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WGC-Bühne Concession: Sinnbild für Sportsgeist und Fairness im Ryder Cup

25. Feb. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Tony Jacklin und Jack Nicklaus bei Ryder Cup 2016. (Foto: Getty)

Tony Jacklin und Jack Nicklaus bei Ryder Cup 2016. (Foto: Getty)

Die Golfchronisten schreiben den 20. September 1969, auf dem 18. Grün von Royal Birkdale stehen sich der Engländer Tony Jacklin und der Amerikaner Jack Nicklaus gegenüber. Gespielt wird das letzte Einzel der „18th Ryder Cup Matches“, wie der Kontinentalwettbewerb offiziell heißt; beide Teams haben 15,5 Punkte. Die finalen Kontrahenten sind ebenfalls all square, nachdem Jacklin – immerhin amtierender Champion Golfer of the Year – zuvor auf Loch 17 einen langen Eagle-Putt versenkt hat.

60 knifflige Zentimeter bis zum Loch

Nicklaus ist 29, bereits siebenfacher Majorchampion und dennoch Ryder-Cup-Rookie. Er locht seinen Putt aus 1,2 Metern zum Par, hebt anschließend Jacklins Ballmarker auf und schenkt dem vier Jahre Jüngeren den Putt zum Gleichstand, wiewohl die 60 Zentimeter zum Loch durchaus knifflig und beileibe keine Selbstverständlichkeit sind. „Ich glaube nicht, dass Du den Putt verpasst hättest“, sagt Nicklaus. „Aber ich wollte Dir gar nicht erst die Möglichkeit dazu geben.“

Das Match ist halbiert, der Ryder Cup endet 16:16, und obwohl die Amerikaner als Titelverteidiger den kleinen goldenen Henkelmann behalten dürfen, schäumt ihr Kapitän Sam Snead ob des verpassten Siegs vor Wut. Nicklaus‘ Zugeständnis, englisch „Concession“, indes gilt seither als eine der berühmtesten Gesten von Fairness und Sportsgeist aller Zeiten.

Geste der Versöhnlichkeit

Doch warum verzichtete der „Goldene Bär“ darauf, seinen Rivalen putten zu lassen, das Par und damit den Ausgleich womöglich zu verpassen? Es war ein Akt von Versöhnlichkeit, Nicklaus zeigte Anstand und Haltung. Denn dieser Ryder Cup auf der Open-Championship-Bühne am Rand der englischen Küstenstadt Southport fand in vergifteter Atmosphäre statt, war gekennzeichnet von Animositäten und Aggressionen.

Die Briten, damals noch allein am Start, allerdings inoffiziell längst im Notfall durch Iren und Nordiren verstärkt, verweigerten dem Gegner die Mithilfe bei der Ballsuche im Rough. Das US-Team wiederum übte sich in allerlei Nickeligkeiten und Störungen. Zwischendrin mussten die Kapitäne Snead und Eric Brown gar einige Hitzköpfe handgreiflich davon abhalten, sich in die Haare zu geraten.

Unentschieden im Ryder Cup, Sieg für den Sport

Derartige Unfairness war Nicklaus gründlich zuwider, sein Gegenüber Jacklin galt gleichermaßen als Ehrenmann. Und als der Spielstand die Gelegenheit bot, ergriff Nicklaus sie beim Schopf: Allüren der Sieger und Schmach der Verlierer sollten nicht weiteres Öl ins Feuer gießen. So gab‘s am Ende das erste Unentschieden in der bisherigen Historie des Duells zwischen alter und neuer Golfwelt, gewonnen hat dafür der Sport.

Das wäre schon genug an großer Golfgeschichte. Doch „The Concession“ hat eine Fortsetzung. Nicht nur, dass sich Nicklaus und Jacklin, der 1970 noch die US Open gewann, seither in tiefer Freundschaft verbunden sind. Die beiden Heroen, die 1983 und 1987 als Ryder-Cup-Kapitäne nochmals aufeinander trafen, konzipierten viele Jahre später überdies gemeinsam einen Platz in Florida, der als Sinnbild für den „Spirit of the Game“ an jenen besonderen und bedeutsamen Tag erinnern soll: The Concession Golf Club ist diese Woche Schauplatz der aus Mexiko verlegten WGC – Workday Championship.

Statt im Club de Golf Chapultepec trifft sich die Profi-Elite auf der privaten 465-Hektar-Anlage in Bradenton nahe Tampa, wo das gesamte Vereinsheim laut Tony Jacklins Wunsch eine Hommage an denRyder Cup und die Werte des Golfsports ist. 2006 konzipierten er und Nicklaus einen Parcours, an dessen Fairway-Rändern die sonst vielfach übliche Hausbebauung fehlt und auf dem Turnierbedingungen der Standard sind.

So wie es Jacklin wollte, der – heute 76 Jahre alt – selbst längst in Bradenton lebt, als er sich mit Nicklaus darüber verständigte, „einen der schwierigsten Kurse der Welt“ zu entwerfen. Ihr anspruchsvolles Werk gehört definitiv zur Crème de la Crème des an Top-Golfplätzen wahrlich nicht armen „Sunshine State“ und erlebt heuer erstmals ein Gastspiel des Tour-Zirkus.

DeChambeau Uni-Champion auf „The Concession“

Besonders hervorzuheben sind die erhöhten Grüns mit heftigen Konturen und strammen Abrisskanten zwischen den einzelnen Plateaus sowie steilen Abhängen an den Rändern. Sie erinnern an Augusta National und wollen gut getroffen sein. Wenngleich der 6.834 Meter lange Platz sich im Lauf der Jahre etwas entschärft hat: Ein Biest, „das dir schnell den Schneid abkauft“ (Bradenton-Resident Paul Azinger), ist er bis heute. Das Course Rating von 76,6 und der Slope von 155 für das Par-72-Layout sprechen für sich.


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2015 holte sich ein gewisser Bryson DeChambeau in „The Concession“ die amerikanische NCAA-Universitätsmeisterschaft. Er gewann damals mit acht Schlägen unter Par (280). Mal sehen, was der „Hulk mit dem Holz“ und die anderen 75 Professionals auf dem „Zugeständnis“ zustande bringen, das gegen die Longhitter um etliche Meter verlängert wurde. Ach, übrigens: Der 2019 eröffnete 9-Loch-Kurzplatz heißt „The Gimme“ – wie auch sonst …


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