Vor rund einem Monat entschied sich der französische Golfstar Victor Pérez dazu, zur saudi-arabischen Golfliga LIV Golf zu wechseln und kündigte sein Engagement bei der PGA Tour auf. Pérez steigt in Martin Kaymers Team, den Cleeks Golf Club, ein und ersetzt den abgestiegenen Frederik Kjettrup aus Dänemark. In einem Interview mit der Golfzeitung "Today's Golfer" offenbarte der 33-Jährige nun seine Beweggründe. Pérez feiert sein Debüt bei LIV Golf Anfang 2026 bei der Dubai Desert Classic in Riad und bereitet sich jetzt schon darauf vor.
„Es ist schwer einzuschätzen, wie ich im Vergleich zu den anderen abschneide, da es meine erste Saison ist“, sagt er gegenüber Today's Golfer . „Ich bin natürlich sehr aufgeregt, und ich denke, die anderen müssen sich erst wieder an 72 Löcher gewöhnen, was mir ein bisschen entgegenkommt. Ich war immer sehr konstant – meine Ergebnisse waren sehr kompakt –, was mir bei LIV, wo vier Ergebnisse für das Team zählen, wahrscheinlich zugutekommen wird.“ Pérez ergänzte: „Wir haben letztes Jahr beim Cleeks Golf Club gesehen, dass ein einzelner Spieler das Team ziemlich stark beeinträchtigen kann, wenn seine Leistungen nicht den Standards entsprechen. Mein Ziel ist es daher, mein persönliches Niveau zu verbessern und nacheinander einige solide Ergebnisse zu erzielen, die hoffentlich die Leistung des Teams steigern werden.“
"Ich wusste manchmal nicht wo und wann ich demnächst abschlagen würde"
Victor Pérez stellte in dem Interview heraus, dass er selber nicht erkennen würde, dass er schlecht gespielt habe, aber dass eine einzige Top-10-Platzierung mit den sich ständig ändernden Qualifikationskriterien der PGA Tour die Planung und Vorbereitung der Turniere sehr erschweren würden. Dies würde für Pérez bedeuten, dass er in letzter Minute Flüge und Unterkünfte buchen musste während sich seine Ehefrau Abigail um ihr Neugeborenes kümmerte. Pérez stellte klar, dass er manchmal nicht wusste wann oder wo er als nächstes abschlagen würde: "Ich hatte einfach das Gefühl, dass die Art und Weise, wie die PGA Tour die Turniere einordnete, mich stark benachteiligte."
Perez spielte 2024 noch bei 28 Turnieren der DP World Tour und der PGA Tour mit und musste im Jahr 2025 seine Turnieranzahl auf 25 reduzieren. Er konnte sich weder für die Open Championship noch für die Playoffs der DP World Tour sowie der PGA Tour qualifizieren. Um seinen vollen PGA-Tour-Status zu erhalten, hätte Pérez beim letzten Herbstturnier unter die Top 5 kommen müssen und damit in die Top 100 der FedEx-Cup-Liste aufrücken müssen. Im Vorjahr erreichte Pérez sogar noch den 125. Rang, der nach den alten Qualifikationskriterien ausreichend gewesen ist, um seinen Status bei der PGA Tour zu behalten. Die PGA änderte die Qualifikationskriterien so, dass nur noch die Top 100 ihren PGA-Tour-Status behalten können.
Für Pérez war dies ein weiteres Beispiel für die sich ständig ändernden Kriterien, die die Spitze begünstigen würden und weiter hinten stehende Spieler in der Rangliste benachteiligen würden. Der Franzose sagte: "Persönlich fand ich es ziemlich schwierig, 2024 auf die PGA Tour zu kommen und gleich mitzuerleben, wie sich die Regeln ständig änderten", und ergänzte: "Es fing mit den höherklassigen Turnieren an, an denen ich nicht teilnahm, und dann hieß es dieses Jahr: ‚Wir vergeben nur noch 100 statt 125 Karten.‘ Und es sieht so aus, als stünde nächste Saison oder vielleicht übernächste Saison schon die nächste Änderung an. Diese Instabilität hat mir zu schaffen gemacht. Es gab einen CEO-Wechsel, und es sind viele Dinge passiert, die es mir schwer gemacht haben, wirklich an das Produkt zu glauben."
Brian Rolapp übernahm Mitte 2025 das Ruder bei der PGA Tour und Pérez konnte im Gespräch mit dem neuen CEO zwar seine Bedenken äußern, aber die erhofften Zusicherungen für kommende Saisons konnte Rolapp ihm nicht geben, was ihn schließlich zu Verhandlungen bei LIV Golf und dem Cleeks Golf Club um Martin Kaymer führte.
Nachdem die ersten Gerüchte um Pérez im Internet die Runde machten, ging der Abschied von der PGA Tour schnell vonstatten, indem er sich zwei Tage vor der RSM Classic, seinem finalem PGA-Tour-Turnier, öffentlich zu seinem Wechsel bekannte.
Victor Pèrez: "Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht"
Victor Pérez stellte heraus, dass er vor fünf Jahren, als er zur PGA Tour wechselte, sich nicht hätte vorstellen können, diesen Status freiwillig aufzugeben aber stellte fest: „Aber so ist es nun mal. Angesichts meiner aktuellen Karrierephase habe ich erkannt, dass die PGA Tour nicht das Richtige für mich und meine Familie ist.“ Auch wenn Pérez einsieht, dass die Reisen bei LIV Golf nicht leichter werden stellte er klar: "Wir haben jetzt eine zehn Monate alte Tochter und wir werden alle zusammen reisen, was die Sache ziemlich herausfordernd macht. Die Frage war also: Überwiegen die Vorteile die Nachteile?"
Pérez ist bewusst, dass es bei LIV Golf schwer wird sich nochmals für Major-Turniere oder den Ryder Cup zu qualifizieren, aber die Planungssicherheit der Turniere von LIV Golf überwogen, sodass die Entscheidung für Pérez und seine Familie leichter gefallen ist und erklärte dazu: "Man kann alles selbst organisieren, was mir in Amerika nicht möglich war."
Auch Geld spielt eine Rolle
Ein weiterer Grund für seinen Wechsel gibt Pérez in dem Interview ebenfalls zu: „Es wäre verrückt zu behaupten, dass das Geld keine Rolle gespielt hat“, sagte er und fuhr fort: „Aber ich denke, solche Gelegenheiten bieten sich einem im Leben einfach zu bestimmten Zeiten. Ich sage immer: Timing ist alles. Es ist ein mehrjähriger Vertrag, an den ich mich gebunden habe, und darüber freue ich mich sehr. Das gibt mir natürlich für einen längeren Zeitraum etwas mehr Stabilität, aber es wäre töricht zu sagen, dass ich ein Sicherheitsnetz habe und keine Leistung bringen muss.“
