Golfreisen

Eine Reise nach Schottland: Der Heilige Gral des Golfsports

13. Jul. 2021 in Hannover, Deutschland

Ein Blick über den Golfcourse Cruden Bay in Schottland. (Foto: Rainer Veith)

Ein Blick über den Golfcourse Cruden Bay in Schottland. (Foto: Rainer Veith)

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Unter der Wiege des Golfs versteht man in aller Regel St. Andrews, insbesondere den Old Course. Wer aber abseits der Touristenmassen traumhafte Links Plätze mit viel weniger Touristen spielen und erleben möchte, dem empfehle ich Cruden Bay und natürlich Royal Dornoch.

Cruden Bay: Hoher Spaßfaktor und Dracula im Hintergrund

Freitagvormittag: Ich lande in Aberdeen. Schon vor Jahren war ich mal hier, um den neuen Golfplatz Trump International zu spielen. Dieser Golfplatz ist auch phantastisch, ein unglaubliches Design, riesige Dünen, enge Fairways, atemberaubende Löcher. Einziger Fehler: Der Name und sein Eigentümer. Aber diesmal geht es noch weiter rauf in den Norden, genauer gesagt nach Cruden Bay. Die Anfahrtsstraße in das kleine Dorf ist so schmal und gewunden, dass ich mich fragte, ob ich die richtige Abzweigung nahm. Die Straße war die richtige. Ich kam auf dem kleinen unscheinbaren Parkplatz mit dem funktionalen Clubhaus an und überblickte auf einem den zu Recht berühmten und beliebten Golfplatz von Cruden Bay.

Es gibt Rankings, die besagen, dass North Berwick und Cruden Bay Golfplätze mit einem sehr hohen Spaßfaktor sind, weil sie viele trickreiche Löcher mit blinden Abschlägen und blinden Grünannäherungen haben. Nach der Runde würde ich mich dem auf jeden Fall anschließend. Zuerst einmal war ich von der Szenerie überwältigt: Direkt an der Nordsee und im Hintergrund die Ruine von Slain Castle, die Bram Stoker zu „Dracula“ inspiriert haben soll. Wenn der Wind weht, bedarf es keiner Vampire, um Blut aus der Score Karte fließen zu lassen. Gerade die ersten neun Löcher haben es in sich. Die Löcher 4 und 5 sind brutal, wenn man in den Wind spielt. Das 4. Loch ist ein tolles Par-3 von 180 Meter. Trotz Driver kam ich gerade mal so auf Fahnenhöhe. Das darauffolgende Par-4 von 420 Meter war de facto ein Par-5 bei Gegenwind. Danach wird der Platz allerdings „quirkier“, d.h. verschrobener und der Spaßfaktor schnellt steil in die Höhe. Schön ist das Finish: Loch 15 ist ein Par-4, 360 Meter, mit Rückenwind nur ein Holz 3 und ein Wedge in das Grün, das in einem Tal versteckt ist. Anschließend zwei Par-3, das erste ist komplett blind anzuspielen und zum Abschluss ein schönes, aber eher leichtes Par-4.

Dornoch gehört zu den zehn besten Golfplätzen der Welt

Weiter ging es circa vier Stunden gen Norden, genauer gesagt nach Dornoch, wo schon seit 1616 Golf gespielt wird. Mir gelang es mich für das Fraser Gardner Turnier anzumelden. An einem Tag werden beide Plätze in Dornoch gespielt, der Struie und der Championship Platz. Letzterer gehört zu den Top 10 in der Welt. Ehrlich gesagt hatte ich schon viel über Dornoch gelesen und gehört, aber die Fotos fand ich nun nicht so überwältigend, als dass ich einen Top-10-Platz erwartet hätte. Die Anfahrtstrasse nach Dornoch, ein kleines Städtchen eine Stunde nördlich von Inverness, ist nicht ganz so winzig wie die nach Cruden Bay, aber eine breite Landstrasse war das auch nicht. Ich checkte schnell in das Dornoch Castle Hotel ein. Wer hier aber ein luxuriöses 5 Sterne Burghotel à la Gleneagles erwartet, sieht sich getäuscht. Das Hotel ist einfach und sauber mit kleinen Zimmern. Ich fühlte mich gleich an meine Studentenbude erinnert, wenn diese auch nicht so sauber wie das Hotelzimmer war. In dem Dornoch Castle Hotel ist noch ein überraschend gutes Restaurant mit einer kleinen aber feinen Speisekarte und vor allem eine Bar mit einer unglaublich großen Whisky-Auswahl.

Samstagmorgen: Es regnete bereits die halbe Nacht durch und sollte sich erst ab 14 Uhr beruhigen. Wenn ich schreibe Regen, dann meine ich auch Regen. Ich fragte im Pro Shop nach, ob gestartet wird, der verständnislose Blick war Antwort genug. Selbstverständlich wurde gespielt, und zwar von den hinteren Abschläge. Es ging schließlich um die Fraser Gardner Trophy. Die ersten sieben Löcher hielt ich mich noch dank einiger Putts ganz gut, aber ein dummers Triplebogey auf einem leichten Par-5 verdarb mir den Score. Die zwei neun Löcher waren eine einzige Regenschlacht auf dem Struie Kurs, der bei weitem nicht an den Championship Platz herankommt. Auf dem 15. Loch rutschte mir der Driver fast aus der Hand und der Ball landete auf dem leichten Loch im Aus. Dank zweier Pars konnte ich noch eine 85 reinbringen. Paul, Handicap 2, spielte eine tolle 78 und Colin, Hcp. 5 und aus Dornoch kommend, eine 96.

Auf den letzten Löchern bildeten sich schon einige Pfützen auf den Fairways, aber alle Grüns waren perfekt. Keine Pfütze, schnell und treu. Ein Genuss zu spielen. Schnell wechselte ich nach der Runde die Klamotten, trocknete die Schläger mit einem Fön und investierte vor allem in einen Regenhandschuh, der sich auch kurze Zeit später auf dem Championship Kurs bezahlt machen sollte. Das ich +8 nach nur 8 Löchern lag, hatte ausschließlich mit zwei schlechten Schlägen und nicht dem Dauerregen und dem Wind zu tun. Pünktlich gegen 14 Uhr ließ der Regen nach und hörte kurze Zeit später sogar ganz auf. Die letzten 10 Löcher konnte ich somit in vier über Par für ein Gesamtergebnis von 82 beenden. Paul spielte eine 83 und Colin eine 86. Mit dem Ausgang hatte ich selbstverständlich nichts zu tun. Der Sieg ging an einen Handicap +3 Spieler, der in den Bedingungen eine 73 und 71 spielte! Was für immer bleiben wird, ist die Erinnerung an ein unglaubliches Erlebnis auf einem fantastischen Golfplatz, der zurecht unter den zehn besten weltweit geführt wird. Jeder Bunker, jede Welle im Grün haben ihre Bedeutung. Häufig haben wir bereits 10 Meter vor dem Grün den Putter gezogen und den Ball über eine Welle an die Fahne laufen lassen. Die Ausblicke auf die Nordsee, die direkt an die neunte Bahn grenzt sind atemberaubend.

Ruhe und Natur genießen

Was fiel noch auf? Keiner von uns fuchtelte mit einem Laser vor der Nase herum und die erste Runde dauerte im strömenden Regen vier Stunden und die zweite gerademal 3,5 Sunden, oder wie die Schotten sagen „Normal“. Da Dornoch zwar weltberühmt ist und gerade von Größen wie Tom Watson und Ben Crenshaw überaus geschätzt wird, aber jedoch weit „vom Schuß“ liegt, verirren sich relativ wenige Touristen, gerade amerikanische, nach Dornoch. Man kann die Ruhe, die Natur, die Golfplätze stressfrei genießen.

Wer den heiligen Gral findet, der soll Glückseligkeit und ewige Jugend gewinnen. Abends verarbeitete ich die Eindrücke bei einem guten Essen und einem guten Whisky. Eindeutig war ich glücklich Dornoch relativ gut gespielt zu haben und etwas jünger fühlte ich mich auch noch dazu. Ich hoffe, daß ich irgendwann noch einmal zurückkomme nach Dornoch. Wenn man schon mal weiß, wo der heilige Gral zu finden ist…

(Text: Rainer Veith)

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