Major

PGA Championship: Koepka lauert schon aufs nächste Major – und vergisst DeChambeau nicht

07. Aug. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Brooks Koepka konnte sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung Bryson DeChambeau nicht verkneifen. (Foto: Getty)

Brooks Koepka konnte sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung Bryson DeChambeau nicht verkneifen. (Foto: Getty)

Erwartungsgemäß: Na klar, es ist Major-Zeit – und Brooks Koepka ist bei der Musik, wie man so schön sagt. Runde 1 dieser 102. PGA Championship ist in den Büchern, und der 30-Jährige lauert bereits auf sein fünftes Major, den im modernen Golf unerreichten dritten PGA-Championship-Triumph in Folge nach Bellerive 2018 und Bethpage Black 2019. „Nur dafür lohnt es sich, rauszugehen und zu spielen“, sagt Siegertyp Koepka über seine spezielle Motivation. Gestern legte der Hüne aus Florida eine 66 aufs Parkett des TPC Harding Park, spielte sechs Birdies, aber auch zwei Bogeys und rangiert in einer neunköpfigen Gruppe einen Schlag hinter den führenden Jason Day und Brendon Todd, zu der nach seinem starken Auftakt auch Martin Kaymer gehört. „Ich fühle mich gut, ich spiele gut“, sagte Koepka auf dem Weg ins Clubhaus – und konnte sich einmal mehr einen Seitenhieb auf Bryson DeChambeau und dessen überanalytische Herangehensweise ans Golfspiel nicht verkneifen: „Es gibt überhaupt keinen Grund für all diesen wissenschaftlichen Kram und all diese Zahlen und Berechnungen und Auswertungen. Man geht einfach raus und spielt.“

Jason Day: Der malade Rücken hält

Auf dem Fahrersitz: Solche Blickwinkel hatte Jason Day schon lange nicht mehr. Fünf Jahre nach dem Gewinn der PGA Championship in Whistling Straits sowie frisch von Langzeit-Trainer, Caddie und Mentor Colin Swatton getrennt, rangiert der Australier nach Runde eins im TPC Harding Park mit einem Schlag Vorsprung an der Spitze des Felds und hat freie Sicht nach vorn. Der 32-Jährige wirkte auf seiner makellosen 65er-Runde frisch und unbelastet – keine Spur von den jahrelangen Rückenschmerzen, die ihn zu besonderen Atemtechniken gezwungen haben und ihn auch schon mal mitten auf der Runde außer Gefecht gesetzt hatten. „Ich halte meinen Rücken in die Sonne, wann immer es geht“, lachte Day. „Es war toll, vergangene Woche beim WGC in Memphis in der Hitze zu spielen. Bei diesen kühlen Wetterbedingungen hier muss ich jetzt einfach vorsichtig sein und bestimmte Bewegungen wie zu starkes Beugen vermeiden.“

Justin Thomas als erstes Zypressen-Opfer der PGA Championship

Probe aufs Exempel: Kaum hatten wir an dieser Stelle gestern die ballfressenden Zypressen an den Fairway-Rändern des TPC Harding Park erwähnt, da lieferte Justin Thomas nur wenige Stunden später den Beweis.

Vom Abschlag der Sieben feuerte er seinen Ball per elegantem Fade in die Krone eines der Spalier stehenden Immergrün-Bäume und wartete später vergeblich auf „Fallobst“. Die Zypresse behielt den Ball, der Weltranglistenerste musste einen neuen droppen und durfte sich am Ende ein Doppel-Bogey notieren. Als ihm das bereits 2014 einmal passierte, beschrieb er auf Twitter die Hoffnung, das ihm das nie wieder passieren möge, denn es sei bei weitem nicht so lustig, „als wenn ich sie im Fernsehen [bei jemand anderem] gesehen hätte“. Diese Hoffnung hat sich für ihn offensichtlich nicht erfüllt.

Wiederholung: Der Driver-Bruch von DeChambeau

Weil‘s so skurril war: Es gibt Szenen, die so bezeichnend sind, dass man einfach noch mal drauf eingehen muss. Und wenn ausgerechnet Bryson DeChambeau, der „Hulk mit dem Holz“, den Kopf seines Drivers verliert, dann schreit das förmlich nach Wiederholung. Auf Loch 7 war‘s, als der Texaner das 317 Meter entfernte Grün mit dem Abschlag zu erreichen versuchte und sich beim anschließenden Bücken nach dem Tee aufs Holz 1 stützte, woraufhin Kopf und Schaft sich am Hosel trennten. Das anfänglich verdutzte Gesicht von DeChambeau war sehenswert, aber er nahm es mit Humor.

„Ich schwinge halt zu schnell und zu hart. Das Material hält nun mal nicht ewig, und dieser Driver musste schon ein Jahr lang mein enormes Schwungtempo aushalten. Da kann so was passieren“, erklärte er später. Gemäß den reformierten Golfregeln (Bei Schäden an einem Schläger ist Ersatz ist erlaubt, sofern der Schaden nicht durch mutwillige Aktionen entstanden ist) durfte der „Mad Scientist“ sich einen neuen Schaft bringen lassen, schraubte den verloren Kopf dran und spielte eine 68 (2 unter Par).

Woods‘ neuer alter Putter schont den Rücken

Verheißungsvoller Auftakt: Tag eins von Tiger Woods bei dieser 102. PGA Championship darf durchaus als geglückt bezeichnet werden. Der 44-Jährige spielte mit seinen 68 Schlägen (-2) die beste Auftaktrunde bei einem Major seit 2012 und legte den besten Start in eine PGA Championship seit 2009 hin. Vielleicht lag‘s auch ein bisschen am Putter-Wechsel, immerhin rangiert der Superstar mit 1,58 Putts auf den zwölf „in regulation“ getroffenen Grüns im Vorderfeld der 156 Teilnehmer (Rang T17). Derweil hat Woods-Kumpel und „Putt-Guru“ Steve Stricker ein paar Details ausgeplaudert, die den Griff des 15-fachen Majorsiegers zum modifizierten Scotty Cameron Newport 2 erklären:„De facto ist es derselbe Schläger, nur etwas flexibler und mit mehr Möglichkeiten zur Gewichts- und damit Balance-Veränderung. Das Entscheidende aber ist ein kleines Plus an Länge, das den Rücken schont und ihn daher entspannter putten lässt.“

Vier Star-Caddies unter einem Dach

Männerwirtschaft: Majors bringen die Golf-Superstars zusammen, das gilt auch für ihre Caddies – und für diese vier Looper bei ebendieser PGA Championship in besonderer Weise. Joe LaCava, Bag Man von Tiger Woods, Michael Greller, der die Tasche von Jordan Spieth trägt, Jim „Bones“ Mackay als Aushilfe bei Justin Thomas und Matt Kuchars John Wood logieren nämlich nahe dem TPC Harding Park unter einem Dach. „Solche Konstellationen sind aber bei Majors nicht ungewöhnlich“, betont Wood, der als ortskundiger Nordkalifornier die Unterkunft besorgt hatte. Trotz möchte man da gern „Mäuschen“ sein, wenn diese illustre Runde nach getaner Arbeit den Tag Revue passieren lässt. „Was im Haus passiert, das bleibt auch im Haus“, sagt John Wood dazu: „Aber es geht meisten unglaublich lustig zu. Mehr wird nicht verraten.“

US-Open-Champion Woodland hat abgespeckt

Gewichtsverlust: Während Bryson DeChambeau täglich 6.000 Kalorien verfuttern muss, um seine 20 Pfund Muskelwachstum zu befeuern, hat Gary Woodland die Corona-Zwangspause genutzt, um etwas abzuspecken. Der amtierende US-Open-Champion verlor im Lockdown gut zwölf Kilo, weil er auf Zucker und Frittiertes verzichtete. „Man wird nicht jünger und muss ein bisschen mehr auf seinen Körper achten, wenn man auch weiterhin mit all den jungen Kerlen hier mithalten will“, sagte der 36-Jährige. „Ich habe einfach mehr Kalorien verbraucht, als ich zu mir genommen habe. Das hätte ich schon viel früher machen müssen.“

Der Dunst bremst die Bälle ein

Nebel des Grauens: Nein, so schlimm wie in dem gleichnamigen Horrorfilm ist es bei der PGA Championship nicht. Aber der feuchte Dunst, der durch die Zypressen auf dem TPC Harding Park wabert und die gefühlte Temperatur um etliche Grad senkt, hat sehr wohl mächtigen Einfluss auf das Spiel. Dieser „Marine Layer“, die maritime Luftschicht, entsteht schlichtweg, weil wärmere Temperaturen aus dem Inland auf das kühlere Küstenklima in San Francisco treffen. In Pebble Beach beispielsweise empfehlen die Caddies bei Nebel, einen Schlag mehr zu nehmen. Und deswegen spielt sich der TPC Harding Park trotz seiner nominell vergleichsweise kurzen 6.600 Meter deutlich länger – die Bälle müssen halt durch ziemlich zähe Suppe.

Selbst Professionals haben eine Menge Mühe, sich darauf einzustellen, dass plötzlich ein Eisen 5 nicht mehr so weit fliegt wie ein Eisen 8 unter wärmeren Bedingungen und in dünnerer Luft. „Einige von den Jungs haben sich schon über ihre TrackMan-Werte gewundert. Aber sie können hier halt nicht das gewohnte Schwungtempo und die entsprechenden Ballgeschwindigkeiten entwickeln“, erzählte Tiger Woods. Justin Thomas und Jordan Spieth haben dazu die passenden Zahlen. „Ich bin mit dem Driver 30 Yards kürzer“, sagte der Weltranglistenerste. Und Spieth verliert 13 Yard auf seine üblichen Eisendistanzen.


TPC Harding Park - Schauplatz...

Masters im November wohl ohne Patrons

Das Letzte: Und zum Schluss eine Nachricht, die nichts mit dieser PGA Championship zu tun hat, aber sehr wohl mit dem Thema Majors. Der Bürgermeister von Augusta geht davon aus, dass das auf November verschobenen Masters ebenfalls ohne Zuschauer ausgetragen wird, die ja in diesem Fall Patrons genannt werden. „Der Augusta National Golf Club ist sehr rücksichtsvoll und wird alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um die Gesundheit und Sicherheit nicht nur der Spielern, sondern auch der Stadt zu schützen“, sagte Hardie Davis: „Diese PGA Championship läuft ohne Publikum, und das wird wird wahrscheinlich in Augusta auch so sein.“


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