Champions Tour

„PGA Champions“ vor schwierigen Zeiten trotz Bernhard Langer

24. Feb. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Steht auch Berhard Langer bald im Regen? Der PGA Tour Champions drohen schwere Zeiten. (Foto: Getty)

Steht auch Berhard Langer bald im Regen? Der PGA Tour Champions drohen schwere Zeiten. (Foto: Getty)

Wenn Bubba Watson die Northern Trust Open gewinnt, ist das großes Kino; Jordan Spieth scheitert am Cut und alle Welt diskutiert darüber; Rory McIlroy kann beim Masters erneut den Karriere-Grand-Slam eintüten, was demnächst wieder allerorten thematisiert wird: Hier spielt die Golf-Musik, auf der PGA Tour, bei den Herren-Majors. Schon die European Tour kommt aus dem Schatten des US-Bruders kaum heraus, andere Circuits führen erst recht ein Mauerblümchendasein und – schlimmer noch – werden überdies gehörig verkannt. Sagen jedenfalls einige ihrer Protagonisten.

„Wir kriegen keine Aufmerksamkeit“

Fast zeitgleich haben sich jetzt Senior Kenny Perry und LPGA-Star Stacy Lewis zu Wort gemeldet, um Klage über die vermeintliche Missachtung zu führen, die sie gegenüber dem Altherren- und dem Damengolf ausgemacht haben wollen. Lewis geht es vor allem ums Finanzielle, um die Kluft zwischen den Geschlechtern bei der Bezahlung.

Perry wiederum glaubt sogar, die „PGA Tour Champions“-Serie werde „von Medien und Fans als Freak Show“ angesehen. „Ich habe das Gefühl, dass die Champions-Tour niemandem etwas bedeutet“, sagte der dreifache Senior-Major-Sieger aus Kentucky im Gespräch mit „Golfweek“. „Wir kriegen keine Aufmerksamkeit, keins unserer Turniere bedeutet wirklich was, und das ist traurig, weil unser Golf klasse ist!“

Starker Tobak, der sich aus deutscher Sicht schwerlich nachvollziehen lässt, solange ein Bernhard Langer derart dominant ist, mit fünf Majors und 21 weiteren Turniersiegen sowie drei Charles-Schwab-Cups. Für US-Verhältnisse freilich mag Perrys Lamento durchaus gelten, in der Tat fehlen dem Altherren-Reigen die Zugnummern aus der jüngeren Golfvergangenheit, trotz eines Fred Couples oder Davis Love III. In den 1980er- und 1990er-Jahren schlugen die Golfgiganten Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Gary Player ab, heute schlägt sich Langer nicht mit alten Rivalen wie Nick Faldo, sondern mit vergleichsweise blassen Wettbewerbern namens Jeff Sluman oder eben Kenny Perry herum.

John Daly kommt im Mai

Auch die spielen immer noch richtig gut Golf, das allein indes zählt nicht beim Buhlen um öffentliche Aufmerksamkeit. Ab und an bringen Typen wie Colin Montgomerie und Miguel Ángel Jiménez zusätzliche Persönlichkeitswürze, aber die beiden Europäer sind halt keine amerikanischen Heroen. Demnächst kommt wenigstens John Daly. „The Wild Thing“ feiert am 28. April seinen 50. Geburtstag und wird als neue Attraktion des Ü50-Reigens sehnlich erwartet, das Debüt steigt am ersten Mai-Wochenende beim Insperity Invitational in Texas. „Wir brauchen jede Aufmerksamkeit, die wir kriegen können“, sagt dazu US-Pro Paul Goydos.

Dennoch: Die Tour geht wohl schwierigen Zeiten entgegen. Schon 2014 mussten aus den Reserven 5,7 Millionen Dollar fürs laufende Geschäft nachgeschossen werden. Und auch die Preisgelder dürften künftig nur noch bedingt klangvolle Namen anlocken. Zum Start der Tour 1980 gab‘s bei vier Turnieren 475.000 Dollar zu gewinnen, aktuell verteilen sich 55,7 Millionen Dollar auf 26 Events. Trotzdem orakelte Phil Mickelson unlängst: „Ich glaube nicht, dass irgendeiner der aktuellen Top-Leute [auf der PGA Tour] mit 50 Jahren oder mehr noch spielen will.“ Soll heißen: Im vorderen Feld wird genug Geld verdient, da braucht‘s keine Vorruhestandsbezüge aus der Senioren-Tour. Es sei denn, man hat wie John Daly im Lauf seiner Karriere gleich mehrere Vermögen verpulvert.

Stacy Lewis: „Frustrierende Kluft“

Für Stacy Lewis sind das Luxusprobleme. „Es ist echt frustrierend, diese große Kluft zu sehen zwischen dem, was den Männern an Preisgeldern gezahlt wird, und was wir bekommen“, mäkelte die Weltranglistendritte bei „Golf.com“: „Dabei leisten wir das Gleiche, und der einzige Unterschied sind die Fernsehzeiten und -quoten. Nur das.“

Eher genau das! TV und Medien sind nun mal die Katalysatoren des Marketings, Sponsorengelder stehen und fallen mit Quoten und Aufmerksamkeit. Letztlich beurteilen die Zuschauer den Unterhaltungswert. Die US Open 2014 taugt als perfekt vergleichbares Beispiel, weil Herren wie Damen auf Pinehurst No. 2 spielten, im Abstand von einer Woche, um neun bzw. vier Millionen Dollar Gesamtpreisgeld übrigens.

Michelle Wie erreichte mit ihrem ersten Majorsieg einen Rekordwert von 1,7 im US-Ouotensystem, das waren 71 Prozent Zuschauer mehr als am Finalsonntag des Vorjahrs. Martin Kaymer schaffte mit seinem sonntäglichen Solo hingegen 3,3 Punkte. Allerdings war das ein Rückgang um 46 Prozent gegenüber 2013, als Justin Rose in Merion u.a. Phil Mickelson schlug.


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