Back Nine

Vom Saulus zum Paulus: Zweifler Rory McIlroy ist nun „bekehrter“ Olympionike

02. Aug. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Rory McIlroy, der "bekehrte" Olympionike. (Foto: Getty)

Rory McIlroy, der "bekehrte" Olympionike. (Foto: Getty)

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Menschliche Größe: Als dieses olympische Turnier der Spiele von Tokio mit einem denkwürdigen Stechen um Bronze und der Ehrung der Medaillengewinner zu Ende gegangen war, da wäre Rory McIlroy „am liebsten noch eine Woche“ geblieben. „Ich habe noch nie in meinem Leben so hart darum gekämpft, Dritter zu werden“, bekannte der vierfache Majorsieger. „Es ist ziemlich enttäuschend, hier ohne ,Hardware’ wieder abreisen zu müssen.“ Moooment! Ist das jener Rory McIlroy, der zuvor noch bekannt hatte, keine patriotischen Gefühle zu empfinden, mit Olympia nichts am Hut zu haben und den Trip nach Japan bloß als weitere Möglichkeit zu sehen, unter Wettkampfbedingungen an seinem Spiel zu feilen?

Allerdings, genau jener McIlroy lieferte nun ein weiteres Beispiel seines integren Charakters, indem er diese Bemerkungen bedauerte und sich öffentlich revidierte: „Sie waren wahrscheinlich unwissend und impulsiv. Das Erlebnis hier, nicht nur das Golfturnier, sondern die Spiele insgesamt, diese Art von olympischem Geist hat mich definitiv gepackt. Die Zeit mit Shane [Lowry] und den anderen Jungs war eine Art Rückfall in die guten alten Tage, als wir noch nicht um Geld gespielt haben“, gestand McIlroy, der offenkundig vom Olympia-Saulus zum Paulus im Zeichen der fünf Ringe avancierte und sich während der Tage von Tokio überdies als Dressur-Fan outete. „Ich bin froh, eines Besseren belehrt worden zu sein – und jetzt noch entschlossener, mich für Paris in drei Jahren zu qualifizieren.“


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Golf Digest (@golfdigest)

Vielleicht schafft es Irlands Olympisches Komitee bis dahin ja auch, der olympischen Teambekleidung des Nordiren eine passende Kopfbedeckung beizulegen. „Ich habe halt einen Erbsenkopf, die Kappen sind mir alle viel zu groß und müssten wohl maßgemacht sein“, verriet McIlroy, der barhäuptig zu Werke ging.


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von We Love Golf (@golflover2461)

Rory Sabbatinis schwieriger Weg zum Silber

Trauma und Triumph: „Am Ende des Tages“ – selten ist diese Floskel so treffend wie im Fall von Silbermedaillengewinner Rory Sabbatini. Denn zu Beginn des olympischen Sonntags deutete rein gar nichts auf die Entwicklung hin, die der gebürtige Südafrikaner und „eingeheiratete“ Slovake mit Ehefrau Martina Stofanikova an der Tasche im Kasumigaseki Country Club nehmen sollte. Ganz im Gegenteil. Sabbatini schlug sieben Flights vor und mit sieben Schlägen hinter „Gold-Junge“ Xander Schauffele ab und hatte da schon ein traumatisches Erlebnis hinter sich. „Ich habe beim Warmspielen nichts getroffen,“ erzählte der 45-Jährige, „Schlägerblatt und Ball wollten irgendwie überhaupt nicht richtig zusammenfinden.“

Es war so schlimm und frustrierend, dass Sabbatini sein Warm-up abbrach und die Driving Range vorzeitig verließ. Einige Stunden später hatte er die 61er-Fabelrunde auf der Scorekarte, trotz zweier Bogeys, und „am Ende des Tages“ dann die Silbermedaille um den Hals. Zwischendurch musste der sechsfache PGA-Tour-Gewinner sogar sein Bag eine Weile selbst tragen, weil seiner Frau die Hitze zu sehr zusetzte. Das Geheimnis des Erfolgs: „Ich hatte durch den Rückstand und nach dem schlechtesten Warm-up meines Lebens so wenig Erwartungen, dass ich einfach drauf los und aggressives Golf gespielt habe – so wie früher als Zwanzigjähriger.“ Dabei war Sabbatini der Älteste im Feld der 60 Golf-Olympioniken.

Goldene Momente im Bus

Gold-Golfer: Der Olympiasieger Xander Schauffele und sein Team feiern den Triumph von Tokio im Bus – Bilder sagen halt oft mehr als tausend Worte. Und ein bisschen Silber(blech) ist auch im Spiel:


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von GOLF.com // GOLF Magazine (@golf_com)

„Das coolste Ding, an dem ich teilhaben durfte“

Oden auf Olympia: Für die Golfherren sind die Spiele vorbei und allseits richtet sich schon der Blick auf Paris 2024 – ein ziemlich untrügliches Zeichen, dass auch millionenschwere Profis für den olympischen Geist empfänglich sind, so sehr dieser zwischen Kommerz und Proporz abhanden gekommen zu sein scheint. Von Rory McIlroy und Xander Schauffele war schon die Rede, und auch andere singen nach dem Turnier von Tokio das Loblied auf die fünf Ringe. „Die wahre Bedeutung wird einen vermutlich erst treffen, wenn es wirklich vorbei ist“, erklärte beispielsweise Collin Morikawa. „Vergessen wir mal die Frage, ob Olympia deine Karriere verändert: Es verändert vor allem dich!“

Für Justin Thomas war das olympische Turnier „das coolste Ding, an dem ich bisher teilnehmen durfte“: „Ryder Cup und Presidents Cup sind klasse, aber das hier ist nochmal ganz was anderes.“ Paul Casey wiederum sprach vom Gefühl, sich bei Olympia tatsächlich als „globaler Athlet“ zu fühlen: „Was für eine unglaubliche Ehre, die Chance auf den Gewinn einer Goldmedaille zu haben. Diese Gelegenheit hat man – im Gegensatz zu den Majors – vielleicht nur einmal im Leben.“ Der Engländer war vom Erlebnis olympisches Dorf („Einfach großartig, nicht besser vorstellbar“) trotz aller Corona-Einschränkungen derart begeistert, dass er so lange auf Viktor Hovland einredete, bis der junge Norweger ebenfalls im Athleten-Village Quartier nahm.


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Golf Digest (@golfdigest)

Einen interessanten Punkt legte Morikawa nach. „Hier bist du Teil einer Mannschaft, der Golfmannschaft deines Landes für Olympia. Andererseits spielt dann doch wieder jeder für sich um die Medaillen. Das ist seltsam.“ Und gießt neues Öl ins Feuer der schwelenden Diskussion ums Format des olympischen Turniers. Nicht wenige fordern einen Teamwettbewerb und Matchplay – das Für und Wider ist beachtlich. Immerhin haben alle den Team-Spirit irgendwie gespürt. „Fürs Leaderboard sind wir zwar Gegner, aber es war toll, mit einem Landsmann gemeinsam die Einspielrunden zu absolvieren und sich zusammen auf den Wettbewerb vorzubereiten“, sagte Shane Lowry. Er und Rory McIlroy analysierten den Kurs gemeinsam, saßen nach dem Training zusammen beim Essen und fuhren sogar gemeinsam zum Platz.

Südafrikanerin verpasst Olympia wegen falschen Tests

Fehlalarm: Manche wollten nicht zu den Olympischen Spielen, viele konnten sich nicht qualifizieren, einige wurden in Tokio bekehrt – siehe Rory McIlroy. Und dann ist da noch der Fall der Südafrikanerin Paula Reto, die nach zwei Absagen bereits ihren Startplatz für das am Mittwoch beginnende Damenturnier sicher hatte. Doch dann schlug der „Test-Teufel“ zu: Während der Evian Championship schlug die Covid-19-Analyse an, obwohl Reto im März bereits Corona hatte und zudem zweifach geimpft ist – sie musste das Major aufgeben, das ihr auch die Mitgliedschaft auf der LPGA Tour bewahren sollte, und den Start bei den Spielen absagen. Und dann kam das dicke Ende: Vier weitere Tests in der Folge ergaben allesamt keinen Befund. Wegen eines einzigen auffälligen Ergebnisses hatte Reto zwei Karriere-Höhepunkte sausen lassen müssen – „das kann doch wohl nicht wahr sein“, lautete ihr erster fassungsloser Kommentar. Apropos: Was macht eigentlich Jon Rahm gerade?

Touren rücken vom Saudi International ab

Kehrtwende: Drei Jahre lange gehörte das Saudi International zum Turnierkalender der European Tour und lockte mit saftigen Antrittsgeldern auch Stars wie den zweimaligen Sieger Dustin Johnson, Brooks Koepka oder Bryson DeChambeau auf den Platz in der King Abdullah Economic City. Damit scheint jetzt Schluss zu sein. Die PGA Tour verweigert ihren Mitgliedern wohl fortan die Erlaubnis zur Teilnahme am Event der umstrittenen Monarchie am Persischen Golf, und die europäischen Kollegen wollen den Wettbewerb im Royal Greens Golf and Country Club dem Vernehmen nach ebenfalls aus der Liste sanktionierter Turniere streichen. Ein Vertreter der PGA Tour erklärte gegenüber „Golfweek“: „Dies folgt einer langjährigen Richtlinie der PGA Tour, ihren Mitgliedern keine Freigaben für nicht genehmigte Veranstaltungen zu gewähren.“ Damit schieben die beiden Touren dem „Sports Washing“ der Saudis einen Riegel vor und „revanchieren“ sich letztlich auch für den Versuch, mit der von Saudi Arabien finanzierten Premier Golf League die bestehenden Strukturen im Profi-Golf zu attackieren. Das Imperium schlägt zurück.

Greg Norman verwirklicht sich mit Golfplatz

„Logo-Ware“: Bei einem, der Dutzend von Plätze konzipiert und damit Zig-Millionen-Dollar verdient hat, zudem wahrlich nicht unter einem mangelhaft ausgeprägten Ego leidet, ist die Überschrift dieser News eigentlich eine „Unnachricht“. Doch bei diesem Projekt hat „The Great White Shark“, Normans Spitzname und Markenzeichen der zahlreichen Unternehmungen des 66-jährigen Australiers sich was ganz besonderes vorgenommen. In Port Lincoln an der Südküste von Down Under setzt Norman mit seiner Designfirma eine vor Jahren aufgegebenen Golfplatzentwicklung samt Wohnbebauung fort und will sich dabei womöglich eine Art Landschaftsdenkmal setzen. Auf einer frühen Entwurfsgestaltung des Masterplans ist zu sehen, dass der innere Teil des Geländes tatsächlich in der Form eines Hais gestaltet ist.

Ob dieser besondere „Greg Norman Signature Golf Course“ tatsächlich realisiert wird, bleibt abzuwarten. Projektentwickler Dan Lukin Jr. jedenfalls schwört Stein und Bein drauf. Publicityträchtig ist’s allemal, und am entsprechenden Selbstbewusstsein mangelt es Norman ohnehin nicht.

Whistling Straits macht sich bereit für den Ryder Cup

Perspektive: Nach dem Großereignis ist vor dem nächsten Höhepunkt – jedenfalls bei den Golfherren. Während die weibliche Weltelite im Kasumigaseki Country Club erst noch um olympisches Edelmetall spielt, richtet sich der Blick von „Goldjunge“ Xander Schauffele und Co. schon auf das finale Highlight des Golfjahrs 2021, den Ryder Cup in Whistling Straits/Wisconsin, wo die US-Equipe der europäischen Auswahl den in Paris an Thomas Bjørns Riege verlorenen goldenen Henkelmann wieder entreißen will. Die Bühne dafür nimmt allmählich Form an, der Straits-Kurs des Resorts am Lake Michigan präsentiert sich bereits in Erwartung des großen Events:

Wenn der Slice zum Zielschlag wird

Zum Schluss: 90 Prozent aller Golfer sind geborene Slicer, sagt die Statistik – die Banane nach rechts hat sozusagen genetisch komplett überhand. Aber wie heißt es so schön: Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann mach einfach Limonade draus. Und was Trickgolferin Tania Tare hier zeigt, beweist eindeutig, dass ein Slice nur der Fade eines Könners ist und sehr zielführend sein kann:


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von We Love Golf (@golflover2461)

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen
Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Feedback