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Naturerlebnis als Faustpfand, Vernetzung als Chance

05. Sep. 2020 von Benjamin Reeve in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

In der Natur Mittelfrankens liegt die Golfanlage Zollmühle. (Foto: GC Zollmühle)

In der Natur Mittelfrankens liegt die Golfanlage Zollmühle. (Foto: GC Zollmühle)

Der Wandel des Golfsports ist in aller Munde. Der gesellschaftliche Wandel beeinflusst die Bedürfnisse auf dem Golfmarkt und in den Golfclubs selbst. Bei Golf Post lesen Sie wie sich Golfclubs den Sport in Zukunft vorstellen. So einzigartig wie jeder Club, sind auch die Ansätze zur Bewältigung der kommenden Aufgaben. Die Betreiber der unterschiedlichsten Golfplätze im Gespräch mit Golf Post, dem Digitalen Zuhause für Golfer.

GC Zollmühle

Die Golfanlage Zollmühle besteht seit 31 Jahren und wird als Familienbetrieb geführt. Die schöne Anlage in Mittelfranken, liegt inmitten des idyllischen Rezattals am Rande des neuen fränkischen Seenlandes. Beim Golf Post Community Award 2019 gewann der GC in gleich zwei Kategorien. Sowohl in der Kategorie "Willkommenskultur" als auch beim "Preis-Leistungs-Verhältnis" votierte die Golf Post Community den Club im Süden Nürnbergs nach ganz vorn.

„Die Lage bedingt zu großen Teilen unsere Geschäftsstruktur“, erklärt Bernd Müller, Geschäftsführer der Zollmühle, der von Anfang an für die Golfanlage arbeitet. Begonnen habe der Betrieb 1989 als 6-Loch-Anlage, die sich nach und nach erweiterte, bis 2004 der 18-Loch-Platz eingeweiht wurde. Des Weiteren verfügt die Anlage über eine Driving Range mit 50 Abschlägen, mehrere Pitching- und Chipping-Bereiche, 3 Putting-Greens sowie einen 9-Loch-Kurzplatz. „Den Leuten gefällt unsere Anlage gut und wir werden oft für unsere Arbeit gelobt, doch zu oft hört man den Satz: ,Wenn ihr nur ein paar Kilometer näher an Nürnberg liegen würdet.‘ Darin liegt zum großen Teil die Aufgabe, die wir lösen müssen.“ In den letzten 31 Jahren hätte es immer wieder Veränderungen gegeben, sagt Müller, der gelassen wirkt aber mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blickt.

Weniger Zeit für Golf

„Bisher haben wir keine Einbußen zu verzeichnen. Neugolfer und Golfer, die aufhören, halten sich die Waage.“ Der Golfclub Zollmühle kann Jahr für Jahr die Mitgliedzahlen halten oder leicht verbessern. Dennoch rechnet Müller mittelfristig mit einem Rückgang: „Wenn die Freizeit sich ändert, muss sich auch der Golfsport verändern“, meint er. Es sei vollkommen normal, dass ältere Golfer irgendwann aufhören zu spielen. Die Entwicklung ist spürbar. Der Golfcart-Bedarf sei stark gestiegen. Es gab allerdings eine Gruppe von älteren Neugolfern, die erst anfängt wenn sie in Rente geht. Diese Gruppe habe sich in letzter Zeit aus den gleichen Gründen verkleinert, wie auch die Gruppe von jungen Neugolfern fast traditionell klein ist: „Den Leuten steht aus verschiedenen Gründen weniger Zeit für den Golfsport zur Verfügung“, so Müller. Im ländlichen Raum müsse man die Anfahrt zur Anlage hinzurechnen. Diese Entwicklung könne auch daran abgelesen werden, dass die Turnierteilnahmen in den letzten zehn Jahren deutlich zurückgegangen wären. Die Teilnahme an 9-Loch-Turnieren sei hingegen leicht gestiegen. „Die Leute können oder wollen nicht mehr den ganzen Tag lang Golf spielen“, so Müller. Zudem sei die sportliche Leistung nicht mehr ausschlaggebend für die Motivation, sondern der Spaß am Golf. „Früher war die Handicap-Jagd ausschlaggebend, heute ist es das Naturerlebnis, die gesunde Bewegung und die Freude am Spiel.“ Der direkte Konkurrent ist für Müller daher nicht die Golfanlage nebenan, sondern in seinem Wirtschaftsraum eher das E-Bike mit dem Zeit frei eingeteilt werden kann, bei dem keine Vereins- oder Ortsbindung besteht.

 

Mehrwert für Mitglieder durch Vernetzung

So begegnet der GC Zollmühle seinen Herausforderungen durch Platzqualität, landschaftliche Schönheit und auf weiteren Ebenen. Zunächst sind die ungemein vielfältigen Kooperationen der Anlage auffällig. Sie kooperiert mit der Indoorgolfanlage Gunzenhausen. Zudem ist sie Teil der Netzwerke „500% Golf“, das sich rund um Nürnberg positioniert, und „mehrgolf.bayern“, das seinen Service im Raum Ingolstadt anbietet. Der GC Zollmühle pflegt Greenfee-Vereinbarungen mit 32 Nachbaranlagen. „Mit Kooperationen und Vereinbarungen gewinnt man keine neuen Mitglieder. Es ist vielmehr ein Anreiz, um sie zu halten“, erklärt Bernd Müller. Auch arbeitet sein Golfclub – neben normalen Schnupperkursangeboten – mit der Hochschule für angewandtes Management Ismaning zusammen, die einen Studiengang zum Sportmanagement anbietet und die Zollmühle in ihr Angebot im „Adventure-Campus“ in Treuchtlingen aufgenommen hat. „In der Hochschule betreiben wir vor allem Image-Arbeit für den Golf als Ganzes, würden aber gerne enger zusammenarbeiten. Ähnliches gilt für eine Golf-Challenge, die wir für andere Sportvereine angeboten haben. Für uns als Anlage wird das Thema Golf und Gesundheit aber immer wichtiger“, erklärt Müller. Die Zollmühle unterhält dazu bereits Hotel-Partnerschaften zu Aktiv-Resorts, die zu engeren Kooperationen ausgebaut werden. In diesem Rahmen baut die Zollmühle auf weitere Gastspieler. „Wir haben jüngst Stellplätze für Wohnmobile geschaffen. Zusammen mit der Internationalisierung der Internetseite, die bald auch auf Englisch geführt wird, versuchen wir neue Zielgruppen anzusprechen.“

 

16 neue Stellplätze hat der GC Zollmühle geschaffen und den Baumbestand neu geordnet. (Fotos: GC Zollmühle)

 

 

Eine weitere Stellschraube, die zur Marktanpassung gedreht werden kann, ist für die die Betreiber einer Golfanlage selbstverständlich auch der Platz. Neben der Marktplatzierung in der Region passt der GC Zollmühle deshalb seinen Kurs den wechselnden Ansprüchen an. Driving-Range-Spiele wie TrackMan oder TopTracer seien nichts für den ländlichen Raum, meint Müller. Interessant wäre es jedoch wenn sich die Technik virtueller Brillen in Richtung Golf weiterentwickeln würde. Das Naturerlebnis sei das Faustpfand einer ländlichen Anlage. „Und wenn die Freude am Golf ausschlaggebend für einen Verbleib im Club ist, dann müssen wir Erfolgserlebnisse herbeiführen“, sagt Müller. Der Kurs würde nicht unbedingt leichter zu spielen aber man sorge beispielsweise dafür, dass die Bälle einfacher wiedergefunden werden. Auch dazu werden der Baumbestand und die Buschlandschaft umgestaltet, so dass der Spaß am Spiel erhöht würde. An der Zollmühle ist der Naturschutz von hohem Stellenwert, auch weil die Natur ein Merkmal der Anlage ist. „Bei uns gibt es Hasen, Biber, Bienen und Rotwild. Viele Gäste freuen sich über Begegnungen mit den Tieren.“ Auch die Gastronomie ist für Müller eine der Stellschrauben, an denen seine Anlage noch drehen müsse. „Insbesondere für Veranstaltungen ist noch Potential nicht ausgeschöpft“, sagt er.

Der Übungsfairway und der alte Mühlturm der Golfanlage. (Fotos: Zollmühle)

Weniger Regeln für Golfnovizen

Mittelfristig möchte Müller den Platz weiter optimieren und Mehrwerte durch Kooperationen zu Fitnessstudios schaffen. Ansonsten haben die Betreiber der Zollmühle noch viele Ideen, die jedoch gemeinsam mit dem DGV angegangen werden müssen. Ausgehend von der festgestellten Tendenz in Richtung kurzer Turniere, plädiert Bernd Müller dafür, 6- bzw. 12-Loch Turniere als vorgabewirksam zuzulassen oder das Regelwerk vom Handicap abhängig zu machen. „Warum sagen wir nicht, dass bis zu einem Handicap von z.B. 15 nur die 10 wichtigsten Regeln zur Anwendung kommen?“


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