Royal Óbidos wirft Fragen auf: Der Golfplatz aus der Feder von Severiano Ballesteros wurde 2012 eröffnet, ein Jahr nach dem Tod des majestätischen Spaniers. Vielleicht deswegen das königliche Prädikat? Denn Portugal ist seit 1910 keine Monarchie mehr, als der herrschende Regent Manuel II. ins Exil geschickt wurde. Und Fußball-Superstar Ronaldo, der heute in Portugal an Königs statt verehrt wird, hat nach allgemeiner Kenntnis mit Golf nichts am Hut.
Die Stadt der Königinnen
Nein, die Antwort ist tatsächlich etwas verquerer, aber nicht uncharmant. „Royal“ färbt von der Stadt Óbidos selbst ab, einem pittoresken Städtchen mit autofreiem Altstadtkern, blumengeschmückten Gassen und begehbaren Stadtmauern aus der Zeit der Römer, Westgoten und Mauren. Óbidos’ Charme verzückte auch Portugals einstige Regentinnen, die das Gemeinwesen in der historischen Provinz Estremadura zur Vila das Rainhas, zur Stadt der Königinnen machten. Also hat man sich fürs Royal Óbidos Scenic Resort das königliche Prädikat einfach mal fürs Marketing „geklaut“.
Nazaré mit den gewaltigen Wellen
Sei’s drum: Den Beinamen Scenic verdient das luxuriöse Ensemble mit Fünf-Sterne-Hotel, Villen und Apartments wahrhaftig – aufgrund der Lage am Atlantik und der Landschaft des Umlands. Nazaré beispielsweise, das wegen der gewaltigen Wellen zum europäischen Eldorado für Surfer avancierte, ist quasi um die Ecke.
Zwischen Lagune und Atlantik
Bleiben wir aber auf festem Boden und beim Golf. Immerhin ist der 18-Loch-Parcours Seves letztes Designwerk und seit 2020 Austragungsort der Open de Portugal auf der HotelPlanner Tour (ehemals Challenge Tour), die heuer wieder Mitte September ausgetragen wird. Adrian Meronk (2019), Garrick Higgo (2020) und nicht zuletzt Marcel Schneider (2021) haben unter anderem auf Royal Óbidos gewonnen. Das Geläuf ist eines Championats würdig: Die Front Nine verläuft vor der augenweitenden Kulisse der Lagune von Óbidos, die bis zu 1,8 Kilometer breit und ein beliebtes Anflugziel für Flamingos ist.
Die zweiten Neun sind zum offenen Meer ausgerichtet. Und als gäbe es drumherum nicht schon genug Wasser, lässt Ballesteros sechs Löcher auch noch durch eine mit Bächen und Kaskaden verbundene Seenlandschaft laufen. Sehr folgerichtig ist das Par-5-Schlussloch auch der optische Höhepunkt der Runde: Man spielt mit Panoramablick aufs Clubhaus und den Atlantik dahinter.
Der verführerische Klang von Portugals Plätzen
Portugal hat 77 Golfclubs und 102 Plätze, so weist es der nationale Verband aus. Die meisten Anlagen liegen im Süden und viele Namen haben einen verführerischen Klang. Monte Rei, Palmares, Quinta do Lago und Vale do Lobo an der Algarve beispielsweise. Oder das Alentejo mit David McLay Kidds Dunas Course von Terras da Comporta, dem aktuell besten Platz in Portugal, und dem von Sergio Garcia konzipierten, alsbald eröffneten Torre Course. Oder die Plätze rund um Lissabon und Estoril, allen voran Oitavos Dunes und Penha Longa mit dem Atlântico von Sir Nick Faldo.
Golfverbund an der Costa da Prata
Um in diesem reputierlichen Reigen sichtbar zu werden und zu bleiben, haben sich nördlich von Lissabon vier Anlagen des Credos „Gemeinsam sind wir stark“ besonnen und eine Art Golfverbund für die sogenannte Silberküste geschaffen. Touristisch ist die Region zwischen der Kapitale und Porto durch meilenweite, goldfarbene Sandstrände, dramatische Bodenformationen und die idealen Bedingungen für Windsurfer längst etabliert. Nun soll die Costa da Prata ebenfalls zum Must-go für Golfer werden.
West Cliffs und die Dye’schen Golfdesigner-Gene
Ein Kracher wie West Cliffs zieht durchaus allein, keine Frage. Cynthia Dye, die Nichte von Alice und Pete Dye, hat dort 2017 die familiären Golfdesigner-Gene in geradezu spektakulärer Manier ausgelebt und mit größter Rücksicht auf das Ökosystem ein Meisterwerk in die Dünen und in die Küstenvegetation gepflanzt. „Mit Blickachsen von jedem Loch auf den Atlantik ist West Cliffs der natürlichste Golfplatz, den man sich vorstellen kann“, sagt die studierte Landschaftsarchitektin. Davon aber demnächst mehr.
Auch Bom Sucesso profitiert von „Lage, Lage, Lage“
Wie West Cliffs liegt auch Bom Sucesso an der Lagune von Óbidos und profitiert wie die beiden anderen Plätze vom Erfolgsrezept „Lage, Lage, Lage“. Architekt Martin Ebert hat seinen Teil beigetragen, als er noch zum Designteam von Donald Steel gehörte, und die Bahnen sehr behutsam in die Landschaft integriert.
Besonders die Schlussstrecke von Bom Sucesso hat es in sich: Die 16 ist ein bergauf führendes Par-4, das zum höchsten Punkt des Platzes führt und einen spektakulären Rundumblick ermöglicht. Die 17 schwingt sich als Par-5 mit Dogleg links zu einem 530 Meter entfernten Grün. Und auf dem Schlussloch lauern ein Bach und ein Teich vor dem Grün darauf, dass der Golfer mit den Gedanken schon beim 19. Loch im Clubhaus ist.

(Foto: Bom Sucesso)
„Ein Angriff auf alle Sinne “
Praia D’El Rey komplettiert das Silberküsten-Quartett. Irgendjemand hat mal über das Schmuckstück des US-Architekten Cabell B. Robinson geschrieben: „Eine Mischung aus Löchern, die einen Angriff auf alle Sinne darstellen – einige in den mächtigen Dünen, andere unter duftenden Kiefern, wild und wunderbar.“ Dem ist für jetzt und heute nichts hinzuzufügen. Die Bilder sprechen für sich.