Back Nine

Mickelson hat‘s nicht kapiert und empfindet Distanzdebatte als Strafe

10. Feb. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Phil Mickelson und die Distanzdebatte - was "Lefty" dazu zu sagen hat... (Foto: Getty)

Phil Mickelson und die Distanzdebatte - was "Lefty" dazu zu sagen hat... (Foto: Getty)

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Gesprächsstoff: Der von USGA und R&A vergangene Woche veröffentlichte Schlaglängen-Report beschäftigt die Gemüter. Viele haben ihn gelesen, manche nicht; die meisten kommen zu richtigen Erkenntnissen, ein paar wenige zu eher kruden Folgerungen. Beispielsweise Phil Mickelson. Am Rande des Pebble Beach Pro-Am lamentierte der fünffache Majorsieger, dass man die Professionals dafür bestrafen wolle, besser sein zu wollen. „Ich glaube nicht, dass wir massive Materialveränderungen haben. Wir haben heutzutage bloß Athleten, die mehr Vorteile aus dem Equipment ziehen können als es früher der Fall war. Und es gefällt mir nicht, dass dies herabgewürdigt und bestraft wird “, sagte „Lefty“ und nannte das Beispiel Bryson DeChambeau, der nach seiner Ertüchtigungskur übrigens von „Sports Illustrated“ zu den „Fittesten Sportlern 2020“ gezählt wurde. Mickelson: „Bryson war intensiv im Fitness-Raum und schlägt nun richtige Granaten – und jetzt sollen die Distanzen eingedämmt werden, bloß weil er ein besserer, ein besser trainierter Athlet geworden ist.“

Das freilich ist leider zu kurz und völlig verquer gedacht. Wenn beispielsweise der Ball derart modifiziert wird, dass er zehn Prozent weniger weit fliegt, dann gilt das für alle Profis, für alle Schlaglängen. Die Verhältnisse bleiben doch gewahrt – und Longhitter in Relation zum Rest der Golfwelt immer noch Longhitter, „bessere Athleten“ ebenfalls weiterhin „bessere Athleten“. Nur sind halt alle generell zehn Prozent kürzer. So einfach ist das.

Kaum nachvollziehbarer ist die Argumentation von Webb Simpson, der anstelle von Materialveränderungen etwa für schmalere Fairways oder kleinere Grüns plädiert, um das Spiel zu erschweren. Das jedoch würde den Greenkeeping-Aufwand drastisch erhöhen statt ihn grundsätzlich zu reduzieren, schließlich muss das fürs Turnier verschärfte Set-up des Platzes erstmal hergestellt und dann wieder zurückgefahren werden, damit Otto Normalgolfer auch Spaß hat. Und die Bunker sind immer noch nicht wieder im Spiel – egal, wo der drüber weg fliegende Ball landet.

Angesichts solcher Aussagen ist man fast froh über Dustin Johnson, der den „Distance Insights Report“ angesichts seines Umfangs direkt wieder beiseite gelegt hat: „Ich sah die E-Mail mit der Zusammenfassung und dass sie 18 oder so Seiten hatte und hab gar nicht mal versucht, sie zu lesen.“ Typisch D. J.

Einer, der die richtigen Schlüsse gezogen hat, ist Nick Price. „Wenn Golfplätze immer länger werden, dann müssen sie in immer größerer Entfernung von Städten und Gemeinden gebaut werden, um die notwendigen Flächen zu generieren“, sagte der dreifache Majorsieger aus Zimbabwe, der zum Beraterstab der USGA gehört. „Solche Anlagen sind schwierig erreichbar, Golf kriegt damit eine Country-Club-Attitüde, statt für jedermann zugänglich zu sein. Ich glaube kaum, dass das eine sinnvolle Entwicklung ist.“

Hobby-Golfer schaffen es kaum über 200 Meter

Nebenprodukt: Der Schlaglängen-Report von USGA und R&A behandelt nicht nur die Weitenjägerei der Professionals, sondern vermittelt auch interessante Zahlen aus dem Bereich der Amateur- bzw. Freizeitgolfer. Demnach betrug 2019 die durchschnittliche Drive-Distanz bei den Männern 197,5 Meter. Herren mit Handicap 6 und weniger brachten es im Schnitt auf 218,5 Meter, die mit 21 und mehr auf 162 Meter. Die Damen lagen im Gesamtschnitt bei 135 Meter vom Tee, mit Handicap 6 und weniger bei 180 und mit 29 plus bei  110 Metern. Bei den männlichen Golfern wurden seit einem 182-Meter-Durchschnitt im Jahr 2000 zwei signifikante Sprünge auf die aktuellen 197,5 Meter festgestellt, die laut USGA und R&A mit der Abkehr vom flüssigen Kern der Bälle hin zu durchgängig solider Bauweise zur Jahrtausendwende sowie mit der Einführung dickerer Schlagflächen und beweglicher Gewichte in den Driver-Köpfen ab 2005 zusammenhängen.

Der „Bunker Wizard“ zaubert glatten Sand

Erfindergeist: Hand aufs Herz, harken Sie gern Bunker? Zumal wenn der (hölzerne) Stiel mordsmäßig schwer oder das Gerät verbogen ist, eventuell ein paar Zinken fehlen. Doch es gibt Abhilfe. Der „Bunker-Zauberer“ macht das Glätten des Sands zu einem echten Vergnügen, man mag gar nicht mehr raus aus dem Hindernis, könnte stundenlang rollen und glätten – hier spricht die Eigenerfahrung. Jedenfalls ist das auf der PGA Merchandise Show vorgestellte, jedoch bereits auf vielen Plätzen – u. a. Kingsbarns – im Einsatz befindliche Gerät eine echte Verbesserung. „Harken und Rechen sind für Laub, nicht für Sand“, sagt dazu Jim Sorenson, der den Wunderroller mit seiner gleichnamigen Firma „Bunker Wizard“ vertreibt. Recht hat er! Für diese Art von strafloser Spielerleichterung macht man gern mal Werbung.


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The bunker wizard is a hazard game-changer ?

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Ryu stiftet Preisgeld-Hälften für Australien

Feiner Zug: Die Südkoreanerin So-Yeon Ryu spendet die Hälfte ihrer 90.000-Dollar-Dotierung für Platz zwei bei der ISPS Handa Vic Open zugunsten von Hilfsmaßnahmen nach der Brandkatastrophe in Australien und will selbiges wiederholen, falls sie bei der anstehenden Women's Australian Open erneut ins Geld kommt. „Obwohl ich Koreanerin bin und überdies viel Zeit in Amerika verbracht habe, ist Down Under für mich eine zweite Heimat“, sagte Ryu. „Mein Trainer ist Australier, mein Physio ist Australier, ich war oft zum Wintertraining in Australien und ich liebe Australien und seine Menschen.“

Pebble Beach: 60.000 Bälle pro Jahr im Pazifik?

Bilanz: Das AT&T Pebble Beach Pro-Am 2020 ist in den Büchern, und eine Frage noch offen – wie viele Bälle gehen eigentlich pro Jahr auf dem ikonischen siebten Loch übers Ziel, sprich übers Grün, hinaus und landen im Pazifik? Immerhin ist das Geläuf auf der Monterrey-Halbinsel ja ein öffentlicher Platz. Offizielle Zahlen von der Pebble Beach Golf Company gibt es nicht, aber allein der Teenager Alex Weber und seine Kumpels haben beim Tauchen in der Stillwater Cove bislang über 35.000 Bälle gesammelt. Das Portal „The Golf News Net“ hat hochgerechnet, dass bei 60.000 Runden pro Jahr wohl auch alljährlich rund 60.000 Bälle „nass“ werden, was sich angesichts des 100-jährigen Bestehens von Pebble Beach im Jahr 2019 zu Millionen Murmeln aus Plastik im Wasser addiert haben dürfte – ein ernsthaftes Umweltproblem. Die Betreiberfirma setzt daher seit vielen Jahren schon private Taucher ein, um möglichst viele Bälle wieder aus dem Pazifik zu klauben.

Bälle verloren, Leben bewahrt

Wenn sich schlechte Schläge zum Guten wenden: Adam Van Valkenburg ist kein sonderlich brillanter Golfer. Und die Par-4-Sieben auf dem Sunbrook Golf Course in Utah mit der Senke aus Lava und Wasser im Fairway ist ihm schon öfter zum Verhängnis geworden. Auch an diesem Samstag, bei einer Runde mit seinem Schwager Todd Albrecht, scheiterte Van Valkenburg am Hindernis, gleich vier Bälle schoss er in die Mulde, wollte sie diesmal aber nicht aufgeben, stieg trotz des scharfkantigen Gesteins den Murmeln hinterher – und fand den 82-jährigen Kay Bills, der als Spaziergänger ins Hindernis geklettert war, um verlorene Bälle zu sammeln und einen Schlaganfall erlitten hatte. Die beiden Männer verständigten den Rettungsdienst, der den geschwächten und desorientierten Bills unter großen Mühen bergen konnte. „Ich habe Adam zuvor noch nie so viele Bälle in dem das Hindernis versenken sehen“, erzählte Albrecht später über seinen Schwager. Die beiden gehörten überdies zu den letzten Golfern des Tages auf dem Platz und „haben meinem Mann das Leben gerettet“, sagte Bills‘ Frau Linda Loud. So was nennt man Fügung.

Tom Brady: Seitenhieb auf golfenden Rentner Manning

Rivalen der Golfbahn: Sie gehören zu den Größten ihrer Zunft, die beiden American-Football-Quarterbacks Tom Brady und Peyton Manning, der nach zwei Super-Bowl-Triumphen 2016 seine Karriere beendet hatte. Die freundliche Konkurrenz der beiden Superstars setzt sich dafür auf den Fairways fort. Als Manning beim Pebble Beach Pro-Am einen Annäherungsschlag knapp nicht einlochte und ein Podcast das entsprechende Video mit dem Zusatz „Brady hätte den versenkt“ veröffentlichte, da antwortete der unerreicht sechsfache Super-Bowl-Gewinner: „Nicht wirklich. Peyton ist momentan der bessere Golfer.“ Und fügte frotzelnd an: „Er hat seit einigen Jahren mehr Zeit zum Trainieren.“

Kingsbarns: Mobiles „Zielwasser“ für US-Golfer

Cheers, oder besser Slànte: Die Kingsbarns Golf Links haben von der zuständigen Bezirksregierung die Erlaubnis erhalten, mobil Alkohol auszuschenken. Was bisher Club- und Halfwayhaus vorbehalten war, darf künftig auch per Cart angeboten werden: „Sprit“ zur Bewältigung eines der großartigsten Kurse auf der Golflandkarte. Die Unterwegsversorgung wird aber nicht ständig über den ganzen Platz rauschen, weil ein solcher Verkauf den Spielfluss behindern könnte, sondern an bestimmten Haltepunkten bereitgestellt. Und das auch nur an sehr geschäftigen Tagen. „Der Service ist vor allem den Wünschen unserer amerikanischen Gäste geschuldet“, sagte eine Sprecherin. Für die gibt‘s dann schon ab 9 Uhr morgens Zielwasser.

„Lefty“ und der Zauber-Lob

Zum Schluss: Wir haben diese Back Nine mit Phil Mickelson begonnen, und wir beenden sie auch mit „Lefty“. Bzw. mit seinem „blinden“ 38-Meter-Lob nach einer verirrten Annäherung über den Kameraturm und durch die Bäume aufs Grün der 13 von Pebble Beach, wo er dann mit Schlag Nummer 4, einem Putt von 7,6 Metern, das Par rettete. Der 49-Jährige kann mit den Wedges wirklich zaubern:

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