Golfreisen

Golfgenuss und Mittsommer-Zauber in Stockholm

26. Jun. 2025 von Jürgen Linnenbürger in Stockholm, Schweden

Ein Golfclub der Extra-Klasse (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Ein Golfclub der Extra-Klasse (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Golf als Volkssport – Schweden liebt das Spiel

In Schweden ist Golf weit mehr als ein Hobby. Es ist ein Lebensgefühl. Über 486.000 Spieler:innen sind in Golfclubs organisiert. Bei einer Bevölkerung von rund 10,5 Millionen ist das Verhältnis zwischen Golfern und Einwohnern europaweit führend. Mit 464 Golfplätzen rangiert Schweden hinter England, Deutschland und Frankreich im europäischen Vergleich auf Rang Vier.

Historie trifft Harmonie

Vom Flughafen Stockholm-Arlanda erreichen wir nach knapp vierzig Minuten mit dem Mietwagen das stilvolle Gut Thoresta Herrgård. Rund 40 Kilometer nördlich von Stockholm gelegen, bietet es Ruhe, Komfort und die perfekte Lage, um den renommiertesten Golfclub des Landes kennenzulernen.

Die Geschichte des Guts reicht bis ins Jahr 1349 zurück. Über Jahrhunderte diente es als herrschaftlicher Wohnsitz und war im Besitz von Königen und Adligen. Heute wird das liebevoll renovierte Herrenhaus und seine Nebengebäude als Hotel mit 40 Zimmern genutzt, das 72 Personen Platz bietet. Alles ist gemütlich, geschmackvoll und voller Atmosphäre. Dies schätzen Golfer ebenso wie die Teilnehmer von Seminaren, die hier ideale Bedingungen vorfinden.

 Gutshaus Thoresta Herrgård (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Gutshaus Thoresta Herrgård (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Unser im eleganten Herrenhaus-Stil eingerichtetes Deluxe-Zimmer befindet sich in einem Nebengebäude gleich neben dem Haupthaus. Das Holzhaus ist in den für schwedische Häuser typischen Farben Rot und Weiß gehalten und strahlt skandinavische Behaglichkeit aus. Auf dessen kleiner Terrasse genießen wir die unberührte Natur und den Blick auf das in der Sonne glitzernde Wasser des nicht weit entfernt liegenden Sees Mälaren.

Typisch schwedische Gemütlichkeit (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Typisch schwedische Gemütlichkeit (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Wir genießen das geschmackvolle und reichhaltige Frühstücksbuffet ebenso wie die abendlichen, feinen Drei-Gänge-Menüs aus regionalen Produkten und Zutaten. Überall spüren wir die Liebe zum Detail und die Verbundenheit zur schwedischen Kultur. Der Service ist dezent, aufmerksam und stets sehr freundlich.

Bro Hof Slott Golf Club – Schwedens Golf-Juwel

Nur gut zehn Minuten entfernt liegt der Bro Hof Slott Golf Club. Schon bei der Fahrt durch das mächtige Eingangstor wird klar: Hier erwartet uns Golf auf Weltklasse-Niveau. Das imposante weiße Schloss thront im Zentrum der Anlage und dient als stilvolles Clubhaus.

2002 erwarb der Unternehmer Björn Örås das Gelände und gründete den Club, dessen Chairman er ist. Gäste sind willkommen, deutsche Besucher eher noch die Seltenheit. Zwei herausragende 18-Loch-Plätze, entworfen von Golfarchitekt Robert Trent Jones Jr., bilden das Herzstück. Dazu kommt ein außergewöhnlicher 18-Loch Putting Course.

Ein Clubhaus wie gemalt (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Ein Clubhaus wie gemalt (Foto: Jürgen Linnenbürger)

The Stadium Course – eine Herausforderung mit Aussicht

2007 eröffnet, zählt der Stadium Course mit 7.357 Metern von den Championship-Tees zu den längsten Tour-Plätzen Europas. Einige Bahnen verlaufen spektakulär entlang des Sees Mälaren. Breite Fairways, schnelle, ondulierte Grüns, clevere Bunkerplatzierung und viel Wasser sorgen für Spannung auf jeder Bahn – auch, weil der Wind, wie auf unserer Runde, ein Wörtchen mitredet.

Der Platz war zwischen 2010-2017 fünfmal Austragungsort der European Tour (Nordea Masters) und gilt als einer der besten in Kontinentaleuropa. Bei Top 100 Golf Courses nimmt er Position 20 ein. Bei den World Golf Awards wurde er regelmäßig zum besten Platz Schwedens ausgezeichnet. Kein Loch gleicht dem anderen.

Ein besonderes Highlight ist das elegante Halfway House, das wir nach den Bahnen 4, 8, 11 und 14 gleich viermal passieren. Hier legen wir eine „Fika“ (Kaffeepause) ein und lassen uns neben dem Kaffee die Kanelbulla, die berühmten schwedischen Zimtschnecken, schmecken.

Einkehren und genießen (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Einkehren und genießen (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Drama auf jeder Runde

Der Stadium Course ist das sportliche Aushängeschild des Clubs. Er ist lang, herausfordernd und spektakulär. Auch visuell beeindruckt er. Die Nähe zum ständig ins Spiel kommende Wasser, die enormen Bunkerlandschaften mit ihrem strahlend weißen Sand und die perfekt gepflegten, brettharten Grüns sorgen für ein Golferlebnis auf absolutem Top-Niveau.

Die auf einigen Abschlägen platzierten Uhren weisen dezent auf das eigene Spieltempo hin. Angezeigt wird, ob man gegenüber der ursprünglichen Tee Time schneller oder langsamer unterwegs ist. Wir sind um 11.20 Uhr gestartet und somit im Soll.

Höfliche Erinnerung an das Spieltempo (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Höfliche Erinnerung an das Spieltempo (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Insbesondere die letzten vier Löcher haben es in sich. Da ist zunächst die 15, das schwierigste Loch des Platzes. Ein Par 5, das auf der gesamten linken Seite am Wasser entlangführt und dessen erhöhtes Grün sich auf einer äußerst schmalen Landzunge befindet.

Lang und Respekt einflößend (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Lang und Respekt einflößend (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Auch die 16, ein langes Par 3, wird auf der gesamten linken Seite von Wasser begleitet. Dann folgt ein weiteres Par 3, das Signature Hole des Platzes. Sein dramatisches Inselgrün ist unbestritten das Fotomotiv des Platzes und ein echter Nerven-Test. Umgeben vom See Mälaren erfordert es einen präzisen Schlag ins kleine Grün, das einseitig von einem Bunker verteidigt wird. Der von vorn kommende Wind macht die Schlägerwahl zu einem Glücksspiel.

Die 18 ist von einem stark erhöhten Abschlag tief ins Fairway zu spielen. Hier kommt der Driver zum letzten Mal zum Einsatz. Trifft man das Fairway, kann man das von den Naturtribünen umgebene letzte Grün mit dem zweiten Schlag angreifen und eine großartige Runde abschließen.

Schlussloch (links) und das Grün der 17 ((Foto: Jürgen Linnenbürger)

Schlussloch (links) und das Grün der 17 ((Foto: Jürgen Linnenbürger)

The Castle Course – angenehm anspruchsvoll

Der zweite Platz der Anlage ist der Castle Course. 2009 eröffnet, ist er kürzer (6.133 m von den hinteren Tees) als sein größerer Bruder. Auf die Black Tees wird hier verzichtet. Er verfügt über weniger Wasserhindernisse und kleinere Bunker. In Teilen erinnert er an schottische Linksplätze, verfügt aber auch über Parkland- und Wald-Elemente. Auch er ist anspruchsvoll, jedoch nicht ganz so herausfordernd wie sein großer Bruder, zumal der Wind nur selten ins Spiel kommt.

The Castle Course (Foto: Jürgen Linnenbürger)

The Castle Course (Foto: Jürgen Linnenbürger)

The Putting Course – Spiel, Spaß und Präzision

Ein echtes Unikum ist der 18-Loch Putting Course mit satten 12.000 Quadratmetern Fläche. Die Bahnen sind bis zu 40 Meter lang und bieten Unterhaltung und Training gleichermaßen. Entworfen wurde dieser XXL-Grün-Übungsplatz von Jonas Lindgren und Björn Örås. Jedes Loch ist ein Par 2 mit einer Abschlagsmarkierung und einer Fahne im Loch.

Putten ohne Ende (Foto: Jürgen Linnenbürger)Putten ohne Ende (Foto Jürgen Linnenbürger)

Putten ohne Ende (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Alles vom Feinsten

Der Bro Hof Slott GC beeindruckt auf ganzer Linie durch seine sportliche Klasse, seine ästhetische Gestaltung und seinen außergewöhnlichen Pflegezustand. Dieser ist auf der gesamten Anlage anzutreffen. Gastspieler können sich an ausgewählten Zeiten hiervon persönlich überzeugen und drei unterschiedliche Golferlebnisse buchen, die in Erinnerung bleiben.

Breites Golfangebot

Allein im Großraum Stockholm befinden sich in einem Umkreis von 50 Kilometern rund 70 Plätze. Wir möchten bei unserem Trip nach Stockholm zumindest einen zweiten Club kennenlernen und entscheiden uns für den Kungl. Drottningholms Golfklubb. Von der Clubhaus-Terrasse hat man einen wunderbaren Ausblick über die weitläufige Anlage.

Der City-nahe königliche Platz (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Der City-nahe königliche Platz (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Er liegt idyllisch auf der Insel Lovön, nur einen kurzen Spaziergang vom Drottningholm Castle entfernt. Dies ist die offizielle Residenz der schwedischen Königsfamilie. Der traditionsreiche Club wurde 1959 gegründet und von König Gustav VI Adolf eingeweiht. Er zählt zu den renommiertesten des Landes und ist der einzige, der in seinem Namen das Royal trägt.

Der parkähnliche 18-Loch Par 72 Platz beeindruckt mit altem Baumbestand, sanft geschwungenem Gelände, schnellen Grüns und gut platzierten Bunkern. Er wurde ursprünglich von Rafael Sundblom entworfen, später jedoch mehrfach modernisiert, unter anderem durch den bekannten schwedischen Golfplatz-Architekten Peter Nordwall. Die behutsam vorgenommenen Anpassungen haben dem Platz ein ausgewogenes Verhältnis von sportlicher Herausforderung und landschaftlicher Harmonie verliehen. Heute bietet der Kurs von fünf verschiedenen Tees anspruchsvolle Bahnen für jede HCP-Klasse.

Auf der Front Nine führt der Platz durch das weite, offene Gelände. Außergewöhnlich ist Bahn Vier, an der man beim Abschlag die Wahl zwischen zwei anzuspielenden Fairways hat, die durch ein Wasserhindernis getrennt sind.

Platz ohne Ende (Foto:Jürgen Linnenbürger)

Die Back Nine führt durch größtenteils durch Waldabschnitte. Strategisch platzierte Doglegs und einige Wasserhindernisse machen ihren Reiz aus.

 Die Kirche Lovö aus dem Jahr 1170 beim Abschlag im Blick (Foto Jürgen Linnenbürger)

Die Kirche Lovö aus dem Jahr 1170 beim Abschlag im Blick (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Das Highlight des Platzes ist für uns die 18, ein Par 3 (HCP 4) mit Längen zwischen 105-199 Metern. Zunächst ist das frontale Wasser carry zu überwinden. Danach schützen vier Bunker das höher gelegene Grün, das sich unterhalb der Terrasse des Clubhauses befindet.

Ein wahrlich königliches Abschlussloch (Foto:Jürgen Linnenbürger)

Ein herausforderndes Par 3 zum Abschluss (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Anders als der Club-Name vermuten lässt, treffen wir hier auf eine völlig entspannte Atmosphäre. Die Runde mit unseren lockeren Mitspielern auf dem äußerst gepflegten Platz macht sehr viel Freude.

Gäste sind nach vorheriger Anmeldung wochentags herzlich willkommen. Im Juli entfällt diese Einschränkung, denn dann ist das Spielen auch am Wochenende ohne ein Mitglied möglich. Viele Schweden verlassen während der Sommerferien das Land, so dass die Buchung einer Tee Time während dieser Zeit kein Problem darstellt.

Das Venedig des Nordens – die Stadt auf dem Wasser

Die schwedische Hauptstadt verteilt sich auf 14 Inseln, verbunden durch 57 Brücken. Das Wasser ist allgegenwärtig. Ob auf Spaziergängen entlang der Uferpromenaden von Norrmalm, bei Bootsfahrten durch die Schären oder beim Blick auf die Altstadt Gamla Stan.

 Imposante Altstadt-Gebäude (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Imposante Altstadt-Gebäude (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Sie ist das Herz der Stadt, wirkt wie ein Märchen. Enge Kopfsteinpflastergassen, bunte Häuserfassaden, kleine Boutiquen, Cafés und das königliche Schloss bilden eine Kulisse wie aus einer anderen Zeit. Wir schlendern vorbei an der Kirche Storkyrkan, werfen einen Blick auf die tägliche Wachablösung vor dem Schloss und lassen uns treiben. Stockholm zeigt sich lebendig, geschichtsträchtig und modern zugleich.

Auch ein Besuch im Vasa-Museum auf der Museumsinsel Djurgården steht auf dem Programm: Das gigantische, nahezu vollständig erhaltene Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert beeindruckt nicht nur Historiker.

Und wer Kunst liebt, wird im Moderna Museet oder dem Fotografiska auf seine Kosten kommen. Letzteres bietet zudem eine fantastische Aussicht über die Stadt und ist ein idealer Spot zum Sonnenuntergang. Das ABBA-Museum darf natürlich auch nicht fehlen.

Midsommar – ein Fest der Lebensfreude

Midsommar zählt zu den wichtigsten Festen Schwedens. Gefeiert wird es am Freitag zwischen dem 20. und 26. Juni landesweit, meist mit Familie und Freunden auf dem Land. Wir aber bleiben in Stockholm und mischen uns unter die Einheimischen und Touristen im Skansen, dem riesigen Freilichtmuseum der City.

 Festlich gekleidet (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Festlich gekleidet (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Mit Blumenkränzen im Haar und teils in traditionellen Trachten gekleidet, tanzen Jung und Alt um eine festlich dekorierte Maistange im Kreis herum. Auch wir wagen uns in den „Froschtanz“ und bücken uns fröhlich mit. Zwar verstehen wir die Lieder nicht, doch der Spaß ist international.

 Immer im Kreis herum (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Immer im Kreis herum (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Zum Festmahl gehören eingelegter Hering, neue Kartoffeln, gepökelter Lachs und ein Snaps. Als Dessert gibt es Erdbeertorte mit Holundercreme. So schmeckt Schweden und so fühlt es sich an, wenn der längste Tag des Jahres nicht endet, weil die Sonne einfach nicht untergeht.

Jürgen Linnenbürger, im Juni 2025


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