British Open

Shane Lowrys Open-Strategie: „Ich muss einfach nur Sch****e spielen“

15. Jul. 2025 von Laura Gailus in München, Deutschland

Shane Lowry im Interview zur British Open in Royal Portrush. (Foto: Getty)

Shane Lowry im Interview zur British Open in Royal Portrush. (Foto: Getty)

Shane Lowry sitzt wieder in Royal Portrush vor den Mikrofonen. Gleicher Ort, neues Kapitel. 2019 hat er hier die Claret Jug geholt, mit einem Rekordlauf und Szenen für die Ewigkeit. Jetzt, zur British Open 2025, bringt er diese Erinnerungen zwar mit – lässt sie aber bewusst außen vor. „Das war damals besonders. Aber das bedeutet nicht, dass ich diese Woche irgendetwas geschenkt bekomme“, sagt Lowry trocken. Die Tribünen stehen wieder, der Rasen ist kürzer, die Erwartungen höher – doch Shane Lowry bleibt bei sich. Kein Mythos, nur ein Golfplatz. Doch wer glaubt, dass der Ire diese Woche auf Nostalgie setzt, liegt daneben. „Ich werde nicht versuchen, das zu wiederholen“. Für ihn zählt nur, was ab Donnerstag passiert – nicht, was vor sechs Jahren war.

Shane Lowry über die Open: Je schlechter das Gefühl, desto besser das Spiel?

„Ich hab die letzten zwei Tage gut gespielt – das ist kein gutes Zeichen.“ Was wie ein Scherz klingt, ist bei Shane Lowry Methode. „Wenn alles zu glatt läuft, werde ich nachlässig. Dann bin ich plötzlich drei über nach fünf Löchern – und Panik setzt ein“, sagt er. Vor der Open 2019 war er nervös, gereizt, voller Zweifel – und gewann mit sechs Schlägen Vorsprung. Am Mittwoch hatte er noch eine kleine Krise, am Sonntag hielt er die Claret Jug in der Hand. „Ich fühle mich gerade zu gut – das ist nicht gut.“, sagt er im Interview. Selbstironie inklusive: „Die letzten zwei Tage lief's gut – also eigentlich keine guten Voraussetzungen.“

Das Mentale steht bei ihm im Fokus. Mit Coach Neil Manchip und Mentaltrainer Bob Rotella arbeitet er daran, die Erwartungen zu kontrollieren. Das Ziel: Klarheit im Kopf, keine Show, einfach Golf. Seine Lösung: Erwartungen runter, Fokus rauf. „Ich muss einfach nur Sch****e spielen die nächsten Tage, dann läuft’s wieder“, sagt er mit einem Grinsen. „Ich bin besser, wenn ich denke, es läuft nicht.“

Lieber Heimat statt Schottland

Die Vorbereitungen ist Lowry in diesem Jahr anders angegangen. Vor der US Open 2025 hatte er sich überladen – neun Turniere in elf Wochen vor dem Major. „Ich habe vor dem US Open zu viel gespielt, das war mein Fehler. Als es dann hart wurde, war ich nicht mehr voll da.“ Diesmal will er ausgeruht und mit freiem Kopf starten. Die Scottish Open ließ er links liegen, stattdessen ging es auf Linksplätze in Irland: Waterville, Portmarnock, Adare Manor. Golf ohne Punktestand, dafür mit Gefühl. „Ich war seit Weihnachten nicht mehr zu Hause. Jetzt hatte ich zwei Wochen Golf, Sonne, wenig Wind – fast zu gutes Wetter.“ Die Pause tat offenbar gut, auch mental. „Ich fühle mich wieder frisch.“ Seine Saison bis jetzt ist mehr als solide, mit mehreren Top-Platzierungen und zwei zweiten Rängen. Doch Lowry misst sie anders: „Ohne Sieg ist es keine gute Saison.“

Zwischen Rory und dem Heimspiel-Druck

Natürlich kam auch Rory McIlroy zur Sprache. Die beiden sind längst mehr als Kollegen – Trainingspartner, Wegbegleiter, enge Freunde. „Ich habe viel von Rory gelernt, vor allem über Arbeitsethik“, sagt Lowry. Und doch erinnert er sich genau an 2019, als McIlroy am ersten Tee scheiterte. „Das war der nervöseste Moment meines Lebens“, sagt Lowry. Doch diesmal gehe es nicht darum, Geschichte zu wiederholen. „Wir wollen nur eine Chance haben, wenn’s ins Wochenende geht.“

Erinnerungen ja, Wiederholungen nein

Dass sein Gesicht heute überdimensional auf einer Hauswand unweit des Clubs prangt, quittiert Lowry mit einem Lachen. „Zum Glück fahre ich von der anderen Seite zum Kurs – so muss ich mich nicht jeden Morgen selbst anschauen.“


Der Platz selbst? Laut Lowry „perfekt“. Fest, schnell, taktisch anspruchsvoll. „Ich hatte vergessen, wie gut der gebunkert ist“, sagte er. Jeder Schlag muss sitzen. Und was das Wetter macht, weiß eh niemand so genau. Die Szene von 2019? Unvergesslich. Aber sie wird nicht zur Bürde. „Ich bin besser als damals. Aber das bedeutet nichts. Du kannst nicht planen, so ein Turnier nochmal zu gewinnen.“

Weitere interessante Artikel


Feedback