Die Hauptstadt der Vereinigten Staaten, Washington, D.C., verfügt über drei öffentliche Golfplätze, die von einer engagierten Organisation namens National Links Trust (NLT) betrieben werden. Diese wurde im Jahr 2019 gegründet. Der NLT verfolgt das gemeinnützige Ziel, die drei historisch bedeutsamen Golfplätze Rock Creek, Langston und East Potomac, der in Sichtweite des Washington Monuments liegt, zu sanieren und dies über Spenden zu finanzieren. Dabei stößt der NLT jedoch immer wieder an seine Grenzen, da er sich durch den schier endlosen bürokratischen Dschungel der amerikanischen Hauptstadt kämpfen muss.
Bislang versuchte der NLT, bei der Sanierung und dem Betrieb der Golfplätze systematisch vorzugehen: Der Golfplatz East Potomac deckt durch seinen Betrieb seine Kosten, der Rock-Creek-Golfplatz steht seit Jahren kurz vor dem Aus und wird händeringend durch Spenden über Wasser gehalten, während der weit westlich gelegene Langston Golfplatz derzeit eine Zwischenposition zwischen den beiden genannten Plätzen einnimmt.
In einem Interview mit dem Wall Street Journal am Montag erklärten die beiden Gründer des NLT und zugleich Golfplatzarchitekten, Michael McCartin und Will Smith, nun eine neue Entwicklung. Demnach möchte der Präsident der Vereinigten Staaten und passionierter Golfspieler, Donald Trump, den NLT mit seinem Engagement verdrängen und mit Unterstützung des Innenministeriums selbst bei den drei Golfplätzen in Washington eingreifen. Die Golfplätze befinden sich überwiegend auf Grundstücken des National Park Service, einer Behörde des Innenministeriums. Der im Jahr 2020 geschlossene Pachtvertrag zwischen dem NLT und dem National Park Service mit einer Laufzeit von 50 Jahren soll nun vorzeitig gekündigt werden, wodurch die bereits ausgearbeiteten Pläne des NLT obsolet würden.
Der renommierte Golfarchitekt Tom Doak hatte angeboten, den Blue Course des East Potomac unentgeltlich vollständig zu sanieren – ähnlich wie es derzeit bereits mit Architekt Gil Hanse beim Rock-Creek-Golfplatz geschieht und beim Langston Golfplatz von Beau Welling vorgesehen war.
NLT: „Wir sind am Boden zerstört“
Der Mitgründer des NLT, Will Smith, äußerte sich im Interview mit dem Wall Street Journal enttäuscht: „Wir sind am Boden zerstört“, ließ er verlauten. Der NLT verfolgte das Ziel, dass die drei Golfplätze in Washington weiterhin benutzerfreundlich bleiben, moderate Greenfees bieten und der Golfsport in der Hauptstadt für jedermann erschwinglich bleibt. „Wir glauben, dass Golf ein öffentliches Gut ist und viele wichtige Lebenswerte vermittelt“, so Smith weiter.
In seiner künftig sanierten Form sollte der Blue Course des East Potomac eine interessantere Topografie, eine ansprechendere Gestaltung sowie einen ungestörten Blick auf den Potomac River bieten, erklärten die beiden Verantwortlichen des NLT Michael McCartin und Will Smith im Interview mit dem Wall Street Journal.
Nach Einschätzung des NLT favorisiert der US-Präsident jedoch einen anderen Ansatz: Demnach sollen die Golfplätze von Tom Fazio umgestaltet werden, einem der bevorzugten Golfplatzarchitekten Trumps, der unter anderem den Trump National Golf Club in New Jersey entworfen hat. Entstehen soll ein turniergeeigneter Golfplatz im typischen Trump-Stil, mit einer Vielzahl von Seen und Hügeln. Auch für Trumps insgesamt 16 betriebene Golfplätze charakteristische Merkmale wie perfekt angelegte Cartways, Hotdogs am Halfway und weitere spektakuläre Elemente schließt der NLT in Trumps Planungen nicht aus.
„Wir hatten keinerlei Absicht, ihn teuer und protzig zu gestalten“, sagte Smith gegenüber dem Wall Street Journal und fügte hinzu, dass „teuer und protzig“ auch in anderen Bereichen Trumps Markenzeichen seien.
Trump lässt bereits Schutt auf die Golfplätze abladen
Bei den Abrissarbeiten am East Wing des Weißen Hauses, wo Trump einen Ballsaal errichten möchte, fiel umfangreicher Bauschutt an, den die US-Regierung nun entsorgen muss. Innenminister Doug Burgum hatte die Idee, den Schutt auf dem Blue Course des East Potomac Golfplatzes zu verteilen und als Baumaterial für die Renovierung zu nutzen. Trump bezeichnete diese Idee laut dem Bericht des Wall Street Journal als „brilliant“ und ließ bereits Ende Oktober die ersten Lkw-Ladungen auf dem Golfplatz abladen.
Der NLT erhielt ebenfalls im Oktober ein Schreiben der US-Regierung, in dem die Organisation aufgefordert wurde, bis zum 13. Dezember einen angeblichen „Verzug“ auszugleichen – ohne jedoch zu erläutern, worin dieser bestehen solle. US-Medien gehen davon aus, dass sich der Verzug darauf bezieht, den angelieferten Schutt umgehend in die Golfplätze zu verbauen oder mit Renovierungsarbeiten zu beginnen.
A... scoop? Multiple workers tell me that dirt from the demolition of the East Wing of the White House (to make way for Trump's new $200 million ballroom) is being trucked to the north end of the Hains Point golf course. It will then be used to create new terrain on the course. pic.twitter.com/emetxUvhIV
— Martin Austermuhle (@maustermuhle) October 22, 2025
Donald Trump: "Wir machen sie wirklich schön"
In einem Gespräch mit dem Wall Street Journal warf der US-Präsident dem NLT Vertragsbruch vor und forderte die Organisation auf, bis Ende des Jahres mit Maßnahmen zu beginnen. Andernfalls werde er den Pachtvertrag kündigen und die Kontrolle über die Golfplätze übernehmen. Trump fügte hinzu: „Und wenn wir sie machen, dann machen wir sie wirklich schön.“
Auch wenn viele Golferinnen und Golfer in Washington befürchten, dass die Greenfees auf den öffentlichen Golfplätzen, die zu „Weltklasse-Plätzen“ ausgebaut werden sollen, künftig unerschwinglich werden könnten, versprach Trump gegenüber dem Wall Street Journal reduzierte Gebühren für Bürgerinnen und Bürger der US-Hauptstadt.