Golfreisen

Auf eine Runde in Wales: Eldorado im Schatten der Big Three des Linksgolf

08. Aug. 2025 von Michael F. Basche in Porthcawl, Wales

(Foto: Getty)

Weltklasse-Links mit spektakulärer Kulisse: Charley Hull in einem der Bunker von Royal Porthcawl. Das ehrwürdige Geläuf am Kanal von Bristol ist der herausragende Vertreter einer weitgehend unterschätzten Golf-Destination – Südwales. (Foto: Getty)

Bernhard Langer wars. Mit den Erfolgen bei der Senior Open Championship 2014 und 2017 hat der Altmeister aus Anhausen Royal Porthcawl auf die Landkarte einer breiten Golf-Öffentlichkeit gehoben. Und sozusagen in einem Putt gleich eine ganze Destination, die im Schatten von Schottland. Irland und Englands klassischen Kursen ein völlig unverdientes Nischendasein fristet: Südwales. Die Küstenregion zwischen der Hauptstadt Cardiff im Osten und Newport im Westen ist Linksland pur und weist ebenso hinreißende Zeugnisse vom Ursprung des Spiels im eigentlich wertlosen Streifen zwischen Wasserlinie und Ackerboden auf wie die „Big Three“. Die sind bloß weniger bekannt. Oder wie „Golf.com“ formulierte: „Die Plätze dort werden sträflich missachtet, verkannt und übergangen.“

Weltklasse-Links ohne Open-Championship-Weihen

Da muss man der R&A fast dankbar für die erste Vergabe einer Women’s Open an Royal Porthcawl sein. Nelly Korda, Charley Hull und Co. lieferten vergangene Woche tolle Impressionen von dem ehrwürdigen Geläuf am Bristol-Kanal, das ebenso wie beispielsweise Royal Dornoch und Royal County Down mit dem Etikett eines Weltklasse-Links ohne Open-Championship-Weihen behaftet ist. Hier wie dort verhindern vor allem infrastrukturelle Einschränkungen den Sprung auf die Rota. Das Zeug fürs älteste der vier Majors hat der Kurs allemal. „Er wäre definitiv einer Open würdig“, sagt Langer: „Anspruchsvoll genug, und mit dem entsprechenden Set-up geht‘s noch schwieriger.“

Golf-Romantik zum Niederknien

Royal Porthcawl gilt als walisische Nummer eins, knapp vor Royal St. David‘s im Nordwesten. Fast gravitätisch neigt sich der mehr als 120 Jahre alte dünenlose Parcours in all seiner puristischen Schönheit zum Bristol Channel, der eigentlich eine Atlantikbucht zwischen Wales und England ist. Und wenn hinter dem 18. Grün die Sonne im Meer versinkt, dann ist das einfach Golf-Romantik zum Niederknien. Bei großen Turnieren wie derWomen’s Open oder der Senior Open Championship wird die 18 mit dem drivebaren Grün übrigens meist als Eröffnungsloch gespielt, bevor es dann an der Küsten entlang geht. Das tut der Schönheit von Lage und Landschaft keinen Abbruch.

BRIDGEND, WALES - JULY 29: Green Signage during The Senior Open Presented by Rolex at Royal Porthcawl Golf Club on July 29, 2023 in Bridgend, Wales. (Photo by Phil Inglis/Getty Images)

Tenby: Ultimativer Linkskurs von höchster Authentizität

Trotzdem ist Porthcawl allenfalls Erster unter Gleichen. Es gibt in Südwales eine Menge phänomenaler Parcours zu spielen: den Pennard Golf Club auf der Gower-Halbinsel beispielsweise, hoch über der Bucht von Swansea. Oder die Pembs Links und den Tenby Golf Club bei Newport im Westen. Letzterer gilt beim harten Kern der Golfpuristen mit seinen vertrackten Balllagen für etliche blinde und viele halbblinde Schläge als ultimativer Linkskurs von höchster Authentizität.

Pyle & Kenfig oder Southerndown

Und sind da noch Pyle & Kenfig sowie der Southerndown Golf Club, letzterer ein wogendes, angenehm unspektakulär zu spielendes Ensemble, das mit Fernsicht auf Royal Porthcawl über die Kalkstein-Klippen am Kanal von Bristol fließt und sich zur See neigt, die Wales von England trennt  – deswegen wohl „downland links“. Ach übrigens, die Schafe an und auf den Fairways lassen sich weder von Golfern stören noch reagieren sie auf „Fore“. Warum auch?  Die wolligen Gesellen haben halt Hausrecht.

„Downland Links“: Der Southern Down Golf Club auf den Kalkstein-Klippen über dem Bristol-Kanal. (Foto: Michael F. Basche)


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