Golfreisen

Viel Tradition und Stil im sonnendurchfluteten Oberengadin

12. Okt. 2020 von Jürgen Linnenbürger in Köln, Deutschland

Viel Tradition und Stil im sonnendurchfluteten Oberengadin (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Viel Tradition und Stil im sonnendurchfluteten Oberengadin (Foto: Jürgen Linnenbürger)

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Einfach nur schön

Ich sitze entspannt auf der Terrasse der ‚Grande Dame‘ in Pontresina, so wie das ‚Grand Hotel Kronenhof‘ auch genannt wird. Hier, in einer Höhe von 1.805 m, genieße ich die warmen September-Sonnenstrahlen, die christallklare Luft und die atemberaubenden Ausblicke auf das vor mir liegenden Tal des Oberengadins mit seinen majestätischen Bergen. Das Rauschen des unter mir vorbei fließenden, stahlblauen Flazbachs komplettiert die Bilderbuch-Kulisse.

Foto Jürgen Linnenbürger: Der 'König der Alpen‘ wacht hoch oben auf der Seilbahnstation 'Alp Languard'

Foto Jürgen Linnenbürger: Der 'König der Alpen‘ wacht hoch oben auf der Seilbahnstation 'Alp Languard'

Das ursprüngliche, wildromantische Bergsteigerdorf liegt geschützt in einem Seitental nah am Bernina Massiv mit seinen zwei bekannten Gipfeln, dem Piz Palü und dem Piz Bernina, der mit 4.049 m der höchste Berg der Ostalpen ist.  Der Ort befindet sich nur 10 Minuten entfernt von dem mondänen St. Moritz, das wohl nur wenigen als der Geburtsort des Golfens in der Schweiz bekannt ist.

Neun Loch vom Allerfeinsten

Ich lasse noch einmal die neun gespielten Löcher auf dem Golfplatz Revue passieren, der für mich der aussergewöhnlichste Par 3-Platz ist, den ich kenne.  

Der ‚Executive Kulm Golf St. Moritz‘ beeindruckt gleich in vielerlei Hinsicht. Mit einer Höhe von 1.860 m zählt er zu den höchstgelegenen in Europa. Bereits 1891 entsteht für die größtenteils englischen Gäste des ‚Kulm Hotels St. Moritz’ die erste Golfanlage in der Schweiz. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wird der Platz geschlossen. In 2000 nimmt sich der St. Moritzer Golfplatz-Architekt Mario Verdieri dessen Neugestaltung an. Ein Jahr später wird der Platz wieder eröffnet.

Lage, Lage, Lage

Dieser Begriff aus dem Immobilienbereich trifft voll und ganz auf den Platz zu. Hoch über dem St. Moritzer See präsentiert sich eine Golfanlage, die optisch ein Traum ist und spielerisch von ihrem neuseeländischen Head Greenkeeper als ‚tricky‘ bezeichnet wird. Der Blick auf den blaugrünen See und das dahinter liegende Bergmassiv erhält von mir die Höchststufe meines Wow-Faktors.

Foto Grand Hotel Kronenhof: 'Executive Kulm Golf St. Moritz' vor dem St. Moritzer See

Foto Grand Hotel Kronenhof: 'Executive Kulm Golf St. Moritz' vor dem St. Moritzer See

Wir spielen den Platz an einem Sonntagmorgen. Die Sonne scheint von dem strahlend blauen Himmel und die Ruhe ist auffällig. Einzig das Läuten der Glocken des naheliegenden Kirchturms unterbricht die Stille. Hier scheint die Welt in Ordnung zu sein. 

Mit einer freundlichen Begrüßung erhalten wir unsere Score-Karte. Eine Greenfee brauchen wir nicht zu lösen, denn Gäste des ‚Kronenhofs‘ spielen den Platz kostenfrei. Der ‚Kronenhof‘ ist ein Schwesterhotel des legendären ‚Kulm Hotels‘ in St. Moritz, zu dem der Platz gehört. Ich muss etwas schmunzeln, denn ich hätte alles andere als einen zwar farbig einseitig bedruckten, doch ansonsten minimalistisch gestaltelten Karton erwartet. Ich frage mich, ob dies ein Ausruck Schweizer Understatements ist. 

  

Vier Schläger reichen aus

Die Driving Range und das Übungsgrün wird nur von wenigen Gästen benutzt. Beide liegen vom ersten Abschlag etwas entfernt. Das erhebliche Auf- und Ab dorthin scheint abzuschrecken, obwohl sich die Abschläge an einem geschichtsträchtigen Ort befinden. Sie liegen auf dem Gelände des ehemaligen Stadions, in dem 1928 die ersten Olympischen Winterspiele und 1948 die ersten nach dem Zweiten Weltkrieg stattfinden.

Foto Jürgen Linnenbürger: Driving Range des 'Executive Kulm Golf' auf dem Gelände des ehemaligen Olympia-Stadions

Foto Jürgen Linnenbürger: Driving Range des 'Executive Kulm Golf' auf dem Gelände des ehemaligen Olympia-Stadions

Die neun Loch verfügen über gelbe und rote Abschläge, die von Matten zu spielen sind. Die Längen der Löcher variieren zwischen 80 und 135 m. Doch diese Größenangaben sind wenig hilfreich, denn es geht an den meisten Bahnen steil bergauf oder bergab. Dies macht die Schlägerwahl bei der ersten Runde zu einem reinen Glücksspiel. 

Ich entscheide mich dafür, lediglich vier Schläger mitzunehmen. Wie sich herausstellt, reichen diese völlig aus. Schon am ersten Abschlag geht die Lotterie los: 115 m bergauf in ein nicht einsehbares Grün. Ich bleibe mit meiner Acht zu kurz, doch den Pitch kann ich neben die Fahne setzen.

Foto Jürgen Linnenbürger: Grün des ersten Lochs mit Blick auf den schiefen Turm der abgebrochenen St. Mauritius Kirche

Foto Jürgen Linnenbürger: Grün des ersten Lochs mit Blick auf den schiefen Turm der abgebrochenen St. Mauritius Kirche

Unverhofft kommt oft

Die Distanzen zwischen Grüns und den meisten Tee Boxen sind Katzensprünge. So auch die bis zur Zwei. Bei dem Abschlag ist nicht nur eine Straße zu überwinden, sondern auch ein Original-Vierer-Bob. Der Grund hierfür liegt gleich nebenan.

Foto Jürgen Linnenbürger: Loch Zwei des 'Executive Kulm Golf‘ mit Vierer-Bob

Foto Jürgen Linnenbürger: Loch Zwei des 'Executive Kulm Golf‘ mit Vierer-Bob

Hier befinden sich die Starter-Gebäude des ‚Olympia Bob Run St. Moritz - Celerina’. Von der weltweit einzigen, 1904 eröffneten Natureisbahn, ist jetzt im September noch nichts zu sehen, denn diese wird erst wieder im Winter aus reinem Schnee und Eis präpariert.

Die Headline einer Infotafel über den Streckenverlauf ist Programm: ‚Dracula‘ lässt den Horror erahnen, der hier für die Fahrer beginnt, die mit 135 km/h durch die Kurven fliegen. Direkt daneben befindet sich die Gunter Sachs Lodge, nach dem auch im späteren Verlauf der Bahn noch eine Kurve benannt ist.

Nach einem kurzen Anstieg öffent sich eine wunderschöne Aussicht auf die nächsten vier Löcher vor einer abermals imposanten Bergkulisse. Der bisherige Höhepunkt ist die steil abfallende Fünf mit einer Länge von 120 m. Mein Abschlag steigt zunächst hoch in den blauen Himmel, segelt dann ohne enden zu wollen senkrecht in die Tiefe und landet kurz vor der Fahne - ein großartiges Gefühl. 

Foto Jürgen Linnenbürger: Abschlag vom fünften Tee in die Tiefe

Foto Jürgen Linnenbürger: Abschlag vom fünften Tee in die Tiefe

Die nächsten drei Löcher verlaufen gerade und eben durch den dichten Arven-Wald. Sie sind relativ eng. Die Sieben ist mit 135 m das längste Loch. Auch dieser Abschlag erfordert höchste Konzentration.

Hier und auf der Acht kommt noch einmal die Bobbahn ins Spiel, wenn auch nicht auf unserer Runde. Der halbrund verlaufende Hügel vor dem Bunker an der Acht lässt erahnen, wie es hier im Winter aussieht. Ein Animationsfilm im Hotel zeigt, wie die Bobs in dieser Kurve über den Platz hinwegdonnern. Adrenalin-Junkies können dieses Abenteuer auf der ersten Bobbahn der Welt zu einem Preis ab CHF 269,— buchen.

Danach verlassen wir den Wald und genießen den Weg am ehemaligen Stadion vorbei zum Abschlag der Neun. Sie hat Hcp ‚Eins‘ und ist 120 m steil bergauf blind ins Grün zu spielen. ‚Einfach rechts vom schiefen Turm zielen‘, lautet die Empfehlung eines Zaungastes. Der Turm der St. Mauritiuskirche in St. Moritz übertrifft mit einer Neigung von 5,5 Grad sogar die des weltberühmten schiefen Turms von Pisa. 

Nach dem geschafften Aufstieg fehlt uns zwar die Luft, doch der Ball liegt auf dem Grün. Wir schließen die Runde mit einem Par ab und sind äußerst happy. Wir hätten nicht gedacht, dass uns ein Par 3-Platz so viel Freude bereiten kann. Die sensationellen Aussichten, die abwechslungsreichen Bahnen und der historische Ort ziehen uns in ihren Bann. Obwohl die Grüns aerifiziert sind, ist deren Zustand ebenso ausgezeichnet wie der der Bunker und der Fairways, die jedoch praktisch nicht ins Spiel kommen. 

Mehr als 170 Jahre Hotel-Tradition

Genauso wohl fühlen wir uns in dem neo-barocken ‚Kronenhof’, der zu einem der architektonisch bedeutendsten Hotels in den Alpen zählt. Zurück geht es auf eine in 1848 gegründete Pension, die Ende des 19. Jahrhunderts in ein Hotel in dem noch heute vorzufindenden Stil erweitert wird. Es ist eines der besterhaltenen Grand Hotels des 19. Jahrhunderts in der Schweiz. Heute zählt es zu den führenden Luxus- und Wellnesshotels unseres Nachbarlandes und steht unter Denkmalschutz. Eine weit sichtbare Krone schmückt das runde Dach.

Foto Jürgen Linnenbürger: Imposanter Eingang des Grand Hotels Kronenhof

Foto Jürgen Linnenbürger: Imposanter Eingang des Grand Hotels Kronenhof

Wir treffen auf eine gediegene, luxuriöse Atmosphäre. Unsere Junior-Suite aus schlichter Eleganz bietet Ausblicke auf das Tal und das in der Ferne liegende, schneebedeckte Bernina-Massiv. Sie ist eines von 28 Zimmern in einem neuen Flügel des Hotels, der in 2007 entsteht. Insgesamt verfügt das Hotel über 112 Zimmer. Der dezente Geruch der verwandten Arven-Hölzer unterstreicht noch heute die Nähe zur Natur. Das aus Marmor und Granit bestehende, elegante Bad ist im Stil der damaligen Zeit gehalten.

Foto Jürgen Linnenbürger: Geräumige Junior Suite mit Terrasse

Foto Jürgen Linnenbürger: Geräumige Junior Suite mit Terrasse

Das Hotel bietet reichlich Platz und erinnert in vielen Berichen an die Belle Époque und die Magie der vergangenen Zeiten. In den verschiedenen Lounges und dem Grand-Restaurant bewundern wir das Mobiliar, die Stuck-Ornamente, die Original-Deckenmalereien und die alten Arven-Vertäfelungen.

Genussvoll in edlem Rahmen speisen

Den Eingang zum ‚Grand Restaurant‘ erreichen wir über einige Stufen. Dahinter tut sich die Pracht der früheren Jahrhunderte auf. Wir fühlen uns in eine andere Zeit versetzt. Unser Tag beginnt hier mit einem a` la carte Frühstück, bei dem keine Wünsche offen bleiben. Der Service der zahlreichen, aufmerksamen Kellner*innen ist nicht zu toppen. Ein Oberkellner sorgt dezent für die perfekte Organisation und dass jeder Gast die gleiche Wertschätzung erhält.

Tee und Kaffee werden in Silberkännchen serviert, deren Griffe einen wattierten Papierschutz erhalten, um sich nicht die Hände zu verbrennen. Hier ist an alles gedacht. Hinzu kommt eine Freundlichkeit und Aufmerksamkeit der Angestelllten, die im gesamten Haus auffällig ist.

Mittags bietet sich der ‚Le Pavillon‘ im Außenbereich für einen leichten Lunch an.

Das ‚Grand Restaurant‘ ist der einzige Bereich, in dem von Herren lediglich zum Dinner ein Jacket erwartet wird. Ansonsten herrscht in gesamten Hotel eine gepflegte, aber entspannte Kleiderordnung.

Foto Grand Hotel Kronenhof: Grand Restaurant

Foto Grand Hotel Kronenhof: Grand Restaurant

Kulinarischer Höhepunkt ist für uns der Abend in dem Gourmet-Restaurant ‚Kronenstübli‘, das mit 16 GaultMillau-Punkten ausgezeichnet ist. Wir werden mit Kreationen der italienisch-mediterranen Haute Cuisine verwöhnt und genießen dazu jeden einzelnen der korrespondierenden Tropfen.

Auch als Nichtraucher bin ich von der ‚Cigar Lounge‘ mit anschließendem Billard-Tisch sehr beeindruckt. Im Rahmen der Neugestaltung einiger Zimmer durch den französischen Innen-Architekten Pierre Yves Rochon  nimmt sich dieser auch der Lounge an und gestaltet einen äußerst farbenprächtigen, beeindruckenden Raum.

Foto Grand Hotel Kronenhof: Cigar Lounge mit anschließendem Billard-Tisch

Foto Grand Hotel Kronenhof: Cigar Lounge mit anschließendem Billard-Tisch

In dem mehr als 2.000 qm großen Spa- und Fitness-Bereich entspannen wir herrlich. Wer möchte, kann sich durch vielfältige Anwendungen verwöhnen lassen. Von dem 20 m langen Indoor-Pool genießt man durch die riesigen Glasfronten tolle Aussichten bis auf die in der Ferne liegenden Berge.

Foto Grand Hotel Kronenhof: Blick aus dem Indoor-Pool auf die Berge

Foto Grand Hotel Kronenhof: Blick aus dem Indoor-Pool auf die Berge

Kids stehen, anders als in meinem Bericht, im Hotel nicht an letzter Stelle. Sie sind für das Hotel-Management very important. Familien mit Kindern sind eine gewünschte und willkommene Zielgruppe. Sei es im Kids Club, in der  Wasserwelt oder beim Abendessen, um den Nachwuchs wird sich intensiv gekümmert. Während sich die Kleinen am eigenen Flipper vergnügen, können sich die Eltern auf der Original-Kegelbahn aus dem 19. Jahrhundert austoben.

Im zweiten Teil meines Engadin-Berichts stelle ich den geschichtsträchtigen ‚Engadine Golf Club‘ mit seinen zwei völlig unterschiedlichen Golfanlagen vor, die von Pontresina in wenigen Minuten zu erreichen sind.

Pontresina:
Engadine Golf Club, Samedan Golf, Par 72, 6.239 m
Engadine Golf Club, Anlage Zuos-Madulain, Par 72, 6.017 m
St. Moritz:
Kulm Golf Executive Course, Par 54, 1.890 m
Bad Ragaz:
Golf Club Bad Ragaz, Par 70, 5.707 m
Heidiland, Par 62, 3.728 m
Sempach/Hildisriegen:
Golf Sempach: Woodside-Course, Par 72, 6.637 m
Pontresina: Grand Hotel Kronenhof, www.kronenhof.com
Bad Ragaz: Grand Resort Bad Ragaz/Hotel Quellenhof, www.resortragaz.ch
Sempach: Birdland-Hotel, www.birdland-hotel.ch
Pontresina:
Gourmet-Restaurant ‚Kronen-Stübli‘ im Grand Hotel Kronenhof
Gondolezza (ehemalige Seilbahn-Gondel/Käse Fondue)
Panoramara-Restaurant mit Terrasse auf dem Muottas Muragl/Samedan, www.muottasmuragl.ch
Bad Ragaz:
Resort-Restaurants ‚Olives d’Or‘ ‚verve by sven‘, Namun’ (asiatisch), Memories (**), IGNIV (**), Zollstube, KOiSO (Sushi take away), gladys (Golf Club Bad Ragaz)
Alter Torkel in Jenins (Weinberge), www.alter-torkel.ch
Sempach:
Hotel Sempacher Hof (am Bahnhof Sempach Station), www.sempacherhof.ch
Golf Sempach, Hildisrieden, Restaurant Green Garden, www.golf-sempach.ch
Pontresina:
Fahrt mit dem Sessellift auf den Alp Languard
mit Rundgang der Steinbock-Promenade
Fahrt mit der Standseilbahn auf den Muottas Muragl
mit Alphorn Sunset Apéro (mittwochs)
Stadtrundgang
Bad Ragaz:
ca. Einstündige Wanderung durch die Tamina-Schlucht in das Berginnere zum Austritt der Thermal-Quelle
Freiluftausstellung der Exponate der BadRagARTz
Fahrt an den Walensee mit Boots-Überfahrt nach Quinten (autofreier Ort am Südufer)
Burgruine Freudenberg oberhalb von Bad Ragaz
Sempach:
Wanderung am Sempachersee
Besuch der Vogel-Warte in Sempach
Fahrt mit dem Zug (20 min) nach Luzern

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