Tiger Woods

Trainer vs. Star: Ted Long knöpft sich Tiger Woods vor

19. Jun. 2015 von Alexander Swan in Köln, Deutschland

Ted Long wandte sich in einem Brief via Facebook an Tiger Woods.

Ted Long wandte sich in einem Brief via Facebook an Tiger Woods. (Foto: Getty)

Tiger Woods hat die schlechteste Runde seiner bisherigen Karriere bei einer US Open hingelegt. Nach dem ersten Tag liegt der 14-malige Majorsieger weit abgeschlagen auf dem 152. Platz mit zehn über Par. Die gesamte Golfwelt spricht über die schwachen Leistungen in den vergangenen Jahren der Golfikone, Rufe nach der Beendigung seiner Karriere werden immer lauter. Auch die Gilde der etablierten Golftrainer rätselt über die Ursachen.

Ted Long betreut aktuell den Deutschen Maximilian Kieffer sehr erfolgreich. Dieser hat in der aktuellen Saison bisher noch keinen Cut verpasst, was wohl auch an den Trainingsmethoden Longs liegt. Die schwache Runde Tiger Woods' veranlasste den Erfolgstrainer, via Facebook einen "offenen Brief" zu schreiben. Darin spricht der Golflehrer überraschend offen und direkt die aus seiner Sicht aktuellen Schwachpunkte des 39-Jährigen an.

Lieber Tiger Woods,

in den vergangenen Jahren habe ich Ihre Selbstzerstörung miterlebt. Ihre Leistungen bei der U.S. Open zeigen Sie endgültig am Boden - was Sie natürlich nur als ein Rückschlag in Richtung Besserung darstellen werden. Bedauerlicherweise umgeben Sie sich mit Ausrufen wie "Yes Man" und niemand hat den Mumm, Ihnen die Wahrheit zu sagen. Also sende ich Ihnen diese Flaschenpost mit Hoffnung, dass einer Ihrer Freunde die Flasche findet und sie Ihnen über die Rübe zieht. Ihr Swing - auch wenn teilweise gut - ist komplett ineffektiv. Ihre Mühe, auf die linke Seite des Kurses abzuzielen und um jeden Preis einen Fade zu schlagen statt einen einfachen, geraden Schlag mit weniger Risiko zu schlagen. Das widerspricht zwei meiner sieben mentalen Säulen: 1) Ich gehe in die Knie, bereit zum Swing und 2) immer ausführen, nie zurückhalten. Ihre Kurzspiel-Leiden sind eine Anhäufung von Bällen, die Sie nicht dort platzieren konnte, wo Sie sie haben wollten und der Druck, nicht in eine 80er-Runde zu kommen. Sie können es drehen und wenden wie Sie wollen, doch Fakt ist, dass Sie sehr unzufrieden mit Ihren Leistungen sind und das Ihr Selbstbewusstsein komplett vernichtet hat. Mo Norman wurde mal gefragt, warum er so gut sei. Er zögerte nicht und antwortete: "Selbstvertrauen!" In der Vergangenheit haben Sie nie darauf gehört, was andere sagten. Jetzt hören Sie das Gerede  - was zu Lachen geworden ist - und meinen, Ihre Strategie ständig verteidigen zu müssen. Ihre Karriere startete mit zwei überzeugenden Mentoren, Ihrem Vater und Butch Harmon. Der eine ist leider nicht mehr, den anderen haben Sie abgelehnt. Jetzt umgeben Sie sich mit Experten, zu denen auch CEOs von Großunternehmen gehören und nehmen nur noch zu Themen Stellung, die Sie dessen für würdig halten. Sie und ich wurden mit dem Militär groß. Wir wissen um die Wichtigkeit einer Führung und die Notwendigkeit, Befehlen von Ranghöheren zu gehorchen. Sie haben es aufgegeben, auf irgendwelche Ratschläge zu hören, außer auf die Ihres eigenen Egos. Und Verweigerung ist ihr bester Freund geworden. Um wieder erfolgreich zu werden, müssen Sie "zurück zu Ihren Wurzeln".  Sie brauchen einen Mentor, der Sie wieder in die richtige Richtung leitet, in der Prinzipien mehr wert sind, als Leidenschaft. Ihr Training muss Sie in eine mehr natürlichere Richtung bringen - zurück zu den Wurzeln Ihres Inneren, die Sie einst so besonders machten. Mit Ihrer Liebe zum Spiel und Ihrem Glauben an sich selbst könnten Sie dahin kommen, wo Sie mal waren. So würde Ihre Karriere ein Meilenstein des Sports werden und nicht der Fahrplan zur Selbstvernichtung. In Laymans Worten: Setz' deinen Arsch in Bewegung oder es ist Alpha Mike Foxtrot!


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