Beim Amundi German Masters 2025 (25.–28. Juni) im Green Eagle Golf Courses bei Hamburg geht mit Patricia Isabel Schmidt eine von 17 deutschen Golferinnen an den Start – und damit als Teil eines starken Heimteams auf der Ladies European Tour. Die 27-Jährige aus der Nähe von Stuttgart hat sich mit einem konstant starken Jahr – darunter zehn Top-Ten-Platzierungen und ein Turniersieg – die volle Spielberechtigung auf der Ladies European Tour gesichert. Im Gespräch mit Golf Post spricht Schmidt über ihre Eindrücke vom Turnierplatz, ihre persönliche Entwicklung – und darüber, warum sie trotz Maschinenbauabschluss voll auf die Golfkarte setzt.
Patricia Isabel Schmidt im Interview bei den Amundi German Masters 2025
Golf Post: Patricia, danke, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Wie ist dein Eindruck vom Platz bisher?
Patricia Isabel Schmidt: Richtig schöner Platz, muss ich sagen. Man merkt vom gesamten Aufbau her, dass sie hier einfach gewohnt sind, große Turniere auszutragen. Wenn man an der 18 hochkommt – die Tribüne, das Riesenrad – das hat schon echt was. Der Platz ist in einem richtig guten Zustand. Ganz anders als die Plätze, die wir in den letzten zwei Wochen gespielt haben, weil er einfach ein bisschen länger ist. Gerade auf den Par-5-Löchern: Man schlägt den Driver, hat dann immer noch ein langes Layup, um am Ende eine Wedge ins Grün zu spielen. Auch optisch wirklich schön – richtig angenehm.
Golf Post: Der Platz gilt als lang und etwas anspruchsvoller. Liegt dir das?
Schmidt: Werden wir in den nächsten Tagen sehen. Mein Trainer ist diese Woche auf dem Weg, und ich habe schon gesagt: Aus irgendeinem Grund muss ich wohl Eisen 6 und 7 ins Grün trainieren – sonst muss ich das nicht mehr üben. Also: Wir nehmen die Challenge an.
Golf Post: Wie schätzt du deine Form aktuell ein?
Schmidt: Die letzten zwei Wochen habe ich leider nicht ganz so gut gespielt, da habe ich jeweils mit einem Schlag den Cut verpasst. Aber davor habe ich echt ganz gut gespielt. Dementsprechend eigentlich ganz gut, muss ich sagen. Und klar – im Zweifel ist mein Trainer dabei, mit dem ich seit über zehn Jahren arbeite. Der übernimmt auch oft das Caddying. Selbst wenn ich mal nicht weiterweiß, kennt er mein Spiel auswendig. Ich glaube, das passt schon. Wichtig ist, einfach Spaß zu haben.
Golf Post: Wenn du die bisherige Saison betrachtest – wie zufrieden bist du?
Schmidt: Ich würde sagen, seit dem Kapstadt-Event ist es eigentlich immer besser und besser geworden. Ich hatte zwei Top-Ten-Ergebnisse – in Chabra und in Teneriffa, was natürlich ziemlich cool ist. Klar, man wünscht sich, noch weiter vorne zu landen, aber es ist auf jeden Fall ganz gut und geht in die richtige Richtung.
Golf Post: Vor zwei Jahren hast du in Belgien dein erstes Turnier gewonnen. Hat sich dadurch etwas für dich verändert?
Schmidt: Prinzipiell natürlich. Es war meine erste Saison, und da will man natürlich erstmal die Karte behalten. Der Sieg war ein großer Bonus – ich hatte dadurch bis Ende dieses Jahres die volle Berechtigung für alle Turniere. Ich konnte auch die British Open spielen – mein erstes Major, was natürlich richtig cool war. Ich glaube, das Wichtigste war dieser Bonus, dass man eine innere Ruhe bekommt, weil man weiß: Okay, ich habe die Karte für zwei Jahre. Und sich selbst zu sagen: Hey, du bist gut genug, um vorne mitzuspielen – ich denke, das war der Haupteffekt.
Golf Post: Hat dir dieser Erfolg geholfen, dich auf der Tour zurechtzufinden?
Schmidt: Ich glaube schon. Am Anfang war natürlich vieles neu. Ich kannte kaum jemanden von den deutschen Mädels, als ich auf die Tour gekommen bin, weil ich nur wenige Amateurturniere gespielt hatte. Aber dieses Ankommen im Sinne von: Man hat das Gefühl, man gehört dazu und kann vorne mitspielen – das war schon ein kleiner Boost fürs Selbstbewusstsein.
Golf Post: Wie bist du ursprünglich zum Golf gekommen?
Schmidt: Ich habe eher später angefangen, würde ich sagen. Mein Papa hat, glaube ich, zum 25-jährigen Jubiläum bei Mobileo einen Schnupperkurs geschenkt bekommen. Dann hat’s angefangen – meine Mama hat ihm auch einen Schnupperkurs geschenkt, dann haben sie Golfurlaube gemacht, und ich wurde mitgeschleppt. Ich habe früher Schwimmen gemacht, Volleyball, Tennis in der Mannschaft gespielt und Tischtennis – also eher actionreiche Sportarten. Golf war für mich anfangs richtig zäh. Ich war eines dieser Kinder, das pünktlich jeden Samstag eine Stunde ins Jugendtraining ging und danach wieder heim. Aber als ich gemerkt habe, dass ich mithalten kann und einen gewissen Wettkampfeifer entwickelt habe, da hat’s richtig Spaß gemacht. Und dann wurde es immer mehr – aber es hat bei mir alles ein bisschen länger gedauert.
Golf Post: Laura Fünfstück hat kürzlich erzählt, dass sie das Adrenalin beim Wettkampf besonders motiviert hat, Profi zu werden – wie war das bei dir?
Schmidt: Das war auch das, was mir am Anfang voll gefehlt hat, um da richtig Feuer zu fangen. Aber klar: Je besser man wird und je mehr Wettkämpfe man spielt, desto mehr spürt man das Adrenalin – auf eine andere Art und Weise natürlich. Nicht so: Puls bei 180, sondern eher dieses positiv-nervöse Adrenalin.
Golf Post: Was hat dich letztendlich dazu bewegt, das Ganze professionell zu verfolgen?
Schmidt: Ich habe ein Jahr College gemacht und dann mein Studium zuhause komplett fertig. Mein Trainer, der selbst mal auf der Tour war, hat mich damals gefragt: Warum trainierst du eigentlich so viel – was willst du damit machen? Und ich hab immer gesagt: Es macht mir einfach Spaß, weil ich mein Leben lang Sport gemacht habe. Dann meinte er: Na gut, aber willst du nicht mal auf die Tour? Ich dachte immer, das reicht nicht. Aber er hat mich wirklich gepusht und gesagt: Spiel doch einfach mal ein paar Access Series Events oder auf der Swedish Golf Tour – sind ja trotzdem Turniere, machen Spaß. Und dann habe ich gemerkt: Es ist ziemlich cool, da zu spielen – und vor allem diesen Outdoor-Job zu haben. Das kam dann nach und nach.
Golf Post: Wenn du nicht Golfprofi geworden wärst – was wäre dein alternativer Karriereweg?
Schmidt: Ich habe Maschinenbau studiert und auch abgeschlossen – also wahrscheinlich irgendwas in die Richtung. Es gibt viele technische Bereiche, die mich interessieren. Auf jeden Fall etwas in dem Feld, das ich studiert habe.
Golf Post: Frauen-Golf gewinnt zunehmend Aufmerksamkeit. Wie nimmst du diese Entwicklung wahr – und was wünschst du dir für die Zukunft?
Schmidt: Es wächst auf jeden Fall. Gerade aus deutscher Sicht: Ich weiß nicht, wie viele wir sind – mit den Amateur-Mädels starten hier bestimmt 15 Spielerinnen – das ist schon cool zu sehen. Wenn man überlegt, wie es bei Sandra Gal oder Caro Masson losging – damals waren vielleicht fünf deutsche Spielerinnen weltweit unterwegs. Heute sind regelmäßig sechs von uns bei Majors dabei. Langfristig brauchen wir aber höhere Preisgelder, damit man wirklich gut davon leben kann. Viele sehen nur: „Okay, die Siegerin bekommt 40.000 Euro.“ Aber es gehen Steuern ab, Reisekosten – wir fliegen von A nach B, sind quasi das ganze Jahr auf Weltreise. Was wir brauchen, ist mehr mediale Aufmerksamkeit, mehr TV-Zeit – und damit dann auch mehr Preisgeld.
Golf Post: Wenn du dir einen Wunschflight zusammenstellen dürftest – mit wem würdest du am liebsten in einem Vierer spielen?
Schmidt: Nelly Korda wäre auf jeden Fall dabei – ich finde ihren Schwung einfach total schön, das sieht alles so effortless aus. Dann würde ich Annika Sörenstam dazunehmen – und Rory McIlroy. Das wäre schon ein starker Flight!
Golf Post: Du hast schon viele Plätze weltweit gespielt – welcher ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?
Schmidt: Ich fand Singapur in meinem ersten Jahr ziemlich cool – das war eines der Aramco-Events. Vielleicht ist er mir deshalb so gut in Erinnerung, weil es mein erstes Aramco war, mein erstes Turnier in Asien, mein erstes großes Event überhaupt. Und klar – British Open in St. Andrews zu spielen war natürlich ein Traum. Auch wenn man die Plätze nicht vergleichen kann.
Golf Post: Danke dir für das Gespräch und viel Erfolg für die Woche!