Major

US Open im Oakmont Country Club: Der Golfplatz der Sadisten

15. Jun. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Der Kurs des Oakmont Country Club bringt selbst die besten Spieler regelmäßig zur Verzweiflung - und genau deshalb ist er bei den Ausrichtern der US Open so beliebt. (Foto: Getty)

Der Kurs des Oakmont Country Club bringt selbst die besten Spieler regelmäßig zur Verzweiflung - und genau deshalb ist er bei den Ausrichtern der US Open so beliebt. (Foto: Getty)

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Sorry, aber diese Wortwahl muss sein: Der Oakmont Country Club ist ein Hort von Golf-Sadisten! Die Aussage von Kurs-„Superintendent“ John Zimmers sagt alles: „Ich mag es, wenn die Leute auf dem Platz leiden. Und unsere Mitglieder sind sauer, wenn ihre Gäste da draußen keine ungemütliche Zeit verbracht haben.“ Nicht von ungefähr liebt der amerikanische Golfverband USGA diesen Parcours im Speckgürtel von Pittsburgh, richtet dort kommende Woche zum neunten Mal, so oft wie nirgendwo anders, sein Major aus. Man hat gern brutale Bedingungen bei der „Offenen Amerikanischen“, Oakmont ist das perfekte Geläuf.

15.000 Bäume gefällt

Das Credo des über 100 Jahre alten Privatclubs ist schlicht: Der schwierigste Platz zu sein, den wer auch immer je gespielt hat. „Falls einer beim Clubeintritt noch kein golferischer Sadist war, dann ist er es spätestens nach ein paar Jahren Mitgliedschaft“, bekräftigt Oakmonts Head-Pro Bob Ford. In diesem Sinne ließen die Mitglieder in den vergangenen gut zehn Jahren sogar fast 15.000 Bäume fällen, um den ursprünglich nahezu baumlosen Charakter des einstigen Ackerlands wiederherzustellen und die grimmige Bebunkerung sowie die gemeinen Entwässerungsgräben hervorzuheben.

Wenn es noch eines weiteren Beweises bedarf: Für ihre 116. US Open plant die USGA ein Grünsgeschwindigkeit von 13 auf dem Stimpmeter, somit geht‘s rund um die Fahne noch ein bisschen schneller zu als gemeinhin beim Masters in Augusta, dafür freilich müssen in Oakmont die Puttflächen eher entschärft werden. Und das ohnehin knietiefe Rough wird gegen die Spielrichtung geharkt, damit verirrte Bälle nun ja nicht auf den Halmen zum Liegen kommen.

„Nichts für Galeriespieler“

Das alles ist buchstäblich im Sinne des Erfinders. Henry Clay Fownes widmete sich Anfang des 20. Jahrhunderts ein Jahr lang dem Bau seines eigenen Golfplatzes. Der Pittsburgher Stahlunternehmer, als Calvinist von puritanischer Gesinnung und Strenge, hatte sich wegen einer Arteriosklerose bereits im Alter von 40 Jahren aus dem Geschäftsleben zurückgezogen und Golf als Therapeutikum entdeckt. Nur, die Plätze waren ihm nicht anspruchsvoll genug, er wollte einen „charakterbildend“ strammen Kurs.

Sein Sohn William Clark Fownes prägte den Satz: „Ein schwacher Schlag ist ein verlorener Schlag. Ungeschickte, Rückgratlose und Galeriespieler haben hier nichts zu suchen.“ Fownes Jr. war auch berüchtigt, flugs Bunker an Stellen zu bauen, wo gestreute Bälle „ungestraft“ landeten, nicht selten über Nacht.

1904 wurde die Anlage eröffnet, ohne Wasser-, indes mit rund 200 Sandhindernissen und den berühmten „Kirchenbänken“ zwischen der dritten und vierten Bahn, mit welligen Fairways und vor allem gehörig ondulierten und in ihrer Form oft unkonventionellen Grüns, ein „bestrafendes Design“ bis heute. 2007 gewann Angel Cabrera die achte US Open in Oakmont mit einem Score von Fünf über Par. Lee Trevino hat mal gesagt: „Immer, wenn ich bloß einen Zwei-Putt hatte, wusste ich, dass ich auf dem Leaderboard nach oben klettere.“ Was Wunder, dass Johnny Millers sonntägliche 63 bei der US Open 1973 gemeinhin als großartigste Golfrunde aller Zeiten gerühmt wird.

Nicklaus entthronte Palmer

In die Golfgeschichte ging der Platz aber vor allem als Geburtsstätte des „Goldenen Bären“ ein. 1962 gewann Jack Nicklaus in Oakmont als 22-Jähriger das erste seiner 18 Majors. Im 18-Loch-Play-off entthronte er den bis dahin unangefochten regierenden „King“ Arnold Palmer.

Bei der USGA gilt Oakmont als „Goldstandard für Meisterschaftsgolf“ (Direktor Mike Davis). Auch die Spieler hadern keineswegs mit dem Austragungsort. „Ich habe den Kurs in der Vorbereitung zwei Tage lang gespielt“, sagte Phil Mickelson, dem nach sechs zweiten Plätzen nur noch die US Open zum Karriere-Grand-Slam fehlt: „Er ist unbarmherzig, aber dennoch ein fairer Test.“

Übrigens: Das Stimpmeter und die Messweise für Ballgeschwindigkeiten auf Grüns wurde in Oakmont entwickelt. Mehr dazu kommende Woche in den US-Open-News.

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