Golfregeln

„Erleichterung der besonderen Art“ – Nicolas Colsaerts und der Drop in der Toilette

03. Jun. 2025 von Alexandra Caspers in Köln, Deutschland

Auf der DP World Tour ereignete sich 2013 bei der Matchplay Championship in Bulgarien ein kurioser Vorfall, der gleichermaßen Golf-Regelkenntnisse wie Humor auf die Probe stellte: Nicolas Colsaerts schlug seinen Ball über ein Toilettenhäuschen in eine Penalty Area und hätte anschließend genau in der Toilettenschüssel droppen müssen.

Golfregeln: Drop in der Kloschüssel?

Da der Ball zunächst in einer roten Penalty Area landete, damals noch als seitliches Wasserhindernis bekannt, kamen damals noch unter Regel 26 mehrere Optionen für einen strafbehafteten Drop in Frage. Colsaerts entschied sich für die Variante „seitliche Erleichterung“ (lateral relief): zwei Schlägerlängen von dem Punkt, an dem der Ball zuletzt die Grenze des Wasserhindernis kreuzte, nicht näher zur Fahne. Heute wird das ganze in Regel 17.1d geregelt.

Das Problem: Der erste erlaubte Drop-Landepunkt befand sich innerhalb des Toilettenhäuschens, das wiederum komplett innerhalb der zwei Schlägerlängen lag, genauer gesagt sogar direkt im Bereich der Toilettenschüssel. Somit musste Colsaerts den Ball dort droppen. Das tat er zwar nicht in der Schüssel, aber direkt daneben. Das Toilettenhäuschen wiederum galt als unbewegliches Hemmnis, also ein künstliches unbewegliches Objekt, wovon Colsaerts laut Regel 24-1 (heute 16.1b) straffreie Erleichterung nehmen durfte, da er ansonsten keine vernünftige Schwungausführung hätte machen können. Deshalb durfte Colsaerts erneut straflos droppen – diesmal außerhalb des Gebäudes.

Doch nun kam ein weiterer Faktor ins Spiel: Ein Cart Path, ein weiteres Hemmnis, das eine weitere straflose Erleichterung nach sich zog. Dann droppte Colsaerts endlich auf Gras, aber der Ball rollte den Hang runter Richtung Fahne. Er wiederholte den Drop und durfte ihn dann platzieren, als auch der zweite Drop wegrollte. Diese Kettenreaktion – Penalty Area → Toilette → Cart Path → Rough ist ein Paradebeispiel für die verschachtelte Anwendung von Regel 16 (straffreie Erleichterung) und Regel 17 (Penalty Relief).

Nach all den ungewöhnlichen Drops und Diskussionen mit dem Regeloffiziellen spielte Colsaerts schließlich einen präzisen Annäherungsschlag und rettete das Par – unter Gelächter der Kommentatoren, die Szenen wie diese selbst nach 17 Jahren auf der Tour als „das kurioseste Erlebnis überhaupt“ bezeichneten.


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