Golf-Stars

„Grund zur Sorge“ für Tiger Woods

06. Feb. 2015 von Oliver Felden in Köln, Deutschland

Und wieder muss Tiger Woods wegen seiner Rückenbeschwerden aufgeben - wie nachhaltig ist die Verletzung? (Foto: Getty)

Und wieder muss Tiger Woods wegen seiner Rückenbeschwerden aufgeben - wie nachhaltig ist die Verletzung? (Foto: Getty)

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Tiger Woods war bereit. Er hatte ein gutes Warm-Up auf der Range, traf den Ball ordentlich. Dann kam der Nebel, und mit ihm eine fast zweistündige Verschiebung seiner Startzeit. Woods sieht genau darin den Grund für seine erneut aufgetretenen Rückenbeschwerden. Er sei kalt geworden und hätte es nicht geschafft, gerade die problematische Muskulatur im unteren Rücken zu aktivieren.

Bei einem Zwischenstand von zwei über Par in der Auftaktrunde der Farmers Insurance Open musste Tiger Woods seinen Auftritt nach elf gespielten Löchern vorzeitig beenden. Zuvor hatte er während des Schwungs erneut offensichtliche Probleme mit seinem Rücken, konnte kaum einen sauberen Schwung ausführen und musste sich gar von Flight-Partner Billy Horschel sein Tee aufheben lassen.

Tiger Woods - Die unendliche Verletzungsgeschichte

Wieder der Rücken also, und anstatt Licht am Horizont wirft jeder Auftritt Tiger Woods' ein neues Bündel Fragen auf, deren Antworten komplexer zu sein scheinen, als bisher angenommen. Bei seinem Comeback 2015 standen vor allem die Probleme im kurzen Spiel zur Diskussion, der Rücken sei "kein Thema mehr", erklärte Woods im Anschluss an die schlechteste Runde seiner Karriere Ende Januar in Phoenix. Nicht einmal eine Woche später musste der Rekord-Weltranglistenerste zum dritten Mal bei seinen letzten acht Turnier-Teilnahmen seit März 2014 aufgeben. Wird sich Tiger Woods jemals wieder zu 100 Prozent rehabilitieren können? Wo liegt die Ursache für die tiefgreifenden Beschwerden? Und was können Amateure daraus lernen?

Tiger Woods schwingt zu belastend

Experten sehen den Grund für die immer wiederkehrenden Probleme in Tigers Schwungbahn und den extremen Kräften, die wirken, wenn er seinen enormen Speed auf den Schlägerkopf bringt. Tigers Schwung ist durch eine ausgeprägte Innen-Außen-Bewegung gekennzeichnet, die eine starke Beugung des Rückens zum Treffmoment hin verlangt. Zusammen mit der Verdrehung um die Längsachse und den hohen Beschleunigungswerten ist die Belastung, gerade für die Lenden-Wirbel, enorm.

Dr. med. Michael Alexander Mecner und Christopher Manuel Weller, die gemeinsam die Golfmedizin Stuttgart betreiben, beurteilen die Situation um Tiger Woods aus medizinischer Perspektive und erklären, welche Möglichkeiten dem 14-fachen Major-Sieger bleiben.

Golf Post: Auf welche Diagnose deuten Tiger Woods' neueste Beschwerden hin?

Dr. med. Michael Alexander Mecner: Die aktuellen Beschwerden von Tiger Woods sind als reaktiv in Bezug auf den bestehenden Bandscheibenschaden zu werten und somit definitiv nichts neues. Laut seinen eigenen Angaben, direkt nach der abgebrochenen Runde, machen ihm starke muskuläre Krämpfe des unteren Rückens zu schaffen.

Christopher Manuel Weller: Man muss sich das als „Schutzreflex“ des Körpers vorstellen: Sein Bandscheibenschaden wird mittels unwillkürlicher Verkrampfung der umgebenden Muskelgruppen „abgeschirmt“, damit keine weitere Belastung auftritt.

Golf Post: Zwischen Woods’ Bandscheiben-OP im März 2014 und seinem ersten Turnier Ende Juni lagen nur zwölf Wochen. Stehen seine mehrfach zurückgekehrten Rückenprobleme im Zusammenhang mit einer zu kurzen Genesungsphase nach der Operation?

Dr. med. Michael Alexander Mecner: Die dreimonatige Pause nach der Operation vom Frühjahr 2014 ist bei Tiger Woods‘ physischer Verfassung sicherlich vertretbar. Es gibt nur wenige vergleichbare Athleten auf der PGA Tour, die wie er derart akribisch an der eigenen Fitness arbeiten – auch an der Rückenstabilisierung. Wenn man es also jemandem medizinisch zutrauen kann, zwölf Wochen nach einer minimalinvasiven Discektomie wieder auf hohem Niveau Golf zu spielen, dann Tiger Woods.

Golf Post: Wie wahrscheinlich ist es aus Medizinersicht, dass er mit solchen Beschwerden zu alter Stärke zurückfindet? Welche Bedeutung fällt dabei der Schwungumstellung zu und wie genau muss ein Golfschwung, auch im Amateurbereich, aussehen, um rückenverträglich zu sein?

Christopher Manuel Weller: Die Tatsache, dass Tiger Woods trotz seiner exzellenten physischen Verfassung auch nach längerer Pause wiederkehrende Probleme hat, gibt Grund zur Sorge. Ob er noch einmal über einen längeren Zeitraum die Tour dominieren wird, ist aus medizinischer Sicht fraglich. Auch was die Schwungumstellung angeht, muss man kritisch sein: Tiger Woods hat bereits seit 2011 viel an der biomechanischen Optimierung seines Schwungs, insbesondere bezüglich des unteren Rückens, gearbeitet und auch vieles umgesetzt. Dennoch scheint sein Körper dieser Belastung, trotz bereits angepasstem Schwung und guter Physis, derzeit nicht standzuhalten.

Dr. med. Michael Alexander Mecner: Tiger Woods ist auch weiterhin Kandidat für Turniersiege, sofern er die Belastung auf seinen unteren Rücken mit konsequenter Schwungoptimierung minimiert und Stabilität des Rumpfes maximiert. Ob das für einen Stammplatz an der Weltspitze reicht, ist fraglich.

Christopher Manuel Weller: Tiger Woods ist ein Musterbeispiel dafür, wie „falsche“ Bewegungsabläufe über die Jahre zu ernsthaften Verletzungen führen können. Grundsätzlich stellen Bandscheibenleiden kein Hindernis für Golf dar, so fern man einen „rückenschonenden“ Schwungablauf und gut trainierte „golfspezifische“ Rückenmuskulatur hat. Wichtig ist es aber grundsätzlich, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, was auch der ehemalige Schwung-Coach von Tiger Woods, Sean Foley, bestätigt. Er sagte auf einer großen Konferenz zum Thema Golf-Fitness im Jahr 2011: 'Golflehrer sollten ihre Schüler niemals einen Schwung ausführen lassen, der irgendwann zu einer Verletzung führen könnte. Egal wie gut diese Golfer spielen.'

Golfmedizin Stuttgart - gesund schwingt besser

Die Golfmedizin Stuttgart, gegründet von Dr. med. Michael A. Mecner und Christopher M. Weller, hat das Ziel, einen individuellen, biomechanisch optimierten Golfschwung für ein beschwerdefreies Spiel zu unterstützen. Die beiden Ärzte lernten sich zu Beginn des Medizinstudiums an der Universität Ulm kennen und entdeckten gemeinsam ihre Vorliebe für den Golfsport. Anschließend verschlug es sie nach Stuttgart, wo sie seither in der Sportklinik Stuttgart für die Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie tätig sind.

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