Profisport Damen

Sophia Popov: „Letztes Jahr hätte ich fast aufgehört zu spielen“

24. Aug. 2020 von Alexandra Caspers in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

Sophia Popov redet nach ihrem Majorsieg mit den Medien. (Foto: Instagram.com/@sophiacpopov)

Sophia Popov redet nach ihrem Majorsieg mit den Medien. (Foto: Instagram.com/@sophiacpopov)

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Sophia Popov gewann bei der AIG Women's Open in Royal Troon ihren ersten Majorsieg und ist die erste deutsche Majorsiegerin überhaupt. Von Tränen überwältigt nahm sie den Pokal entgegen und sagte ein paar emotionale Worte zu ihrem Sieg: "Es fühlt sich unglaublich an. Es steckt eine Menge harte Arbeit dahinter, und eine Menge Kämpfe, die ich in den letzten sechs Jahren durchgemacht habe, vor allem in gesundheitlicher Hinsicht. Ich bin einfach froh, dass ich alles überwinden und einfach im Kopf dabei bleiben konnte. Ich wusste, dass ich die Fähigkeiten hatte. Es wurden mir nur viele Hindernisse in den Weg gelegt, und ich bin einfach froh, dass ich dabei geblieben bin. Letztes Jahr hätte ich fast aufgehört zu spielen. Gott sei Dank habe ich das nicht gemacht."

Sophia Popov gewinnt ihr erstes Major

Angesichts ihres herausragenden Sieges und ihrer zwei Schläge Vorsprung, fällt es beinahe schwer zu glauben, dass Popov keine LPGA Tour Tourkarte hat und ohne große Erwartungen nach Schottland gekommen ist. "Alle haben gesagt: Wie, Du spielst in der Woche vor der Open in Phoenix? Mein Schwerpunkt in diesem Jahr war immer noch die Symetra Tour, und das war für mich wichtiger, was die Money List betrifft. Die British Open waren für mich ein Bonus, und ich kam am Dienstag hierher und wusste, dass mein Spiel in wirklich guter Verfassung ist."

Vor drei Wochen noch hatte sie, anstatt an dem Restart-Turnier der LPGA teilzunehmen, den Caddie für ihre Freundin Anne van Dam gemacht, deren Standard-Caddie wegen der Corona-Pandemie noch in den Niederlanden war. Seitdem ist viel passiert. Popov erhielt eine Einladung zur Marathon Classic in der darauffolgenden Woche, sicherte sich mit ihrem ersten Top-10-Ergebnis auf der LPGA Tour ein Ticket für die Open, machte einen Abstecher nach Phoenix zur Symetra Tour und startete mit Jetlag und nur einer Proberunde setze sie zum ersten Majorsieg an.

Das Ergebnis hätte aber auch sie nicht erwartet: "Ich weiß, dass alles möglich ist, und ich habe diesen Glauben in jede Runde mitgenommen habe, aber das hätte ich nie erwartet. Offensichtlich war ich die ganze Runde über nervös, und ich bin einfach so froh, dass ich es geschafft habe, und es war definitiv anders, als ein Cactus-Tour-Event zu gewinnen."

"Die Nerven waren ähnlich"

Anders war für sie auch, als Führende in de Finaltag zu gehen. "Ich war früher immer die Art Spielerin, die gerne nicht in Führung ging, um vielleicht ein paar Schläge aufzuholen. Das war eine neue Position für mich, besonders bei einer Veranstaltung wie dieser. Das letzte Mal, dass ich um den Sieg mitgekämpft habe war bei dem LPGA Tour Turnier in Meijer in Grand Rapids. Die Nerven waren ähnlich, aber offensichtlich in einem ganz anderen Ausmaß."

"Ich habe in den letzten drei Tagen so viele gute Schläge gemacht, und das musste man auch, wenn man die Bedingungen bedenkt. Ich ging mit dem Glauben auf die Runde 'Egal, was heute passiert, du bist immer in der Lage, an jedem Loch Birdies zu schlagen, also behalte den Kopf drin und versuche, dich zu beruhigen.' Hut ab vor meinem Freund, der mich ruhig gehalten hat, danke." Popovs Freund Max Mehles diente ihr bei diesem herausragenden Sieg als Caddie.

Ein bisschen zu kalt für ihren Geschmack

Besonders war auch der Austragungsort: Royal Troon. Der Platz ist als neunmaliger Open-Austragungsort bekannt, die Damen aber spielten hier zum ersten Mal. "Es war uns eine große Ehre, in Royal Troon, auf diesem fabelhaften Links-Layout teilzunehmen. Die letzten beiden Löcher konnte ich Gott sei Dank ein wenig genießen. Ich habe mich umgesehen, und es ist einfach so schön und es ist so ein fantastischer Platz."

"Vielen Dank an AIG, an R&A, an alle, die diese Woche eine Rolle gespielt haben, damit diese Meisterschaft zu der Meisterschaft wird, die sie ist. Ich meine, wir wurden die ganze Woche über so gut betreut. Es ist unglaublich. Ich habe das schon lange nicht mehr erlebt. Ich war einfach froh, dass alles so gut geklappt hat. Wenn man bedenkt, worum wir uns im Moment mit COVID kümmern müssen, war die Art und Weise, wie man sich um uns gekümmert hat, einfach unglaublich, und dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken."

Wind, Wolken und kühle Temperaturen sorgten für wahrlich schottisches Wetter bei der Women's Open und richtiges Links-Feeling. Nicht nur sportlich eine Herausforderung für die in Arizona ansäßige Popov:

"Es macht mir nicht wirklich viel aus. Ich habe früher immer die British Amateur der Mädchen mitgespielt und es gefällt mir, bis auf die Kälte. Deshalb habe ich 18 Löcher lang meine Handschuhe getragen, was wahrscheinlich ein bisschen übertrieben ist, aber mir war kalt. Aber es war so schön heute, und danke für etwas ruhigeres Wetter."

"Ich bin wieder da, wo ich hingehöre"

Eine Sache, die sich für Popov mit diesem Sieg verändert, ist ihr Tourstatus. "Vorhin wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich meine LPGA-Karte zurückbekommen habe, und ehrlich gesagt war das eines der größten Dinge, die mir während der ganzen Runde durch den Kopf gegangen sind, einfach, wissen Sie, meine Karte zurückzubekommen und wieder dort zu sein, wo ich mich hingehöre."

"Mein größtes Ziel war es, ein LPGA-Event zu gewinnen, Punkt. Dass es auf Anhieb ein Major wird, war offensichtlich mehr, als ich mir erhoffen konnte, aber es war auch etwas, von dem ich wusste, dass ich dazu fähig war."

Der Kampf mit der Lyme-Borreliose

Der Weg dahin war nicht einfach, verriet sie nach ihrer Runde. Popov wurde in Massachusetts, in den USA geboren, ihre Eltern, die Mutter Schwimmerin, der Vater Eishokeyspieler, zogen bald mit ihr und ihren beiden älteren Brüdern nach Deutschland um. Die amerikanische Staatsbürgerschaft hat sie zusätzlich zur Deutschen und nachdem sie sich im GC St. Leon-Rot einen Namen gemacht hat, zieht es sie zurück in die USA. Sie studiert an der University of Southern California und setzte ihre sportlichen Erfolge mit ihrer College-Mannschaft fort. 2015 macht sie den ersten Abstecher auf die LPGA Tour, aber der große Durchbruch bleibt noch aus. Zwischendurch machen ihr gesundheitliche Probleme das Leben schwer.

Über Jahre kämpfte sie mit Lyme-Borreliose. "In meinem ersten Jahr als Rookie hatte ich viele gesundheitliche Probleme, und ehrlich gesagt wussten wir nicht einmal, was es war. Insgesamt brauchte ich drei Jahre und etwa 20 Arztbesuche, um herauszufinden, dass ich an Borreliose litt", sagte Popov. "Zu diesem Zeitpunkt war es jedoch so chronisch, dass ich einfach sehr mit Müdigkeit zu kämpfen hatte. Ich hatte etwa zehn verschiedene Symptome, und es war einfach sehr, sehr schwer, das durchzustehen, weil ich nicht wusste, was es war, und es dauerte so lange, bis ich genau wusste, was los war."

"Ich habe 25 Pfund verloren und musste das alles wieder zunehmen und meine Energie zurückgewinnen, um wieder dahin zu kommen, wo ich war. Das war sehr schwierig." Auch jetzt noch kämpft sie um die Kontrolle über die Krankheit.

"Ich bin sehr diszipliniert, was meine Gesundheit und meine Ernährung betrifft.  Ich trainiere und tue alles in meiner Macht Stehende, um so wenig Symptome wie möglich zu haben, und rundherum habe ich es wirklich gut unter Kontrolle. Ich möchte, dass das auch so bleibt", sagte Popov. "Es war ein langer Weg bis hierher, weil es viel persönliche Recherche gab und ich selbst herausfinden musste, was mir helfen würde, mich besser zu fühlen. Ich bin froh, dass ich an den Punkt gekommen bin, an dem ich mich ziemlich gut fühle, und ich hoffe, dass das auch so bleibt."

Das hoffen wir auch, damit dieser geschichtsträchtige Majorsieg kein One-Hit-Wonder bleibt.

AIG Women's British Open - Ein...

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