Golf-Stars

„Vermisse mein Golf in Turniergüte“: Jack Nicklaus wird 75

21. Jan. 2015 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Jahrhundertgolfer, Designer, Ehemann, Vater - Jack Nicklaus feiert seinen 75. Geburtstag und kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. (Foto: Getty)

Der Jubilar hofft, dass es „vor allem eine ruhige“ Feier wird. Jack Nicklaus begeht seinen Ehrentag im eigenen „Bear‘s Club“ in Florida. Mit einer Enkelin und der Tochter eines Clubmanagers, die ebenfalls an diesem 21. Januar Geburtstag haben. Der „goldene Bär“ wird heute 75 Jahre alt. Ein Dreivierteljahrhundert fast hat Nicklaus die Golfwelt geprägt, seit er als Zehnjähriger erstmals einen Schläger in die Hand nahm: Als Spieler, als Designer, als Unternehmer, vor allem aber als Persönlichkeit und Sportsmann.

Mit 46 der älteste Masters-Sieger

Nicklaus‘ Meriten sind Legion. Zuvorderst stehen natürlich die 18 Majors, eine Bestmarke, an der sich Tiger Woods („Jack Nicklaus ist einfach der beste Golfer aller Zeiten“) und vermutlich noch ganze Generationen von Golfern die Schlagflächen ihrer Driver abwetzen.

73 Erfolge auf der PGA Tour verbuchte der Apothekersohn aus Upper Arlington/Ohio, schon der erste fiel standesgemäß aus: Es war die US Open 1962, ein Play-off-Sieg des anfangs eher pummeligen und als „Fat Jack“ verhöhnten Blondschopfs ausgerechnet über das „American Idol“ Arnold Palmer. Auch sein letzter Tour-Gewinn war ein Major: Nicklaus, der einstige Longhitter und exzellente Putter, gewann 1986 mit 46 Jahren das sechste „Green Jacket“ in Augusta. Seither steht er als ältester Masters-Sieger in den Golf-Annalen. 19 zweite und neun dritte Plätze runden die einzigartige Major-Bilanz ab.

„Die Familie kam immer als Erstes“

Der „Jahrhundert-Golfer“ sorgte im Lauf seiner Karriere für großartige Momente. Legendenstatus haben sein „Duel in the Sun“ mit Tom Watson bei der (verlorenen) British Open 1977 in Turnberry oder der an Tony Jacklin zum Unentschieden geschenkte Putt bei seinem ersten Ryder Cup 1969 in Royal Birkdale. Nicklaus gab überdies 1977 den Anstoß für die Zulassung der Kontinental-Europäer zum Ryder Cup. Gleichzeitig ist er mit Muirfield Village in Dublin/Ohio der einzige Designer, der einen Platz kreierte, auf dem alle drei großen Team-Duelle, der Ryder Cup, der Solheim Cup und der Presidents Cup, gastierten.

Bei alldem habe er „stets eine beeindruckende Balance in seinem Leben hingekriegt“, lobt Ehefrau Barbara, mit der „The Golden Bear“ – den Spitznamen lieh sich Nicklaus von den Sportteams seiner High School – seit 1960 verheiratet ist: „Die Familie kam immer als Erstes.“

Nicklaus vermisst das Turniergolf. Und seine Spielqualität in Turniergüte. Das hat er dieser Tage wieder gesagt. Golf mit Freunden sei „nett, kann aber eine US Open oder ein Masters oder eine PGA Championship nicht ersetzen“. Der Wettkampf auf hochklassigem Niveau sei von jeher seine Motivation gewesen: „Aber wenn Du den Zugang zu dem verlierst, was Dich mehr als alles andere begeistert, dann verlierst Du auch Deinen Enthusiasmus für das Spiel.“

Nicklaus-Kurse als Tour-Schauplätze

Präsent ist der fünffache Vater dennoch allerorten im Golf. Unter den 377 Plätzen, die er mit Nicklaus-Design weltweit realisiert hat, sind knapp zwei Dutzend, auf denen die Golf-Circuits regelmäßig Station machen. Nicklaus ist Ehrenvorsitzender der von Gattin Barbara geleiteten Stiftung zur Kinder-Gesundheitsfürsorge und engagiert sich in unzähligen anderen karitativen Institutionen. Er vertreibt Weine und veranstaltet mit dem „Memorial“ in Muirfield das eigene PGA-Tour-Championat auf dem eigenen Golfplatz. Nicklaus ist als Ratgeber gefragt und seine Stimme hat Gewicht.

Auch wenn er manchmal Wasser predigt und Wein trinkt, so wie 2013, als er den modernen Ball und die damit erreichbaren Längen für Slow Play und ausufernden Flächenbedarf mitverantwortlich machte – um sich wenig später mit einer eigenen Golfball-Kollektion ein Stück vom Kuchen abzuschneiden.

Herzlichen Glückwunsch, Jack Nicklaus!


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