Am Wochenende steht für Marcel Siem ein ganz besonderer Moment bevor: Der 44-Jährige wird bei der Italian Open 2025 zum ersten Mal seit zehn Jahren einen Titel auf der DP World Tour verteidigen. Austragungsort ist der Argentario Golf Course in der Toskana – eine Rückkehr in die Region, in der das Turnier zuletzt vor 42 Jahren stattfand. Der Sieg im Vorjahr war ein weiterer Meilenstein in Siems beeindruckender Karriere-Renaissance. Nach dem Triumph bei der Hero Indian Open 2023 sicherte sich der Rheinländer im Juni 2024 seinen insgesamt sechsten Titel auf der DP World Tour und das nach dramatischem Verlauf.
Rückblick: Sieg der Italian Open 2024 im Playoff
Damals setzte sich Siem in einem nervenaufreibenden Playoff gegen Tom McKibbin durch. Nach einer schwachen Back Nine mit vier Bogeys schien der Sieg bereits außer Reichweite, doch zwei Birdies auf der 18 hielten ihn im Rennen. Im Stechen behielt Siem schließlich die Nerven.
„Es war wirklich schwer“, erklärte Siem damals. „Man hat das Scoreboard gesehen, alle haben Bogeys und Doppelbogeys gemacht, der Wind war verwirbelnd, die Fahnenpositionen lagen bereits im Schatten.“
Marcel Siem: „Am Ende mache ich einfach das, was ich immer tue.“
Ein Jahr später ist die Freude auf die Rückkehr groß auch wenn die Titelverteidigung nicht am selben Ort wie 2024 stattfindet. „Es ist fantastisch. Es ist immer ein ganz besonderes Gefühl, seinen Titel verteidigen zu dürfen“, so Siem am Mittwoch vor Turnierstart. „Die letzten vier Wochen waren ziemlich spannend – ich habe mit meinen Coaches und meiner Familie gesprochen, wie ich es angehen will. Ein paar Ideen hatte ich, aber am Ende mache ich einfach das, was ich immer tue.“
Besonders die Atmosphäre in Italien liegt dem emotionalen Deutschen:„Die Italiener sind sehr emotional – so wie ich. Sie lächeln mich an, begrüßen mich herzlich. Sie haben mich besonders fühlen lassen.“
Auch wenn der Austragungsort ein neuer ist, bleibt das Turnier für Siem bedeutungsvoll: „Leider war bisher nur die Open de France ein Turnier, bei dem ich den Titel auf demselben Platz verteidigen konnte. In Marokko haben wir nach Agadir nach Rabat gewechselt, in China sind wir auch woanders hingegangen. Das schwächt das Gefühl ein wenig, denn wenn man am ersten Tee steht oder das 18. Loch spielt, kommen all die verrückten Erinnerungen wieder hoch. Es ist ein bisschen weniger emotional, aber die Italian Open ist eines der ältesten Turniere Kontinentaleuropas, glaube ich. Das ist etwas Besonderes – und morgen früh auf dem ersten Tee wird es richtig cool.“
Trotz aller Vorfreude bleibt Siem realistisch – denn eine Titelverteidigung ist im Profi-Golf die Ausnahme, nicht die Regel: „(Weniger emotional zu sein) hat mir in den letzten Turnieren bisher nicht geholfen. Ich gebe mein Bestes. Wenn man sich die Statistiken anschaut, gelingt es nicht vielen, ihren Titel zu verteidigen. Ich werde es versuchen – ich wäre dumm, wenn ich sagen würde, ich bin nicht begeistert davon. Aber so viele Kleinigkeiten müssen zusammenpassen, um ein Golfturnier zu gewinnen – vielleicht ist das Glück ja wieder auf meiner Seite, und wir werden sehen.“
Ein Vorbild hat Siem dabei direkt vor Augen ,seinen langjährigen Wegbegleiter und Landsmann Bernhard Langer: „Er hat dieses Turnier auch einmal in der Toskana gewonnen. Wir haben 2006 zusammen den World Cup gewonnen – ich hoffe, ich kann in seine Fußstapfen treten.“
(Interview: DP World Tour)