstützen die regionale Land- und Viehwirtschaft, engagieren sich bei der Aufrechterhaltung eines örtlichen Fischzuchtbetriebs, kaufen Butter, Käse und Honig bei Biobauern, haben einen eigenen Weinberg. Ziemlich folgerichtig hat Daniel Fink nach dem Abschluss der Hotelfachschule Ausbildungen als Wein- und Biersommelier sowie als Käse-Affineur ausbilden lassen, pflegt seither eine kleine, feine Palette eigener Produkte – und gerät ins Schwärmen, wenn er übers Winzerhandwerk oder die Veredelung regionaler Molkereiprodukte spricht. Fast mehr als zum Thema Golf.
Acht Golfanlagen zwischen Auen und Almen
Diesbezüglich ist Südtirol ebenfalls längst kein Geheimtipp mehr. Zwischen Auen und Almen, Apfelwiesen und alpinen Höhen bietet Alto Adige acht Anlagen: vom Golfclub Passeier.Meran im Norden bis zum Golf Club Petersberg im Süden, vom Golf Club Lana Gut Brandis im Westen bis zum Golf Club Pustertal im Osten. Dazu kommt als Partneranlage der Dolomiti Golf Club im benachbarten Trentino, der zu Daniel Finks Lieblingsspielwiesen zählt. Nicht zuletzt wegen der kulinarischen Köstlichkeiten im Clubhaus und vor allem der Antipasti und dem Pasta-Dreierlei von Köchin Antonella. Warum eigentlich in die Ferne schweifen?