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Tiger Woods und Phil Mickelson: Wie Rivalen zu Freunden wurden

25. Nov. 2020 von Florian Weber in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Tiger Woods und Phil Mickelson sind die wohl populärsten Golfer der Gegenwart - und Freunde. Doch nicht immer war die Beziehung zwischen den beiden so harmonisch. (Foto: Getty)

Tiger Woods und Phil Mickelson sind die wohl populärsten Golfer der Gegenwart - und Freunde. Doch nicht immer war die Beziehung zwischen den beiden so harmonisch. (Foto: Getty)

Tiger Woods und Phil Mickelson sind die wohl populärsten Golfer der letzten drei Jahrzehnte. Der eine - Tiger Woods - gilt schon heute bei vielen Experten als der größte Golfer aller Zeiten, der andere - Phil Mickelson - belegte in seiner 30 Jahre andauernden Karriere keinen einzigen Tag auf dem ersten Platz der Weltrangliste, obwohl auch er zu den größten Golfern aller Zeiten gehört. Grund dafür war die Übermacht von Tiger Woods. Die beiden trugen die vielleicht größte sportliche Rivalität zwischen zwei Golfern seit Jack Nicklaus und Arnold Palmer aus. Eine Abhandlung über Rivalität und Freundschaft, über Neid und Respekt, über Tiger Woods und Phil Mickelson.

Phil Mickelson: Hochachtung vor dem großen Tiger Woods

In den letzten Jahren wird Phil Mickelson nicht müde zu betonen, wie viel er Tiger Woods zu verdanken hat. Niemand habe mehr für den Golfsport getan als Tiger Woods, erklärt Mickelson immer wieder, und damit auch für ihn persönlich. "Als ich meine Profi-Karriere begann, dachte ich, ich würde niemals einen Millionen-Dollar-Check gewinnen, sowas war damals sehr selten. Doch dann kam Tiger und brachte den Golfsport auf die Titelseiten, er machte den Sport populär. Danach wollten sämtliche große Sponsoren einsteigen und jetzt spielen wir in jeder Woche um Millionen-Dollar-Checks. Dies, sowie meine riesigen Möglichkeiten abseits des Golfplatzes, verdanke ich ihm", erzählte Phil Mickelson im Mai 2020 in der "Dan Patrick Show" voller Respekt und Dankbarkeit gegenüber Tiger Woods.

Nur vier Monate später sang "Lefty" die nächste öffentliche Lobeshymne auf seinen langjährigen Rivalen. Via Twitter wendete er sich direkt an Tiger Woods und schrieb: "Lieber Tiger, danke für alles was du für diesen großartigen Sport getan hast. Niemand profitierte davon mehr als ich und ich wollte sicherstellen, dass du weißt, wie sehr ich dich und alles was du getan hast schätze. Danke dir." Phil Mickelson und Tiger Woods schätzen sich, huldigen sich, gehen mittlerweile gar freundschaftlich miteinander um - doch die Beziehung zwischen den beiden war nicht immer so rosig. Über Jahrzehnte rivalisierten die beiden um die Weltspitze, für warme Worte wie diese oder gar ein freundschaftliches Verhältnis war damals kein Platz.

Phil Mickelson: Der ewige Zweitplatzierte

Die Begeisterung um das "Wunderkind" Tiger Woods war bereits groß, bevor er zum Profi wurde. Doch in dieser Zeit, Anfang der 90er Jahre, spielte sich auch ein anderer Golfer ins Rampenlicht: Phil Mickelson. Seine spektakuläre Spielweise sorgte für Aufsehen und er triumphierte bis zum Jahr 1996, in dem Tiger Woods ins Profilager wechselte, bereits achtmal auf der PGA Tour. Mickelson gewann in den USA rasch an Popularität, im selben Jahr verkörperte er sich im populären Hollywood-Streifen Tin Cup sogar selbst.

Doch als Tiger Woods die Bühne der Golföffentlichkeit betrat, wendete sich das Blatt schnell. Woods gewann Turnier um Turnier, brach sämtliche Rekorde und gewann bis zum Jahre 2004 bereits acht Majortitel. Der Golfsport wurde populär wie lange nicht mehr, die Welt lag Tiger Woods zu Füßen. Die Anzahl der Majorsiege Phil Mickelsons zu dieser Zeit: null. Er spielte zwar weiter erfolgreich auf der PGA Tour und profitierte von der steigenden Popularität des Sports, doch es war besonders eine Schlagzeile die immer wieder durch die Gazetten geisterte: "Phil Mickelson - Der ewige Zweitplatzierte: Ist er der beste Golfer der Welt ohne Majortitel?" Zahlreiche Male beendete er Majorturniere bereits in den Top 5, doch für einen Titel reichte es bis dahin nie. Im Jahr 2002 wurde er beim US Masters beispielsweise Dritter, bei der US Open Zweiter. Siegreich bei diesem beiden Turnieren war - Ihr wisst schon...

Tiger Woods nach seinem Masters-Sieg 2002. (Foto: Getty)

Tiger Woods nach seinem Masters-Sieg 2002. (Foto: Getty)

Das Ryder-Cup-Fiasko und Tiger Woods' Neid

Der Ryder Cup 2004 in Michigan endete für Team USA in einem Fiasko. Hal Sutton, der Kapitän des Teams, wollte zu Beginn des Turniers wenig Risiko eingehen und paarte seine beiden besten Spieler: Tiger Woods (Platz 2 der Weltrangliste) und Phil Mickelson (Platz 4 der Weltrangliste). Sutton erhoffte sich von diesem nominell übermächtigen Team sichere Punkte für Team USA - doch es kam anders.

Tiger Woods und Phil Mickelson wirkten wenig harmonisch, spielten fahrig und unkonzentriert im Four-Ball-Match und verloren enttäuschend gegen das europäische Team aus Padraig Harrington (Platz 8 der Weltrangliste) und Colin Montgomerie (Platz 62 der Weltrangliste). Ein Tag später wiederholte sich die Geschichte. Bei den Fousomes unterlagen Mickelson und Woods gegen das Duo Lee Westwood (Platz 41 der Weltrangliste) und Darren Clarke (Platz 15 der Weltrangliste). Sutton erzählte später, Phil Mickelson habe im Vorfeld der Matches ohne Absprache sein Equipment und seinen Ball gewechselt, was innerhalb des Teams für Missgunst gesorgt haben soll. Er fand sogar noch deutlichere Worte. "Phil hat sein Team im Stich gelassen", legte er nach. Ob dies der Grund für die Disharmonie innerhalb des Teams war, ist bis heute fraglich. Klar ist jedoch, dass es keine Harmobie zwischen Tiger Woods und Phil Mickelson im Jahr 2004 gab. Mickleson gewann im selben Jahr übrigens seinen ersten Majortitel.

Tiger Woods und Phil Mickelson beim Ryder Cup 2004. (Foto: Getty)

Tiger Woods und Phil Mickelson beim Ryder Cup 2004. (Foto: Getty)

Neun Jahre später: Mickelson gewann bei der Open Championship nach einer furiosen Aufholjagd in Murifield seinen fünften Majortitel. Tiger Woods war vor dem Finale viel besser platziert gewesen als sein Rivale, enttäuschte aber und musste sich mit dem geteilten sechsten Platz begnügen. Sichtlich sauer richtete er nach seiner Runde kein einziges Wort der Anerkennung an Phil Mickelson, der sich eindrucksvoll mit einer phänomenalen Runde zum Sieg schoss. Nur eines merkte Tiger Woods an diesem Tag an: "Der Kurs war machbar." Es war bis heute das letzte Majorturnier, bei dem die beiden Rivalen gegeneinander um den Sieg spielten. Tiger Woods stürzte in den Folgejahren in die größte Krise seines Lebens, als er zurückkam war Phil Mickelson bereits zu alt um in der Weltspitze mitzuhalten. Doch nicht nur die sportliche Rivalität endete, auch die persönliche Beziehung der beiden verbesserte sich in den folgenden Jahren.

Wie Phil Mickelson und Tiger Woods zu Freunden wurden

Tiger Woods musste fast das gesamte Jahr 2016 mit Rückenproblemen aussetzen. Ein Ryder Cup stand an, als Spieler konnte er nicht antreten, also versuchte er alles, sein Team als Vize-Kapitän zu unterstützen. "Als ich mich verletzte und sich meine Rolle im Team änderte, ich Vize-Kapitän wurde und ich versuchte, der Mannschaft trotzdem zu helfen, war Phil großartig. Er unterstützte mich und versuchte mir später bei meinem Comeback zu helfen", erzählte Tiger Woods Jahre nach dem Ryder Cup 2016.

Auch für Phil Mickleson war dieses Turnier der Wendepunkt in der Beziehung der beiden. "Ich hatte immer großen Respekt vor ihm", erzählte er, "doch so richtig veränderte sich unsere Beziehung im Vorfeld des Ryder Cups 2016. Er war Vize Kapitän und wir verbrachten etliche Stunden gemeinsam am Telefon, tauschten uns über Spieler, Picks, Statistiken, Kursaufbau und all diese Dinge aus. Und als ich begriff, wie gut er vorbereitet war, wie akribisch er jede Kleinigkeit kannte, hatte ich eine neue Art von Respekt vor ihm. Als wir für ein gemeinsames Ziel arbeiteten, nämlich des Ryder Cup zu gewinnen, brachte uns das einander näher. Ich glaube, das war sowas wie ein Wendepunkt." Team USA gewann den Ryder Cup im Jahre 2016 nach acht Jahren ohne Sieg erstmalig wieder.

Ausgelassene Freude nach dem Ryder-Cup-Triumph 2016 bei Tiger Woods und Phil Mickelson. (Foto: Getty)

Ausgelassene Freude nach dem Ryder-Cup-Triumph 2016 bei Tiger Woods und Phil Mickelson. (Foto: Getty)

Phil Mickelson und Tiger Woods: Eine Golf-Freundschaft

Mittlerweile ist das Verhältnis zwischen Tiger Woods und Phil Mickelson freundschaftlich. Mickelson meldete sich regelmäßig bei Woods, bot ihm seine Hilfe an, als dieser in der sportlich und privat größten Krise seines Lebens steckte. Sie schätzen sich mehr denn je und veranstalten mit ihrer "The Match"-Reihe immer wieder Showmatches. Alleine oder mit prominenter Unterstützung treten die beiden ehemaligen Rivalen dort gegeneinander an. Es wird gescherzt, in typischer Mickelson-Manier freundschaftlich gepöbelt und die gesamten Einnahmen für einen guten Zweck gespendet. Phil Mickleson und Tiger Woods machten es Jack Nicklaus und Arnold Palmer nach: aus ehemaligen Rivalen wurden Freunde.

Phil Mickelson und Tiger Woods amüsieren sich. (Foto: Getty)

Phil Mickelson und Tiger Woods amüsieren sich. (Foto: Getty)

 

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