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„Je erfolgreicher ein Ligasystem, desto besser für den Sport“

24. Jan. 2013 von Gastautor in München

Jörg Schlockermann

Jörg Schlockermann, DGV-Sprecher im Interview. (Foto: Golf Post)

Beim Handball gibt es die HBL, beim Eishockey die DEL und die Basketballer haben ihre BBL. Was in verschiedenen Sportarten in Deutschland schon seit vielen Jahren praktiziert wird, soll nun auch dem Golfsport auf die Sprünge helfen. Im Mai geht der Deutsche Golf Verband mit der Deutschen Golf Liga an den Start. Wir haben uns mit Jörg Schlockermann, dem Sprecher des DGV, über den Sinn und die Chancen der Ligareform unterhalten.

Warum reformiert der Deutsche Golfverband das Ligaspielsystem?

Schlockermann: Es ist ein klares Bekenntnis zum Leistungssport Golf und den damit verbundenen Zielen. Ab 2016 in Brasilien gehört Golf wieder zu den olympischen Sportarten. In diesem Zusammenhang hat der DGV mit der Vision Gold klar definiert, mittel und langfristig Medaillen gewinnen zu wollen. Ein erster wichtiger Schritt die Wettkampfstrukturen dahingehend zu optimieren, ist die Deutsche Golf Liga.

Was waren denn die Schwachstellen des bisherigen Systems?

Schlockermann: Bisher spielte häufig die Tagesform eine entscheidende Rolle, wenn es um die deutsche Meisterschaft an einem Spieltag ging.  Durch das neue System mit mehreren Spieltagen wird der Titel deutlich aufgewertet. In den vergangenen  Jahren sind die deutschen Spitzenspieler nur selten auf dem Platz im Wettkampf unmittelbar aufeinander getroffen. In Zukunft werden sich die Spieler viel häufiger auf höchstem Niveau messen. Dadurch werden individuelles Niveau und Wettkampfhärte verbessert - was am Ende auch zu mehr deutsche Golfer auf die unterschiedlichen Tourevents führen soll.

Und was ist der grundlegende Unterschied zum jetzigen Mannschaftsgolf?

Schlockermann: Mit den neuen Ligasystem passt sich der Deutsche Golf Verband den anderen olympischen Spitzenverbänden an. In den allermeisten Fällen werden Meisterschaften eben über eine Liga mit mehreren Spieltagen und einer laufend aktualisierten Tabelle abgebildet. Am Ende gewinnt die Mannschaft die über eine ganze Saison die beste Leistung abliefert...

…und das macht den Golfsport auch für die Öffentlichkeit transparenter.

Schlockermann: Richtig. Für Nichtgolfer ist die schnelle Verständlichkeit der DGL durch die Tabellendarstellung sicherlich ab sofort einfacher und klarer.  Vor allem die regionalen Medien werden ihre Berichterstattung allein durch die Erhöhung der Spieltage intensivieren.

Aber wie durchlässig ist das neue System denn für Breitensportler?

Schlockermann: Da sich im Golfsport die Leistungsstärke sehr exakt individuell bestimmen lässt, steht es jedem Breitensportler offen, die erforderlichen Kriterien zu erfüllen, sich für die Ligamannschaft seines Clubs zu qualifizieren. Die DGL ist aber natürlich kein Breitensportangebot für Jedermann, sondern ganz klar sport- und in den oberen Klassen leistungssportorientiert.

Ziel ist ja auch, die Popularität zu steigern. Welche Wege geht man beim DGV, um mit der Liga den Sport besser vermarkten zu können?

Schlockermann: Die DGL bietet vor allem auf regionaler Ebene viele neue Möglichkeiten der Vermarktung. Der DGV unterstützt die Clubs in den Bereichen Marketing und Kommunikation. Vorrangiges Ziel ist aber die optimale Förderung der besten deutschen Amateurgolfer und damit mittel- und langfristig eine Verbesserung des Leistungsniveaus des deutschen Spitzengolfs. Die daraus resultierenden größeren internationalen Erfolge führen dann zu einer erhöhten Medienpräsenz des Golfsports und über diesen Weg zu einer größeren Akzeptanz und Nachahmungseffekten vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

So vielversprechend das für den Golfsport klingt, gibt es seitens der Aktiven aber auch Kritik am neuen Ligasystem. Sie befürchten vor allem organisatorisch und finanziell große Herausforderungen. Können Sie diese Sorgen nachvollziehen?

Schlockermann: Jede große Neuerung sorgt natürlich auch immer für kontroverse Diskussionen. Jeder kann sich vorstellen, dass es bei einer so großen Anzahl von Mitgliedern immer nur ein möglichst optimaler Kompromiss sein kann, der am Ende einer Entscheidung zu Grunde liegt. Selbstverständlich ist es anspruchsvoll, für die vielen Spiele und Wettkämpfe ausreichend Spieler und Helfer zu akquirieren. Für jeden Fußballer, Schwimmer oder Basketballer, der in einer Mannschaft spielt, ist es aber selbstverständlich, seiner Mannschaft am Wochenende für Wettkämpfe zur Verfügung zu stehen. An jedem Wochenende sind deutschlandweit tausende Sportler und Fans unterwegs, um für ihre Teams anzutreten und sie zu unterstützen. Es ist in diesem Zusammenhang übrigens auch erlaubt, Rückschlüsse zu ziehen: Je erfolgreicher ein Ligasystem funktioniert, umso erfolgreicher ist die entsprechende Sportart auch im internationalen Vergleich.

Das Gespräch führte Stephan Schöttl.

Die Meinungen zur Deutschen Golf Liga gehen auseinander. Einige Spieler stehen dem neuen Konzept kritisch gegenüber >>


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