Martin Kaymer

Martin Kaymer verteidigt LIV Golf: „Ich glaube an das Format und die Menschen dahinter“

21. Jun. 2022 von Alexandra Caspers in München, Deutschland

Martin Kaymer spricht über die LIV Golf Invitational Series. (Foto: Golf Post)

Martin Kaymer spricht über die LIV Golf Invitational Series. (Foto: Golf Post)

Martin Kaymer stellt sich im Rahmen der BMW International Open den deutschen Journalisten und kommt um ein Thema nicht herum: Sein Wechsel zur LIV Golf invitational Series. Er erläutert seine Sicht der Dinge, wie er das Auftaktevent in London empfunden hat und wie er seine sportliche Zukunft sieht.

Martin Kaymer: LIV Golf statt PGA Tour

Zu Beginn erklärte er, warum er sich für den Wechsel entschied, obwohl die PGA Tour in der Vergangenheit ein wichtiger Aspekt seiner Karriere war: "Ich habe aktiv die Entscheidung getroffen, meine (PGA Tour) Membership abzugeben", so Kaymer. "Da wo ich jetzt stehe in meiner Karriere hat sich viel verändert. Ich hätte dieses Jahr meine 15 Turniere überhaupt nicht mehr spielen können, um meine Membership für nächstes Jahr halten zu können." Er sähe sich nicht 12 Monate im Jahr in den USA leben. "Es wäre arrogant zu sagen, dass die paar Wochen und Monate, die ich in Amerika bin, reichen, um mir meine PGA-Tour-Tourkarte zu erspielen. Deswegen war es für mich eine logische Konsequenz darüber nachzudenken, wie sieht überhaupt mein Leben aus, wo möchte ich spielen und wo kann ich spielen." Er müsse realistisch sein. "Ich habe nur die European Tour und darauf werde ich mich konzentrieren." Die neue Tour biete ihm und seiner Familie deshalb die Möglichkeit für eine "zweite Karriere".

So lief das LIV-Golf-Event in London aus seiner Sicht

Die erste richtige LIV-Luft konnte er bereits beim Auftaktevent in London schnuppern. Dort habe er sich einiger Schmerzmittel bedienen müssen, um trotz seiner Sehnenkapselentzündung durch das Turnier zu kommen und nur mit 50 bis 60% spielen können. Trotzdem habe es viel Spaß gemacht. "Du musst um keinen Cut kämpfen, du weißt, du spielst drei Runden, wenn das Handgelenk hält." Positiv lobte er das Format, dem er eine Zukunft im modernen Golfsport zuschreibt. "Ich habe mich verpflichtet, weil ich an das Format glaube. Ich möchte jemand sein der die Golfsportart auf eine andere Art und Weise mit prägen kann." Sein Glaube daran, dass diese Bewegung etwas Gutes für den Golfsport sei, habe ihn auch dazu bewegt, die Kapitänsrolle zu übernehmen. Vor allem die Teamkomponente habe ihm viel Spaß gemacht.

Erwähnung fanden außerdem die Gestaltung und Modernität des Turniers durch den Einsatz von Drohnen, die Konzerte am Abend und die Kompaktheit des Events.  "Es ist für mich aber auf jeden Fall eine Sache, die man in der Zukunft unterstützen sollte."

Kaymer wünscht sich Zusammenarbeit der Touren

Während in den Medien sogar von einer "Spaltung" der Golfwelt die LIV Golf die Rede ist, sieht Martin Kaymer keinen Konflikt zwischen den Touren und wünscht sich, man würde sich einfach "an einen Tisch setzen", miteinander reden und gemeinsame Lösungen finden. "Ich sehe auf der einen Seite das traditionelle Golfspiel, mit vier Runden und einem Cut im Zählspiel und auf der anderen Seite eine neue Art, wie man Golfturniers spielen kann. Ich frage mich, warum es nicht möglich ist, dass sich alle an einen Tisch setzen."

LIV Golf sei offen dafür "Golf größer und stärker und populärer zu machen" und sich mit den anderen Touren zusammenzusetzen. "Wenn sich der 'Reiche' mit dem 'Armen' hinsetzen möchte, weiß ich nicht, warum der 'Arme' nicht sprechen möchte", reagierte Kaymer mit Unverständnis auf die Ablehnung der traditionellen Touren gegenüber der neuen Tour. Insbesondere für die European Tour sehe er eine Chance in der Zusammenarbeit mit LIV Golf. "Das heißt nicht, dass die European Tour und die LIV Tour gegen die PGA Tour sind. Wir Spieler sind ja auch nicht gegen irgendwas. Ich sehe es als sehr guten Zusatz für die Sportart."

Einen moralischen Konflikt sieht der zweifache Majorsieger angesichts des Ursprungs des Geldes im Private Investement Fund der saudischen Regierung und der Kritik wegen den Menschenrechtsverletzungen nicht. "Wenn man hinter den Vorhang guckt muss man hinter alle Vorhänge gucken. Und wenn man hinter alle Vorhänge guckt, sind die Touren gar nicht so unterschiedlich." Für ihn sei es wichtig gewesen, auch zu hinterfragen, wo das Geld der PGA Tour und European Tour herkomme. "Da ist die LIV Tour nicht wirklich anders, nicht wirklich besser, nicht wirklich schlechter."

Kaymer erhofft sich ein gemeinsames Vorantreiben der Sportart. "Für mich eine Riesenmöglichkeit eine zweite Karriere zu haben in der Situation, in der ich gerade bin."


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