Panorama

Trödelei auf dem Golfplatz: Eine der Geißeln des Spiels

12. Feb. 2013 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Slow-Play ist mittlerweile allgegenwärtig. Das musste auch hier Tiger Woods erfahren. (Foto: Getty)

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Ben Crane ist eine Schnecke. 43 Prozent seiner Kollegen halten den 36-jährigen Amerikaner für den langsamsten Spieler auf der PGA Tour. Crane freilich macht über seine entschleunigte Lebensart sogar Witzchen im Internet (siehe Video). Dabei ist die Trödelei auf dem Golfplatz alles andere als lustig. Im Gegenteil: „Slow Play gehört zu den größten Gefahren für die Gesundheit des Golfsports“, spricht Glen Nager, Präsident des US-Golfverbands USGA, aus, was landauf, landab die Golf-Verantwortlichen bewegt. Es klingt pathetisch, aber es stimmt!

Sechs-Stunden-Runden sind keine Ausnahmen

Slow Play ist eine Geißel des Spiels. Überall auf der Welt schleichen die Hobby-Golfer über die Fairways, selbst mit Carts. Runden von sechs Stunden sind keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Die Spieler sind nicht fertig, wenn sie an der Reihe sind, nutzen die Zeit auf dem Weg zum Ball nicht zur vorausschauenden Planung über Schlägerwahl und Schlagvariante, halten Schwätzchen an der Fahne und blockieren das Grün. Provisorische Bälle passieren selten, Mulligans viel zu oft. Mitspieler und nachfolgende Flights stehen sich die Beine in den Bauch, werden kalt, verlieren die Elastizität und den Spaß am Spiel. Nicht zuletzt macht sich der Stau auf dem Platz gerade bei Anlagen mit hohem Anteil an Greenfee-Spielern in der Kasse geschäftsschädigend bemerkbar.

Das Problem mit dem Spieltempo ist nicht neu, aber bislang scheute man radikale Therapien für die golfenden Müßiggänger. Jetzt packt die USGA das heiße Eisen an. Tiger Woods sei Dank, der beim Sieg in Torrey Pines wegen des vor ihm daher zottelnden Trios für elf Löcher fast vier Stunden brauchte und sich darob bitter beschwerte. Der Superstar bewegt halt immer noch was im Golf. Ein umfangreicher Maßnahmenkatalog ist in Arbeit, der Aspekte des Platzdesigns, beim Kurs-Set-Up und vieles mehr beinhalten soll. Auch Hinweise zur Ausbildung. Denn die Golflehrer feilen mit ihren Schülern am Slice und am Chip, doch das Spieltempo ist nur selten Unterrichtsinhalt.

Professionals als schlechtes Beispiel für Hobby-Golfer

Vor allem aber muss im Profi-Lager angesetzt werden; da sind die Betreiber der Touren gefordert. Viele Freizeitgolfer nehmen sich die Professionals zum Vorbild. Und finden halt die Legitimation fürs eigene Bummeln, wenn ein Ben Crane beispielsweise bei seiner Pre-Shot-Routine nervtötend lange herum tut und im Schnitt pro Schlag zweieinhalb Minuten braucht. Wie erfrischend ist es da, dem Pebble-Beach-Sieger Brandt Snedeker zuzuschauen, der am Ball nicht lange fackelt, dessen Spiel das ganz offenkundig trotzdem nicht schadet.

Geldstrafen zeigen bei den saumseligen Pros „kaum bis gar keine Wirkung,“ das weiß nicht nur Hunter Mahan, der während des AT&T National Pro-Am zum Thema befragt wurde: „Strafschläge oder gar der Entzug von FedEx-Cup-Punkten würden viel mehr weh tun.“ Der letzte Profi indes, der in den USA wegen seines „Pace of Play“ mit einem Strafschlag belegt wurde, war Glen Day bei der Honda Classic 1995. Lang ist‘s her, und die Unsitte grassiert weiterhin fröhlich. Deshalb wird mittlerweile sogar über eine Slow-Play-Liste nachgedacht, um die betreffenden Spieler öffentlich anzuprangern.

„Dein Platz ist NICHT vor der Gruppe hinter Dir“

Golf ist ein Spiel und kein Wettrennen, ja, aber Golf ist auch ein Sport. „Golf is used to be exercise“, hat Reporter-Unikum und Ex-Pro David Feherty mal gesagt. Und Golf ist ein Spiel mit Etikette, erfordert Rücksicht auf die Mitspieler. Schleicher sind niemals alleine auf dem Platz, nicht mal, wenn sie um sechs Uhr morgens abschlagen – spätestens nach drei Stunden, an der zweiten Neun, schließt vermutlich irgendwer auf.

Es gibt auf einem Golfplatz in Neuseeland ein Schild, auf dem steht: „Dein Platz im Feld ist hinter der Gruppe vor Dir, NICHT vor der Gruppe hinter Dir!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

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