Panorama

Wenn das Golfbag zur echten Traglast oder „Zugnummer“ wird

29. Apr. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Neben Schlägern enthält ein Golfbag noch viel mehr. Doch was genau eigentlich? (Foto: Getty)

Neben Schlägern enthält ein Golfbag noch viel mehr. Doch was genau eigentlich? (Foto: Getty)

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Es gibt diese Rubrik, allerorten in den Golfmedien, die den Professionals aufs Equipment guckt: Gemeinhin „WitB“ genannt, „What‘s in the Bag“, „Was ist in der Tasche“. Das ist eine hübsche Materialschau, gleichwohl für die meisten von uns so nützlich wie ein Eisen eins. Weil wir, selbst wenn sie erhältlich wären, diese maßgemachten Schlaginstrumente kaum oder gar nicht spielen können. Hilfreicher wäre da schon der Blick in die Seitentaschen, als Inspiration quasi für das, was uns gegen die Unwägbarkeiten einer Golfrunde wappnet. Das Pflichtinventar ist klar, maximal 14 Schläger, Bälle, Tees, Reservehandschuhe, die Pitchgabel nicht zu vergessen! Dazu ausreichender Getränkevorrat und energiespendende Snacks. Und dann? Viel nützliches und allerhand unsinniges fördert man da zu Tage, schau‘n wir mal genauer hin!

23 Bleistifte im Kuschelmodus

Sonnencreme, selbst an bewölkten Sommertagen, und Insektenschutzmittel sind immer gut, ebenso Blasen- und anderes Pflaster, überhaupt eine kleine Notfallapotheke. Doch was hat es mit den 23 Bleistiften auf sich, die da auf dem Grund des Seitenfachs miteinander kuscheln, die meisten nicht mal mehr spitz? 37 Ballmarker jedweder Provenienz, davon mindestens 14 mit Druckknopf, die an den Handschuhen der vergangenen fünf Jahre fehlen, sowieso fischt unsereins immer nach dem Eurostück in der Hosentasche. Und Scorekarten der jüngsten acht bis elf Runden, samt oller Greenfee-Tags und in jungfräulichem Zustand, weil man die Ergebnisse eh direkt ins Handy tippt.

Dass ein Golfbag manchmal zum „schwarzen Loch“ mutiert und nach einer Saison mit überraschenden Funden verblüffen kann, wurde schon an anderer Stelle thematisiert. Es ist jedoch nicht minder skurril, was manche Golfer im Aktivmodus so alles dabei haben, den Chauvis unter uns fällt hier möglicherweise als Äquivalent die Handtasche der Herzdame ein.

Wie Bleiplatten im Sattel

Zu den lässlichen „Sünden“ gehört das Mitführen des kompletten Regenanzugs, obwohl die Wetter-App auf Tage hinaus Sonnenschein verheißt. Das ist dank moderner Materialien allenfalls Volumen, kaum Übergewicht, und begründet sich vermutlich mit dem mangelnden Urvertrauen in die Zuverlässigkeit von Wetterberichten.

Auf der Galopprennbahn schiebt der sogenannte „Handicapper“ den favorisierten Pferden zur Herstellung von Chancengleichheit Bleiplatten in spezielle Satteltaschen. Wir Golfer haben zwar die Spielvorgabe als rechnerischen Ausgleich, allerdings packt man gern noch physisch was drauf, um die 18-Loch-Runde auch in Sachen Bag zur echten Traglast oder „Zugnummer“ mit dem Trolley werden zu lassen.

Wie jener Sportkamerad, der seinen Flüssigkeitsbedarf unbeirrt aus zwei (!) Glasflaschen deckt. In punkto Recycling politisch äußerst korrekt und daher fraglos lobenswert: Macht das Bag aber einfach nur sauschwer. Anderthalb Kilo wiegt so ‘ne volle Pulle, vom ständigen Klirren ganz zu schweigen. Besagter Mitgolfer benutzt allerdings auch biologisch abbaubare Tees aus Maisstärke, sehr zu empfehlen.

Schweizer Messer für den „MacGyver“ in uns

Was geht sonst ab im Bag? Die Golfregeln natürlich. 2016er Ausgabe. Die von 2012 sind freilich ebenfalls noch drin, zerfleddert und voller Eselsohren, schierer Ballast. Zwei zerknüllte Kappen, falls die aktuelle vom Winde verweht wird, na sicher… Dafür kriegt der durchgescheuerte Fingerling vom letzten Mal eine Ehrenrunde! Ersatzsocken? Warum nicht! Indes: Das Bündel Wintertees, Gummikegel am Band, kann raus. Ebenso der schwarze Winterhandschuh, der sich im Taschendunkel unsichtbar machen will. Das Schweizer Messer darf bleiben, wer weiß, vielleicht müssen wir ja irgendwie, irgendwo, irgendwann den „MacGyver“ in uns aktivieren. Die „Sharpies“, vier Stück, Rot, Grün, Blau, Schwarz? Einer, um den Ball zu bemalen, drei für eventuelle Autogramme nach der Runde? Der Nutzen von Feuchttüchern hingegen soll hier nicht näher erörtert werden, und der Flachmann mit dem hochprozentigen Stimmungsunterstützer gehört ohnehin zu den individuellen „Nice to Haves“.

Der Autor bekennt übrigens, stets eine hartborstige Schuhbürste mit Kratzsporn für die Spikes im Taschenbestand zu haben. Dazu meist derart viele Bälle, dass es einer Driving Range zur Ehre gereichen würde. Nicht selten braucht er die auch… Und Sie so? Was schleppen Sie an unabdingbarem oder überflüssigem Zeug im Bag mit sich rum?

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