Back Nine

Playing Captain? Travelers-Triumph stellt Keegan Bradley vor Gewissensfrage

23. Jun. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Die Back Nine. (Foto: Getty)

Die Back Nine. (Foto: Getty)

Gretchenfrage: Spielt er oder spielt er nicht? Der neuerliche Gewinn der Travelers Championship, der zweite Heimsieg nach 2023, stellt US-Ryder-Cup-Teamchef Keegan Bradley vor einen echten Gewissenskonflikt. Der Profi aus Connecticut ist mit diesem Erfolg, der dritten Top-Ten-Platzierung seiner vier jüngsten Turnierstarts, nunmehr Siebter der Welt – die beste Position seiner Karriere – und liegt auf Rang neun des Rankings für den Kontinentalwettbewerb Ende September auf dem schwarzen Kurs des Bethpage State Park. Damit wird die Frage immer dräuender: Bekommen die USA erstmals seit Arnold Palmer 1962 wieder einen Playing Captain? Bei seiner Siegerpressekonferenz räumte Bradley ein, dass die PGA of America genau mit dieser Idee gekommen sei, als man ihm das Amt angetragen habe. Und: „Auf dem Platz versuche ich verzweifelt, nicht daran zu denken.“ Eine klare Antwort wollte er ansonsten verständlicherweise (noch) nicht geben, sprach von der „schweren Last“ einer solchen Doppelrolle und manövrierte ansonsten eher um die Frage herum.

 

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Vor geraumer Zeit hat Bradley gesagt, er wolle keinen der kostbaren sechs Captain's Picks auf sich verschwenden. Aber womöglich wird der 39-Jährige gar nicht umhin können, sich eine Wildcard zu geben. So dolle ist der aktuelle Leistungsstand all derer nicht, die in der Punkteliste um ihn herum platziert sind. Bauen kann Bradley natürlich auf Scottie Scheffler und Bryson DeChambeau, aber dafür haben Xander Schauffele oder Colin Morikawa als designierte weitere Führungsspieler bislang noch keine Bäume ausgerissen. Andererseits hat er mit Russell Henley und J. J. Spaun aktuell zwei Rookies in den Top-6, die automatisch qualifiziert sind, und außer Justin Thomas auch dahinter eher Mitläufer. Da braucht es womöglich noch einen Routinier namens Keegan Bradley, um dem Team mehr Profil zu verleihen, das immerhin auf heimischen Boden den Ryder Cup zurückerobern will.

 

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Derweil hatte Tommy Fleetwood mit ganz anderen Probleme zu kämpfen. Der Engländer ist ohnehin der bestbezahlte Spieler auf der PGA Tour ohne Turniererfolg und bringt es diesbezüglich nunmehr auf über 30 Millionen Dollar Karrierepreisgeld, nachdem es gestern wieder nur zu Platz zwei gereicht hat: „Im Geiste habe ich schon eine Menge Turniere auf der PGA Tour gewonnen, es nur noch nicht in die Realität übertragen können.“ Fleetwoods Bilanz des Scheiterns ist fast erschreckend – „CBS“ hat das mal zusammengefasst – und da kann man dann schon mal Trost bei der Familie suchen.

 

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Lydia Ko: Mitgefühl für McIlroy

Unterstützung: Rory McIlroy ist nach seinem Masters-Sieg von der Rolle – und auf Sinnsuche. Oder auf der Suche nach dem nächsten Mount Everest, wie er es nennt, weil der Berg des Karriere-Grand-Slam nun bezwungen ist. Außerdem: „Wenn man ein bestimmtes Ziel über fast anderthalb Jahrzehnte verfolgt hat, darf man sich auch mal ein bisschen Zeit nehmen, um zu entspannen und das Erreichte zu genießen.“ Und vielleicht brauche er eine Art Amnesie, einen Gedächtnisverlust, um zu vergessen, was im April passiert ist, so McIlroy, der anschließend in eine Art Loch fiel und weder bei der PGA Championship noch bei der US Open eine sonderliche Rolle spielte.

Jetzt bekam der Nordire Schützenhilfe von Lydia Ko, die im vergangenen Jahr mit dem Olympiasieg, der Women’s Open und der Aufnahme in die Hall of Fame ähnliches „durchmachte“. „Ich dachte vorher auch darüber nach, dass sich mein Leben verändern müsste und was ich alles tun würde, wenn ich bestimmte Ziele einmal erreicht habe. Und ich bin sicher, dass Rory das Gleiche gedacht hat“, sagte die Neuseeländerin vor der Women’s PGA Championship. „Aber er ist auch danach noch genau derselbe und genauso gut wie vorher. Das muss man erkennen und einfach weiter intensiv an sich und am Spiel arbeiten – wie vorher auch.“ Der Schlüssel liege darin, die Balance zu finden zwischen dem Stolz auf das Erreichte und dem Gefühl einer Leere, weil man das Ersehnte bekommen habe.

Und immerhin wartet ja nächsten Monat in Portrush der nächste Mount Everest. Sagt McIlroy auch selbst: „Wenn ich für eine Open Championship zu Hause den Hintern nicht hochkriege, dann weiß ich echt nicht, was mich sonst noch motivieren könnte.“

 

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DeChambeau auf Promotiontour in Dallas

Eigenwerbung: Am kommenden Wochenende gastiert die LIV Golf League in Dallas, der Heimatstadt von Bryson DeChambeau. Da ist es natürlich Ehrensache, dass der zweifache Majorsieger „sein Turnier“ kräftig promotet. Und BDC wäre nicht BDC, wenn er das nicht auf witzige und ausgefallene Art tun würde – der 31-Jährige ist halt mittlerweile der perfekte Entertainer:

 

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Schneckenplage bei den Damen hält an

Trödeltrupps: Wenn das Spieltempo bei der Women’s PGA Championship so langsam ist, dass man während der Runde in aller Seelenruhe  Autogramme geben kann – hier in der Nelly-Korda-Lydia-Ko-Version:

 

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So nett das anmutet, so ernsthaft ist der Hintergrund: Das dritte Damenmajor war einmal mehr ein Aufreger in Sachen Slow Play, was nicht nur von Korda sehr deutlich angesprochen wurde. So erweist sich das eigentlich sehens- und nachahmenswerte Damengolf einen Bärendienst, und die Major-Veranstalter sind wirklich gefordert, während LPGA und LET bereits die entsprechenden Richtlinien und Sanktionen verschärft haben.

 

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J. J. Spaun drückte die TV-Quote

Underdogs ziehen nicht: Die Finalrunde der 125. US Open mit dem letztlichen Triumph von J. J. Spaun war kein TV-Quoten-Hit. Im Durchschnitt verfolgten 5,4 Millionen Fans den Außenseitererfolg, acht Prozent weniger als beim Showdown zwischen Bryson DeChambeau und Rory McIlroy 2024 in Pinehurst. Womit das Problem benannt ist: Es fehlten die großen Namen im Titelrennen, dazu kam die 90-minütige Regenunterbrechung. Aber immerhin war das Geschehen im Oakmont Country Club das meistgestreamte Golfturnier in der Geschichte von NBC Sports, wo man derzeit mit dem amerikanischen Verband USGA über eine Verlängerung des bis 2026 laufenden TV-Vertrags verhandelt.

Pikanterie am Rande: Spaun ist nach seinem verdienten Höhenflug von Oakmont wieder in der Realitität angekommen und spielte bei der Travelers Championship keine Rolle, was sicherlich dem Major-Kater geschuldet ist, siehe McIlroy. Dennoch war signifikant, dass am Donnerstag im Flight mit Scottie Scheffler elf Schläge zwischen dem 34-jährigen Kalifornier und dem Weltranglistenersten lagen - weil Scheffler das Turnier im TPC River Highlands in Connecticut mit einer knackigen 62er-Runde eröffnete.

Wyndham Clarks seltsame Entschuldigung

Wortreich: Wyndham Clark hat öffentlich Abbitte für seinen Ausraster in der Garderobe des Oakmont Country Club geleistet, wo der US-Open-Champion von 2023 seinen Frust über den verpassten Cut dieser 125. „Offenen Amerikanischen“ an den altehrwürdigen Spinden ausließ. Schade, dass der 31-Jährige die Entschuldigung nicht einfach für sich stehen ließ, sondern mit dem üblichen Sermon über den mediokren Verlauf seiner bisherigen Saison und die anstehenden Perspektiven verwässerte – inklusive der selbst erteilen Absolution: „I’d like to move on“ – also Schwamm drüber, und das gelte doch bitte auch für Oakmont und die USGA. Irgendwie seltsam.

 

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194.259,20 Dollar für Vardons US-Open-Siegerball

Ballaballa: Harry Vardon hat bislang unerreichte sechs Open Championship gewonnen, war Mitglied von „The Great Triumvirat“ der seinerzeit überragend dominierenden englisch Golfer – und der erste Markenbotschafter des Golfsports. 1900 reiste der Profi von Insel Jersey in die USA, um an der sechsten US Open teilzunehmen, aber vor allem, um den Golfsport sowie den von seinem Ausrüster Spalding eigens für ihn entwickelten Guttapercha-Ball namens „Vardon Flyer“ und die Spalding-Schläger auf dem US-Markt zu promoten. Vardon, damals bereits dreifacher Open-Champion, gewann die „Offene Amerikanische“ im Chicago Golf Club. Sein Siegerball wurde anschließen für ihn mit einer entsprechend beschrifteten Plakette versehen und tauchte fast 70 Jahre später in Golfclubs im englischen Hertfordshire auf, wo der 1937 verstorbene Vardon als Pro tätig war. Jetzt wurde dieser besondere „Vardon Flyer“ versteigert und erzielte die Summe von sage und schreibe 194.259,20 Dollar. Das macht Vardons Murmel von 1900 zum teuersten jemals verkauften Golfball.

 

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Justin Rose: Feiner Zwirn statt Golf-Outfit

Sophisticated: Justin Rose hat die Travelers Championship ausgelassen, weil der US-Open-Sieger von 2013, Olympiasieger von 2016 und aktuelle Masters-Zweite in seiner englischen Heimat gesellschaftliche Verpflichtungen hatte. Rose und Ehefrau Kate waren Gäste beim Traditions-Galopprennen in Ascot und sind laut diverser Medienberichte überdies von König Charles III. empfangen worden. Da kann man schon mal den Cutaway auslüften und den Zylinder aufploppen lassen …

 

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Zu faul, sich auf dem Abschlag zu bücken?

Zum Schluss: … einer aus der Abteilung „diverser Pofel“, frei nach Ephraim Kishon. Angesicht des medizinischen Aspekts von Golf als empfehlenswerter moderater Bewegung – einer von vielen Boni – sollte dieses Gerät namens „Tee-up Pro“ ausschließlich per „medical exemption“ mitgeführt werden dürfen. Kann doch nicht sein, dass jemand zu faul ist, sich am Abschlag zu bücken – oder? Im Übrigen stellt sich die Frage, ob der Stecken nicht eventuell die 14-Schläger-Regel sprengt? Ach nee, tut die unsägliche Ballangel ja auch nicht …

 

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